Nachtcafé vom 09.04.2015   Liste aller Gäste       

Heidi Happy
Das «fröhliche Mädchen» mit der Gitarre 

Heidi Happy

Warum Schweizer Mundart für sie kratzig, Konzerte in Russland beinahe unheimlich und ihre Musik schwierig einzuordnen sei: Darüber sprach die Luzernerin Heidi Happy im Nachtcafé.


Alleine mit ihrer Gitarre – so fühlt sich Heidi Happy am wohlsten. Und genau so gab die Luzerner Sängerin am Donnerstagabend eine musikalische Kostprobe als Abschluss des «Volksstimme»-Nachtcafés. Die Besucher liessen sich von einer Ballade der 34-Jährigen begeistern, viele der Anwesenden bekannten sich in der Fragerunde zuvor als wahre Heidi-Happy-Fans.

Die Musik von Heidi Happy, die mit bürgerlichen Namen Priska Zemp heisst, zu definieren ist schwierig. «Meine Musik kann man nicht allgemein einordnen, vielmehr die einzelnen Alben», sagte Heidi Happy. Insgesamt fünf Platten hat sie schon veröffentlicht. «Meine Musik reicht von Country-Klassik bis Orgel-Pop.»

Happy singt ihre Lieder in englischer Sprache – seit Anfang an. In einem Austauschjahr in Amerika, als sie 17 Jahre jung war, hatte sie begonnen Lieder zu schreiben. «Schweizerdeutsch als Alternative fand ich damals zu kratzig.» Zudem sei die Wortwahl im Dialekt eine heikle Gratwanderung: «Die Grenze zwischen peinlich und falsch zu richtig und treffend ist sehr schmal.» So hat Happy in ihrer Karriere nur gerade für eine Kinder-CD ein Mundartlied aufgenommen.

Musik spielte während Happys ganzem Leben eine wichtige Rolle – schon im Elternhaus. Happy bezeichnete ihren Vater als «passionierten Chorsänger», ihre Mutter ist als professionelle Sopranistin tätig. «Der Beruf Sängerin wurde in unserer Familie daher immer als ‹richtig› angesehen», sagte Happy, die vor ihrer Musikkarriere das Lehrerseminar besucht hatte, sich im Lehrerberuf aber nie richtig wohlfühlte.

Geprägt wurde Happy auch in jener Zeit, als sie mit dem Duo Yello unterwegs war. Gemeinsam mit Dieter Meier und Boris Blank ging sie vor rund sechs Jahren hierzulande und im Ausland auf Tournee und gab mehreren «Yello»-Songs ihre Stimme. «Es war eine sehr eindrückliche Zeit», so Happy, die eine erneute Zusammenarbeit mit dem Musiker-Duo nicht ausschliesst.
Dank «Yello» habe sie vor allem mehr Popularität im Ausland gewonnen. Dies half ihr auch für ihre Solokarriere. Beinahe überall hat Happy schon Konzerte gegeben. So berichtete sie im Nachtcafé über unheimliche Ruhe im Publikum während der Konzerte in Russland und den berauschenden Jubel und Autogrammstunden danach oder einem Festival in England, wo die Besucher beinahe zu Freunden wurden.


«Schöpferische Pause»

Nach zehn Jahren auf der Bühne nimmt sich Happy bald eine Auszeit. In rund drei Monaten wird die 34-Jährige zum ersten Mal Mutter. «Damit bin ich ein bisschen weg vom Fenster», sagte Happy. In den letzten Jahren habe sie CD an CD produziert. «Diese im wahrsten Sinne des Wortes schöpferische Pause kommt mir gelegen», sagte Happy und schmunzelte, um das Wort «Babypause» zu umgehen. Wann sie wieder als Sängerin auftrete, liess Happy offen. Dafür schloss sie eine Karriere im Fernsehbusiness aus: «Dafür stottere ich zu oft. Hast du dies nicht bemerkt?», fragte Happy den Moderator Robert Bösiger. Nein, hat er nicht – und die Besucher auch nicht. Vielmehr liessen sie sich von der fröhlichen und aufgestellten Art der Sängerin eine Stunde lang anstecken.



Volksstimme Nr. 42 / 2015