Nachtcafé vom 23.06.2009   Liste aller Gäste       

Famara
Schweizer Reggae-Musiker 

Famara Vom Coop-Kassierer zum Reggae-Star
Weisses Unterhemd, Bluejeans und Turnschuhe: Ein sympathischer Star ohne Allüren, so zeigte sich der Reggae-Musiker «Famara» am vergangenen Donnerstagabend im «Volksstimme»-Nachtcafé.

bas. Vielleicht lags am lauschigen Sommerabend, vielleicht auch an Sissachs mangelnder Nähe zur Reggae-Musik: Leider lockte «Famara» kein grosses Publikum aus den Gärten in die Obere Fabrik. Dabei hatte der Musiker viel Spannendes zu erzählen über die Umstände, wie ein Fabrikantensohn aus dem Leimental zum afrikanischen Reggae-Star werden kann.
«Famara» heisst eigentlich Thomas Nikles. Seinen Künstlernamen hat der Baselbieter seinen afrikanischen Freunden zu verdanken, die ihm einen afrikanischen Vornamen gaben – an der Westküste Afrikas ist Famara so geläufig wie bei uns Stefan oder Lukas. Der Name blieb ihm, wie auch die Musik. Jahrelang reiste «Famara» nämlich immer wieder nach Afrika, wo er bald bekannter war als in seiner Heimat der Schweiz.
Reggae ist sein Leben. Seine Konzertliste ist beträchtlich, eben erst kam er zurück von einer Europatournee. Auf die Frage von «Volksstimme»-Verlagsleiter Robert Bösiger, wie er denn überhaupt auf den Reggae gekommen sei, erzählt «Famara» von einer Lasershow auf dem Basler Theaterplatz anno 1983. Dort seien «drei Typen mit Congas», also afrikanischen Trommeln, gesessen und hätten getrommelt: «Da machte es Klick bei mir. Das wollte ich auch können.»
Dennoch machte «Famara» in den Achzigerjahren erst mal eine Lehre als Coop-Verkäufer: «Ich sass an der Kasse, füllte die Regale auf, rüstete Salat.» Doch in der normalen Arbeitswelt war er unglücklich. Auch der Versuch, im elterlichen Betrieb einzusteigen, misslang.

Verschiedene Sprachen
Die Sache mit der Musik hingegen misslang ihm nicht. Heute trommelt «Famara» immer noch, singt aber auch, und zwar unter anderem in Englisch, Französisch, Spanisch, Deutsch und diversen afrikanischen Dialekten. Ein Sprachgenie sei er aber nicht, sagt er bescheiden, denn: «Ich kann ja keinen afrikanischen Dialekt perfekt.»
Nachdem er vor 13 Jahren über einen senegalesischen Bekannten zum ersten Mal afrikanischen Boden betrat, durchlebte «Famara» auf dem Schwarzen Kontinent eine Traumkarriere: Er traf die entscheidenden Leute, die sein Talent erkannten, die Presse biss an, und bald sass er als weisser Reggae-Musiker in einer Fernsehshow. «Es waren die richtigen Vibes», meint «Famara» dazu – in Afrika habe er sich stets zu Hause gefühlt.

Ohne Allüren
Vor drei Jahren war er zum letzten Mal dort. Danach erlitt der Musiker einen Zusammenbruch – Burnout. «Es war eine katastrophale Zeit. Ich konnte nicht mehr sprechen», blickt er zurück. Nicht nur das Nichtvorhandensein irgendwelcher Starallüren des Reggae-Stars, sondern gerade auch die Offenheit, mit der er über seine Schwächen spricht, brachte ihm im Publikum viele Sympathien ein.
Heute hat sich «Famara» erholt. Ein neues Album ist auf dem Markt und diverse Konzerte stehen an. Und wer den «Nachtcafé»-Gast in Action erleben will, braucht nicht nach Afrika zu reisen: Ein Besuch am «Liestal Air» am nächsten Samstag reicht völlig aus.

Volksstimme Nr. 72 / 2009