Nachtcafé vom 24.10.2019   Liste aller Gäste       

Rolf Knie
Artist und Maler 

Rolf Knie Immer etwas Clown

Wo liegt sein grösstes Talent? Rolf Knie, ehemaliger Artist, Clown und nun seit vielen Jahren Kunstmaler, gab im «Volksstimme»-Nachtcafé eine überraschende Antwort: im Fussball

tho. Der Schlussapplaus war eigentlich schon verklungen und Talkmaster Robert Bösiger hatte die Bühne bereits geräumt. Rolf Knie (70) genoss derweil gut gelaunt ganz alleine das Rampenlicht in der Oberen Fabrik in Sissach und war für einen Moment sogar versucht, das Publikum solo weiter zu unterhalten. Er beliess es dann aber dabei, nochmals den Clown zu machen: Er begab sich zum Bühnenrand, drehte am Ohr und spritzte den Schluck Wasser, den er zuvor in den Mund genommen hatte, ins Publikum. Letztes Gelächter, die alte Nummer hat man natürlich nicht vergessen.

Knie, der Clown. Doch die rote Nase setzte er im Nachtcafé nur zwischendurch auf und sprach ansonsten eher ungeschminkt über sein Leben. Zum Beispiel über seine Jugend, die er als glücklich empfand, jedenfalls solange er nicht die Schulbank drücken musste. Er bevorzuge die Schule des Lebens: «Alles, was ich gelernt habe, habe ich nie gemacht. Und alles, was ich gemacht habe, habe ich nie gelernt.» Sein bester Lehrer, und das klang während des ganzes Talks immer wieder an, schien sein Vater Fredy Knie gewesen zu sein.

Dieser habe ihn selbst dann noch unterstützt, als der erfolgreiche Clown Rolf Knie den Circus Knie verliess, um sich fortan als Künstler zu betätigen. Die anderen Familienmitglieder scheinen das weniger goutiert zu haben, liess der Talk-Gast durchblicken. Doch über die Familie wollte er in Sis­sach nicht reden und lenkte clownesk vom Thema ab, indem er unvermittelt auf den Wetterbericht zu sprechen kam.

Chaplin, Jackson, Bowie, Dimitri

Dem Publikum gefielen die Einlagen des 70-Jährigen. Er erzählte von seinen Begegnungen mit der Weltprominenz – mit Charlie Chaplin und dessen Familie, mit Michael Jackson, mit David Bowie, mit dem er immer einmal wieder in den Ausgang gegangen sei, natürlich von seinen Mit­clowns Gaston und Dimitri und vor allem auch von Emil, mit dem ihn seit Jahrzehnten eine schöne Freundschaft verbinde. Emil sei es auch gewesen, der ihn als Künstler gefördert habe. Mit ihm habe er auch privat immer viel «Seich» gemacht. Ja, Clowns seien auch dann lustig, wenn sie nicht in der Manege stehen.

Talkmaster Bösiger stellte fest, dass Rolf Knie ein Multitalent sei – er betätigte sich auch schon als Akrobat, Schauspieler, Bildhauer, Fussballer, Tennisspieler?… «In den meisten von uns schlummern viele Talente», sagte Knie. Er habe einfach den Mut gehabt, diese Talente auch zu entwickeln. Alles aber könne er beileibe nicht – Kochen zum Beispiel. Aber wo war sein Talent am grössten? Knie – nach einigem Zögern: «Fussball.» Einst war er in der ersten Mannschaft des FC Zürich und hätte, so sagt er, mehr spielerisches Vermögen als die meisten anderen gehabt. Diese Karriere habe er jedoch fallengelassen, weil er sich damals als junger Mann dem elterlichen Circus zugewandt habe.

Dass er später, als er mit dem Malen begann, in den Medien nicht nur auf Zustimmung stiess, kann er heute teilweise nachvollziehen, wie er sagt. Andere Künstler, die möglicherweise mehr Talent haben, hätten weniger Beachtung bekommen als er, der das «grosse K» auf dem Rücken habe. Gute Kunst sei allerdings immer umstritten, philosophierte er, gleichwohl sei die Kritik an ihm und seinen gegenständlichen Bildern – häufig mit Circus-Motiven – zum Teil überzogen und nicht fair gewesen. Er habe einem Journalisten deswegen auch einmal «eine in d Schnuure ghaue». Allerdings habe es sich nachträglich herausgestellt, dass er den falschen erwischt hatte?…

Werbung für das Musical

Zukunftsprojekte scheint Knie zu haben, doch spruchreif sei nichts. Was er allerdings mache, das müsse sich rechnen: «Ich liebe es, Geld zu verdienen.» Aktuell beschäftigt ist er derzeit sowieso noch mit dem «Circus Musical von Rolf Knie», das er zum 100-
Jahr-Bestehen des Circus Knie auf die Beine gestellt hat (hier allerdings komme er finanziell bestenfalls «heraus»). 70 Vorstellungen in Dübendorf und Bern seien bisher absolviert, sagte Rolf Knie – jede Vorstellung habe mit «Standing Ovations» geendet. Tragender Darsteller im Stück ist Florian Schneider. Der Musicalsänger aus Eptingen war es denn auch, der zum Schluss in der Oberen Fabrik auf der Bühne eines der Knie-Lieder sang – beste Werbung für das Musical, das demnächst auch in Basel läuft. Ein Tipp dazu: Tickets sollten nur an offiziellen Verkaufsstellen bezogen werden (Ticketcorner usw.). Offenbar treiben Betrüger ihr Unwesen.

Knie übrigens bekundete während des kurzweiligen Talks, dass er stolz sei auf die Schweiz und ihre Demokratie. Dennoch habe er noch niemals gewählt oder abgestimmt. Er kenne zwar so manchen Bundesrat und sei mit einigen auch Duzis («alles glatti Cheibe»). Aber so richtig in die Vorlagen reinbeissen möge er sich nicht. Politik scheint nichts für Clowns zu sein. Jedenfalls nicht für solche, die mit roter Nase ins Scheinwerferlicht treten

Volksstimme Nr. 119 / 2019