Nachtcafé vom 18.09.2003   Liste aller Gäste       

Pascal Zuberbühler
FCB-Torwart 

Pascal Zuberbühler «War noch nie so in meinen Beruf verliebt»
FCB-Goalie Pascal Zuberbühler war am vergangenen Donnerstag zu Gast im «Volksstimme»-Nachtcafé. Vor vollen Rängen erzählte er über den Erfolg des FCB, Fussball im Ausland und in der Schweiz und auch Hakan Yakins kurzen Abstecher nach Paris.

gr. Zubi. Ein Zauberwort, das das KiK bis auf den letzten Platz füllt, so schnell wie noch nie, so früh wie noch nie. In den ersten Reihen sitzen fast nur Kinder – im Einheitsdress. Möch ten Sie die Farben ihrer T-Shirts wissen? Die Kinderaugen strahlen, hängen an Zubis Lippen, die Münder stehen offen. Zum Glück gibts seit neuestem Natels mit eingebautem Fotoapparat. Die Gschpönli werden neidisch sein, wenn sie ein Zubi-Bild per MMS erhalten.
Dabei hätte Zubi eigentlich gar nicht ins KiK kommen dürfen: «Christian Gross sieht es nicht so gerne, wenn wir am Abend vor einem Spiel noch solche Verpflichtungen wahrnehmen.» Nichtsdestotrotz, Zubi gab bereitwillig Auskunft über seinen Einsatz beim FC Basel, so etwa über das häufige Leben in den Hotels: «Ich habe nachgerechnet, dass ich in der vergangenen Saison mehr bei meinem Zimmerpartner Mario Cantaluppi im Hotel übernachtet habe als zuhause bei meiner Frau.» Das ständige Unterwegssein gehöre halt zum Profi leben, meinte der Thurgauer lapidar. Ihn stresse das nicht.
Zum Fussball kam Zubi im eher späten Alter von 15 Jahren. Zwar hatte er als kleiner Knirps schon Erfahrungen mit Fussballtraining, aber da war ihm das Ganze noch zu unorganisiert. Er widmete sich mehr oder weniger begeistert der Leichtathletik, obwohl fast alle Jungs aus seiner Klasse schon dem runden Leder nachhechteten: «Wenn die anderen Training hatten, ging ich halt Speere und Bälle werfen.» Am Ende erlag er dem Gruppenzwang, ging ins Fussballtraining und war von Anfang an Goalie, wie schon sein Vater: «Ich war halt schon als Goalie gestempelt», so Zubi.

Keine Abnützung
17 Jahre später ist er es immer noch und Abnützungserscheinungen machen sich noch keine breit: «Ich war noch nie so verliebt in meinen Beruf wie jetzt.» Kein Wunder, denn der FCB reitet auf einer Erfolgswelle sondergleichen. Wie man sich denn noch motiviere, wenn man neun oder elf oder wie viel auch immer Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten habe, wollte «Volksstimme»-Sportredaktor Daniel Aenishänslin wissen. «Du hast wohl mit Fussball nicht so viel am Hut», rutschte es Zubi bei so viel Ungewissheit über den FCB-Zählerstand heraus.
Die Retourkutsche liess nicht lange auf sich warten. Als Zubi über Uefa-Cup und Champions-League philosophierte machte er Celtic Glasgow fälsch licherweise zum Gewinner des vergangenen Uefa-Cups. «Du hast wohl mit Fussball nicht so viel am Hut», entgegnete Aenishänslin.
Natürlich kamen auch das Thema «im Ausland spielen» und die Episode «Hakan Yakin will nach Paris» aufs Tablett. Zubi, der unter anderem unter Christoph Daum bei Bayer Leverkusen gespielt hat, will mittlerweile lieber mit dem FCB international mitreden. Schweizer Fussball sei zudem durchaus konkurrenzfähig. Und zu Hakans Missgeschick in Paris meinte er nur: «Ich bin froh, dass er wieder da ist. Er gehört nach Basel. Er konnte von dieser Erfahrung mental dazulernen.»
Richtig herzig wurde es, als das Publikum an der Rei he war, seine Fragen zu stellen. Die ganz jungen Fans wollten fast alles wissen: «Herr Zuberbühler, welches ist Ihre Lieblingsfarbe?». «Schwarz», meinte Zubi und «grasgrün ist doch auch schön.» «Herr Zu berbühler, wie reagieren Sie, wenn Murat Yakin einen Penalty verschiesst?», so die nächste Frage. «Das passiert ihm doch nicht», wollte sich der Goalie aus der Affäre ziehen, doch der Kleine hakte nach: «Doch, neulich grad, gegen GC!» Ertappt: «Dann macht halt Jimmy einen mehr.»

Volksstimme Nr. 113 / 2003