Der Weltenbummler Peter Reber ist sesshaft geworden
Er ist der Schweizer Künstler, der am meisten Platten verkauft hat. Jahrelang segelte er mit seiner Frau über die Weltmeere. Peter Reber, der Berner Sänger, hat mittlerweile wieder festen Boden unter den Füssen. Im «Volksstimme»-Nachtcafé berichtete er von seinen Erlebnissen.
gr. «Die Insel muss man in sich tragen, man muss suchen und kann sie überall finden», antwortete Peter Reber auf die Frage von «Volksstimme»-Chefredaktor Rolf Wirz, wo denn die Insel sei. Rebers musikalische Ader zeigte sich schon früh. So habe er schon in der ersten Klasse seine Geigenlehrerin darauf hingewiesen, dass ihre Geige verstimmt sei. «Zum Glück ist die Lehrerin nicht verstimmt gewesen», schmunzelte Reber.
Dank dieser Lehrerin wurde der junge Reber ans Konservatorium geschickt, wo er sich zum Pianisten ausbilden lassen wollte. Seine dortige Karriere nahm jedoch ein jähes Ende.
Da er es gewagt hatte, in einer Pause Ragtime und Boogie-Woogie zu spielen, flog der sechzehnjährige Reber vom Konservatorium. Nach diesen Erfahrungen sei er dann in die Unterhaltungs-Musik abgedriftet.
Austauschschüler und Lebensretter
Das Gymnasium hat Reber als Austauschschüler in Wales zu Ende gebracht. Am «Atlantic College» bestand sein erstes Erlebnis darin, einen Taucheranzug, nicht etwa Bücher, zu fassen. «Wir wurden auch zum Lebensretter ausgebildet. Das hat gefegt.» In Wales fand er die Zeit, intensiv Gitarre zu spielen. Mit der Matur im Sack zurück in der Schweiz hat natürlich die Armee angeklopft.
Reber hat es immerhin zum Offizier gebracht, was gar nicht zum so friedlich wirkenden Sänger passen will: «Ich habe kein Problem, meine Pflicht zu erledigen», so Reber. Die Offiziersschule sei für ihn eine Chance gewesen, an die Grenze zu gehen.
Im Zuge der Beat-Bewegung gründete Reber seine erste Band. Am Schlagzeug sass Marc, mit welchem er später das Trio «Peter, Sue und Marc» gründete. «Damals hat man etwa dreimal am Tag eine Band gegründet», erinnert sich Reber. Sein erster Gehversuch hielt immerhin ein halbes Jahr, dann folgte der Aufenthalt in Wales.
«Peter, Sue und Marc»
Nach seiner Rückkehr traf Reber wieder auf Marc. Dieser brachte die Sängerin Sue ins Spiel. Man gründete ein Trio, angelehnt an ihre Helden, die Folk-Gruppe «Peter, Paul and Mary», nannten sie sich fortan «Peter, Sue und Marc».
«Wir sind nie entdeckt worden, wir mussten uns selber entdecken», so formulierte Reber das Vorwärtskommen des Trios. Runde acht Jahre tingelten «Peter, Sue und Marc» umher. Alle drei waren berufstätig oder am Studieren, die Musik war ein Nebenverdienst. Reber studierte zu der Zeit Psychologie an der Uni Bern: «Mit der Zeit haben mich meine Professoren mehr am Fernseher denn an der Uni gesehen.»
Richtig los ging es dann mit einigen Eurovisionsbeiträgen. So landeten «Peter, Sue und Marc» 1976 mit «Djambo Djambo» in Den Haag auf dem vierten Platz.
Hektische Zeit für das Trio
Rund 1000 Konzerte spielte das Trio, veröffentlichte jedes Jahr zwei LPs und trat in mehr als 100 Fernsehsendungen auf. Am Silvester 1981 gab es den letzten Fernsehauftritt bei Kurt Felix' «Teleboy». Den Beschluss, das Trio aufzulösen, habe man schon vorher gefasst, erzählte Reber, da das Privatleben mittlerweile arg zu kurz kam.
Marc erfüllte sich mit der Eröffnung eines Weingeschäftes einen lange gehegten Traum. Sue versuchte sich an einer Solokarriere, welche aber ins Stocken geriet. Ob er heute noch Kontakt mit den beiden habe, wollte Wirz wissen: «Marc ist wie ein Bruder für mich, und mit Susi versteh ich mich auch wieder besser», so Reber. Sue und er waren von 1969 bis 1975 auch privat liiert.
Seine heutige Frau Livia lernte Reber bei einem Fernsehauftritt kennen. Beim eiligen Betreten des Studios schlug er ihr seinen Gitarrenkoffer an den Kopf, sie drehte sich um und da war es um die beiden geschehen.
Auf Kolumbus’ Spuren
Zusammen mit ihr ging es nach dem Ende von «Peter, Sue und Marc» auf Weltreise. Reber hegte schon lange eine Leidenschaft für Segelboote: «Man gelangt in einem vernünftigen Tempo, bei dem die Seele noch mitkommt, von einem Ort zum andern», beschreibt er die Faszination.
Rebers erfüllten sich den Traum von einem eigenen Boot, machten die notwendigen Ausbildungen. Unter den Reisezielen befanden sich Südamerika, ein längerer Aufenthalt in der Karibik. Später ging es durch den Pazifik nach Alaska. Intensive Momente gab es einige, unter anderem die unangenehme Begegnung mit einem Hurrikan, die aber glimpflich ausging.
Erfolgreich von hoher See aus
Nach dem Ende von «Peter, Sue und Marc» hat Reber zwei Jahre keine Musik gemacht. Die auf den Reisen gewonnenen Eindrücke setzte er in Liedern um. Anfangs fand sich keine Plattenfirma, die bereit war, Lieder eines Künstlers zu veröffentlichen, der sich gar nicht im Land befindet. Die Veröffentlichung seiner ersten LP «Grüeni Banane» geriet dennoch zum vollen Erfolg.
Die zwei Kinder, die während der Weltreise geboren wurden, waren ein Grund, warum Rebers wieder in die Schweiz zurückkehrten. Und: «Irgendwann hat man das Schiff gesehen.» Somit lebt die Familie mittlerweile wieder in ihrem umgebauten Bauernhaus in der Nähe von Bern.
Im Moment beschäftigt sich Reber mit der Promotion der neuen CD «Ds Hippigschpängschtli uf em Schuelwäg». Es handelt sich dabei um ein Präventionsprojekt, welches sich an Kinder auf dem Schulweg richtet. Wie nicht anders zu erwarten, ist Reber auch mit dieser CD in die Hitparade eingestiegen.
Volksstimme Nr. 109 / 2002