Alex Capus
Schriftsteller
Der Oltner Schriftsteller Alex Capus sprach im «Volksstimme»-Nachtcafé über seinen Beruf, seine Heimatstadt und seine Arbeitsweise. Dabei wurde klar: Der Mann kann nicht nur schreibend, sondern auch redend bestens unterhalten.
bas. Als Alex Capus die 26 Buchstaben des Alphabets erlernte, fing es an. Er schrieb seine ersten Geschichten – damals noch über Cowboys und Piraten – in Schulhefte und liess sie seine Schulkameraden lesen, wenn sie ihm eine Glace spendierten: Ein Schriftsteller war geboren.
Diese und viele andere unterhaltsame Anekdoten erzählte der Oltner Autor Alex Capus am vergangenen Donnerstagabend im «Volksstimme»-Nachtcafé in der Oberen Fabrik. Und er hat es weit gebracht: Aktuell ist er mit seinem neusten Roman «Léon und Louise» zum Deutschen Buchpreis 2011 nominiert. Doch Capus ist deswegen nicht abgehoben: «Die Nominierung ist eine Ehre, aber Literatur ist keine olympische Disziplin.»
Erstes Buch im Selbstverlag
Capus wurde 1961 als Sohn eines Franzosen und einer Schweizerin – «von Büsserach» – in der Normandie geboren. Seine ersten fünf Lebensjahre verbrachte er in Paris, bevor er mit seiner Mutter nach Olten zog. Dort lebt er auch heute noch, zusammen mit Frau und fünf Söhnen. Fühlt sich Capus eher als Franzose oder als Schweizer? In der Schweiz fühle er sich französisch, aber in Frankreich wie ein Schweizer, sagte er. Doch «der Hang der Franzosen zur Anarchie wurde mir schon in die Wiege gelegt».
Capus ist allerdings kein Anarchist, sondern präsidiert die SP Olten. Er sei allerdings ohne «weitergehende politischen Ambitionen», hielt er fest.
Nach einem Geschichtsstudium ohne Abschluss arbeitete Capus als Journalist, unter anderem bei der Schweizerischen Depeschenagentur (sda). Sein erstes Buch gab er im Selbstverlag heraus und verkaufte es in Oltens Beizen.
Der Schriftsteller hat auch ein Flair fürs Handwerk. «Ich arbeite gerne physisch», sagte er. So half er denn auch mit Freude bei der Renovation des Restaurants Flügelrad in Olten, das er gemeinsam mit zwei Autorenkollegen kaufte. Nein, wenn er mit dem Presslufthammer arbeite, überlege er sich keine neuen Geschichten, sagte er: «Dann gibt es nur mich und den Hammer und den bröckelnden Putz – sonst nichts.»
Ansonsten geht der Autor mit Interesse durch die Welt und trifft darum «draussen täglich tausend Geschichten» an. Oft wisse er sofort, wenn etwas sein nächstes Thema sei. Wie genau er auf die vielen Einfälle komme, könne er allerdings nicht genau sagen, gestand Capus: «Es ist wie in der Liebe: Wenn man sie sucht, findet man sie nicht.»
Viele der bisher 14 Capus-Bücher handeln von historischen Themen und den Menschen, die mit ihnen verhangen sind. Der Schriftsteller recherchiert gerne, und was er nicht recherchieren kann, erzählt er dazu. So auch bei «Léon und Louise», seinem neusten Buch, in dem er der Geschichte seines eigenen Grossvaters und dessen Geliebter nachspürte. Bald zieht es Capus nach Kalifornien, wo er der Geschichte des jüdischen Radiologen Felix Bloch nachgehen will, der sich weigerte, die Atombombe zu bauen.
Überzeugte auch als Entertainer
Am Nachtcafé in Sissach zeigte Capus im Gespräch mit Robert Bösiger, dass er nicht nur schreiben kann, sondern auch als Entertainer taugt. So vermochte der Schriftsteller das zahlreich erschienene Publikum bestens zu unterhalten und beantwortete die Fragen mit Witz, aber auch immer mit dem nötigen Tiefgang. Im Anschluss bildete sich vor dem Bartischchen, an dem der Autor seine Bücher signierte, eine lange Schlange.
Volksstimme Nr. 95 / 2011