Baschi
Sänger und Songwriter
Fürs «Volksstimme»-Nachtcafé unterbrach Baschi die Aufnahmen zu seinem neuen Album. Im Talk präsentierte er sich gesprächig, aufrichtig und witzig. Baschi brachte sogar seine Klampfe mit und gab den rund 100 Zuschauern ein Ständchen.
pm. Man hätte den kurzen Bruch im Lied «Unsterblich» auch für Improvisation halten können. Aber Baschi ist eine ehrliche Haut, die nichts überspielt. «Das nervt mich jetzt!», sagt er, kaum hat er seinen zweiten Liedvortrag, die Hochdeutsche Version von «Irgendwie wunderbar», beendet. Und entschuldigt sich: «Ich war viel zu nervös.»
Dabei hat der intime, akustisch begleitete Solovortrag gezeigt: Baschi singt viel besser als früher. Den Fans im von rund 100 Personen besuchten «Volksstimme»-Nachtcafé war der Lapsus sowieso einerlei. Sie freuten sich, dass Baschi überhaupt nach Sissach gekommen ist – wofür er sogar die Studioaufnahmen unterbrochen hat. Kaum ist der Talk zu Ende, wird der 24-jährige Gelterkinder von vornehmlich jungen, weiblichen Autogrammjägern umringt.
Sevens Eifersucht
Zuvor hatte sich Baschi während 45 Minuten seinem Motto «ehrlich, authentisch und von Herzen» getreu gezeigt – und hatte dabei auch mehrere Male die Lacher auf seiner Seite. Zum Beispiel, als ihn «Volksstimme»-Verlagsleiter Robert Bösiger auf die DRS3-Sendung ansprach, in der Soulsänger Seven Baschis Glaubwürdigkeit wegen seiner Castingshow-Vergangenheit und seines Versuchs, sich mit Hochdeutsch einen grösseren Markt zu erschliessen, hinterfragte. Baschi konterte: «Ich weiss nicht, wie glaubwürdig ein Aargauer ist, der Englisch singt.» Seven, dessen Musik er schätze, sei wohl nur neidisch, weil er nur halb so viele CDs verkaufe.
Dass sein hochdeutsches Album «Auf grosser Fahrt» zwar in der Schweiz, noch nicht aber in Deutschland erhältlich ist, beweist für Baschi, dass die deutsche Plattenfirma an ihn glaubt: Sie warte den richtigen Zeitpunkt ab und wolle ihn nicht einfach verheizen.
Bereits vor einigen Monaten gelang dem erfolgreichen Mundartsänger, die Aufmerksamkeit der deutschen Öffentlichkeit auf sich zu ziehen: Filmstar Til Schweiger («Inglorious Basterds») hat Baschis Song «Unsterblich» nicht mehr aus dem Kopf bekommen und liess ihn während des Abspanns seines Erfolgsfilms «Zweiohrküken» laufen. In der Folge trat Baschi in zahlreichen deutschen TV-Sendungen auf. «Ich dachte schon, jetzt geht es ab. Aber dem war nicht so», erzählt Baschi. Um gleich hinzuzufügen: «Meine Chance kommt noch!»
Naivität und Selbstvertrauen
Man merkt immer wieder: Baschi will möglichst hoch hinaus. Dass er das offen sagt und dafür auch allerlei ausprobiert – wie zum Beispiel die Doku-Soap «Baschi national» –, trägt ihm auch Kritik ein. «Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell einem die Leute vergeben, wenn man einen ‹Seich› gemacht hat», sagt er. Baschi gibt zu, dass er sich manchmal naiv verhält. Doch für ihn ist wichtig, dass die junge Generation mit mehr Selbstvertrauen auftritt – und dabei seien Fehler erlaubt.
Weitere Themen waren seine neue James-Dean-Tolle («Die Frisur stand bei der Familie Bürgin schon immer im Zentrum»), sein Verhältnis zu Kult-Trainer Gilbert Gress («sogar bei einem Freundschaftsspiel gegen Behinderte ist er voll bei der Sache»), seine langjährige Freundin Katy («Das Rezept heisst Liebe») sowie seine Zukunftsträume («Ich würde gerne mal ein Restaurant führen»).
Doch vorerst bleibt es bei der Musik. Seit einer Woche werkelt Baschi am vierten Mundartalbum, das er zusammen mit seinem langjährigen Gitarristen Philippe Merk selbst produziert. Die Aufnahmen in einem Studio in Fribourg dauern noch bis Oktober, im Dezember erscheint der Silberling, und die grosse Tournee soll im März 2011 starten.
Volksstimme Nr. 105 / 2010