Nachtcafé vom 01.05.1999   Liste aller Gäste       

Moritz Suter
Crossair-Chef und Zigarrenraucher 

Moritz Suter Höhenflüge mit dem Crossair-Patron
Crossair-Chef Moritz Suter versprühte im «Volksstimme»-Nachtcafé nicht nur seinen Charme, sondern teilte auch aus. Suter erinnerte sich an seine erste Maschine, an die Anfangszeiten der Crossair und verriet seine Erfolgsrezepte. Er warb auch für ein klares Ja zum Flughafenausbau.

wi. Den Weg zur kleinen Bühne musste er sich bahnen. Moritz Suter kam ins gutbesuchte KIK-«Volksstimme»-Nachtcafé, setzte sich hin und redete. Moderator Robert Bösiger musste ihn zwischenzeitlich wieder darauf aufmerksam machen, dass er auch noch da sei. Doch Suter wusste das Publikum mit Anekdoten und spannenden Geschichten zu unterhalten.
Er habe ein gutes Verhältnis zu Sissach, schliesslich sei Gemeindepräsident Ruedi Schaffner, damals noch als Verkaufsleiter Nordwestschweiz tätig, der erste Mister Crossair in Basel gewesen, «als wir alle noch in Zürich waren». Schaffner habe wie die anderen Managementsmitglieder auch mit seiner Familie einmal zu Ostern anrücken müssen, um die Flugzeuge zu putzen, damit die Passagiere wieder Freude daran hatten, erzählte Suter schmunzelnd.
Suter liess die Gründertage der Crossair, oder Business Flyers Basel, wie sie damals noch hiess, im Nachtcafé Revue passieren. Insbesondere IKEA-Chef Ingvar Kamprat habe ihm als wichtigster Aktionär sehr geholfen, als es noch nicht so einfach gewesen sei. Als er, Suter, Kamprat zwischendurch telefoniert habe, es fehle noch soundso viel Geld, habe dieser ihm gesagt: «Moritz, i send you the money.»
Fliegen sei immer ein Bubentraum von ihm gewesen und er träume auch heute noch viel. Er habe die Crossair als Hobbyunternehmen 1974 gegründet, weil er als Swissair-Flugkapitän viel zu wenig zu tun gehabt habe. Er habe richtiggehend um Flüge betteln müssen. Ausserdem habe er festgestellt, dass es aus ökologischer und ökonomischer Hinsicht nicht sein könne, mit Riesenfliegern und nur 10 bis 12 Passagieren herumzufliegen.
Das erste Flugzeug, eine zweiplätzige Piper mit Baujahr 1943, habe er dem Aero-Club Sion für 10000 Franken abgekauft. Damals handelte es sich bei der Crossair noch um eine Einzelfirma. Erst ein Jahr später - 1975 - gründete Suter zusammen mit seinem Jugendfreund Peter Kalt mit 65000 Franken Aktienkapital eine Aktiengesellschaft.
Kalt, ein absoluter Tram- und Zugfan, habe den Flieger grün wie ein Basler Tram anmalen wollen. Suter: «Zum Glück hat uns das Geld gefehlt.» Am Anfang hätten alle gratis gearbeitet und sogar die Spesen selber bezahlt. Nach zwei bis drei Jahren habe aber die Bereitschaft dazu abgenommen, erinnerte sich Suter.
Der erste zahlende Passagier in einem Saab-Cityliner sei der Papst gewesen, erzählte Suter. Die Landung in Lugano-Agno habe der Papst stehenderweise im Cockpit erlebt, was natürlich strengstens verboten gewesen wäre. Beim Aussteigen habe er dann gesehen, dass der heilige Vater in beiden Socken ein Loch gehabt hatte. Die Lacher hatte Suter auf seiner Seite.
Suter charakterisierte sich als ungeduldiger, fordernder Mensch. «Aber ich bin auch ein grosser Geniesser.» Er könne enorm viel leisten, wenn er von etwas überzeugt sei, wenn nicht, könne er sehr faul sein. Suter: «Was ich heute bin, hat das Leben aus mir gemacht. Ich kenne aber nicht nur die Highs, sondern auch die Downs.» Für eine Politkarriere fehle ihm indessen die Geduld.
Als wichtigstes Kapital in seiner Firma bezeichnete Suter seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch heute noch begrüsst er alle Neueintretenden persönlich, um die Firma zu erklären. Den Eintritt positiv zu gestalten, sei eine wichtige Investition. «Ich muss ihnen das Crossairblut geben.» Die Mitarbeiter könnten auch heute noch jederzeit zu ihm ins Büro kommen.
Schliesslich warb Suter noch in aller Breite für ein Ja zum Ausbau des EuroAirports Basel-Mulhouse. Dass er dabei seine (politischen) Gegner persönlich diskreditierte mag seine Art sein, hinterlässt aber einen etwas schalen Nachgeschmack. Die Bevölkerung in den beiden Basel müsse wieder einmal zu etwas zukunftsgerichtetem ja sagen. Der Ausbau beinhalte auch viele Chancen, zudem sei ein Ja auch ein Bekenntnis zur Region, zeigte sich Suter schliesslich überzeugt.


Volksstimme Nr. 67 / 1999