Nachtcafé vom 09.01.2014   Liste aller Gäste       

Gabriel Vetter
Slam-Poet, Kabarettist und Schriftsteller 

Gabriel Vetter Der Kabarettist, Autor und Slam-Poet Gabriel Vetter hat im «Volksstimme»-Nachtcafé aus dem Nähkästchen geplaudert und zum Schluss mit seinen ­Texten begeistert.

bas. Seinen allerersten Auftritt an einem Poetry Slam hat er gleich gewonnen. Und auch am Donnerstag im «Volksstimme»-Nachtcafé hatte Gabriel Vetter das Publikum schnell im Sack. Seit zehn Jahren ist der «Thurgauer mit Aszendent Schaffhauser», wie er seine ländliche Herkunft selbst beschrieb, als Slam-Poet aktiv. Ein Slam-Poet sei «ein Dichter, der vor Publikum auftritt, und das Ganze geschieht mit Wettbewerbs-Charakter», erklärte Vetter. «Der Wettbewerb ist allerdings völlig egal. Er ist ein ­trojanisches Pferd, um dem Abend eine Dramaturgie zu geben.» Man sei sowohl Autor als auch Schauspieler und Regisseur.
Im Jahr 2006 gewann Vetter den renommierten Kabarett-Preis des Salzburger Stiers. Als er telefonisch darüber unterrichtet worden sei, sei er gerade in Basel im ­30er-Bus gesessen, erzählte er in Sissach. Bisher hat er drei Alben mit Poetry Slam herausgegeben. Er schreibt auch Kolumnen und Theaterstücke. Seit 2012 ist er in der Sendung «Vetters Töne», dem Nachfolger der Satiresendung «Zweierleier», regelmässig auf Radio SRF 1 zu hören. «Woher nimmst du die Themen?», wollte Nachtcafé-Gastgeber Robert Bösiger wissen. «Ich weiss es nöd», gestand Vetter. Er sei allerdings keine Ein-Mann-Fasnacht, betonte er. Angesprochen auf Anfeindungen und Tabus, sagte er, er habe auch schon Drohbriefe erhalten.
Tabus sind für den 30-Jährigen Rassismus und Ausländerhass. Mit Reizthemen kokettiert der Kabarettist allerdings hin und wieder gern: «Etwas habe ich gelernt: ­Religion, Tiere – vor allem Delfine – und die Rudolf-Steiner-Schule sind Reizworte», so Vetter. Auf die Bemerkung nach seiner politischen Ausrichtung, er sei ein Linker, ­konterte er: «Ich bin einfach vernünftig.»
In der Saison 2012/13 war ­Vetter als Haus-Autor am Theater Basel angestellt. In dieser Zeit habe er sehr viel gelernt. Nun hat er einen 20-Prozent-Job als Veranstaltungs-Dramaturg. «Ich wollte, dass im Vertrag ‹Hofnarr› steht, aber das ging leider nicht», so Vetter.

Mit Schnauz gegen Abfall
Angesprochen auf aktuelle Projekte erzählte er von einer Mini-Serie für die SRG mit Namen «Güsel», in der es unter anderem um Abfalldetektive gehe. Die Sitcom soll im April auf dem Internet zu sehen sein. Das Projekt erklärt auch den Schnauz, den Vetter am Donnerstag trug und den er selber als ­«seltsam» bezeichnete.
Zum Schluss der Veranstaltung gab Vetter ein paar Müsterchen seines Schaffens zum Besten, ­darunter seinen allerersten Slam-Text: ein Requiem auf den Cervelat. Die Wurst habe ihn literarisch nie losgelassen, meinte er dazu – in Anlehnung auch an sein aktuelles Bühnenprogramm «Wo die Sau aufhört – eine Hundsverlochete», mit dem er momentan in der Deutschschweiz unterwegs ist (am Dienstag, 6. Mai, beispielsweise im Dichter- und Stadtmuseum Liestal). Die Slam-Texte in der Oberen ­Fabrik zeigten die ganze Bandbreite auf, was sich mit Sprache, Witz, frechen Geschichten und der entsprechenden Performance alles machen lässt, und sie entlockten dem Publikum begeisterten Applaus.

Bilder zum Nachtcafé mit Gabriel Vetter finden Sie in unserer Galerie auf www.volksstimme.ch

Volksstimme Nr. 5 / 2014