Nachtcafé vom 30.03.2017   Liste aller Gäste       

Paola de Piante Vicin, Adrian O.
Pianisten-Paar 

Paola de Piante Vicin, Adrian O. Musik und Familie im Einklang

Die beiden Pianisten Paola de ­Piante Vicin und Adrian ­Oetiker stehen sich nicht nur in der Ehe, sondern auch bei ihren internationalen Klavier-Karrieren zur Seite. Im Nachtcafé haben die beiden unter anderem erzählt, wie sie Musik und Familie unter einen Hut bringen

Die beiden international erfolgreichen Musiker Paola de Piante Vicin und Adrian Oetiker sind nicht nur beim vierhändigen Klavierspiel ein gutes Team, sondern auch im Eheleben. Kennengelernt haben sie sich an der Hochschule für Musik in Basel, wo Oetiker de Piante Vicins Lehrer war. Nach Abschluss ihres Studiums funkte es schon bald zwischen den Musikern, weshalb die gebürtige Italienerin auch in der Schweiz blieb. Heute haben die Klavier-Virtuosen zwei kleine Kinder und leben gemeinsam in München, wo Oetiker als Professor an der Hochschule für Musik und Theater unterrichtet. Immer wieder verschlägt es de Piante Vicin aber zurück in die Schweiz. Schliesslich leitet sie hier in Sissach in der Oberen Fabrik die klassische Konzertreihe Klanglichter, bei der sie vier Mal im Jahr renommierte Musiker zum Spielen einlädt.

De Piante Vicin erzählt im Interview mit Robert Bösiger im Rahmen des Nachtcafés, dass sie mit ihrer Konzertreihe so einige Startschwierigkeiten hatte. Nachdem die Zusammenarbeit mit einer Managerin aus finanziellen Gründen gescheitert war, nahm sie die Organisation von «Klanglichter» selbst in die Hand und führte die Konzertreihe wahrscheinlich durch diesen Schritt zu ihrem Erfolg. Dabei sei ihre Arbeit praktisch ohne Verdienst, da die Finanzierung sonst nicht klappen würde. De Piante Vicin will sich aber nicht beschweren. Schliesslich hatte sie sich 2014 in den grossen Saal der Oberen Fabrik verliebt und ging deswegen die Zusammenarbeit mit dem Besitzer Martin Zihlmann ein. «Ich liebe den Saal einfach. Die Akustik ist super und das Personal der Oberen Fabrik ist äusserst freundlich», erzählt de Piante Vicin charmant in gebrochenem Deutsch.

Herausforderung: Familienleben
Die beiden Pianisten wirken sehr harmonisch zusammen. Kein Wunder, schliesslich beherrschen sie gemeinsam die Kunst des vierhändigen Klavierspielens, müssen also perfekt aufeinander abgestimmt sein. Trotzdem kommt es laut Oetiker immer wieder einmal zum Streit. Erstaunlicherweise ausgerechnet bei der Passion, die sie teilen – dem Klavierspielen. «Das vierhändige Klavierspielen braucht unglaublich viel Vorbereitung. Da haben wir uns schon auch mal angeschrien, wenn es nicht funktioniert hat. Auf der anderen Seite konnten wir uns aber auch schon nicht mehr beruhigen vor Lachen», berichtet Oetiker. Die beiden seien einfach Perfektionisten und kämen sich beim gemeinsamen Spielen durch ihre unterschiedlichen Vorstellungen der ­musikalischen Interpretation manchmal in die Quere. Bei der Darbietung ihres Könnens am Ende des Abends merkte man davon aber nichts.

Die Organisation der kleinen Familie ist ebenfalls eine Herausforderung. Die beiden Pianisten haben immer wieder Auftritte in der ganzen Welt, bei denen ihre zwei kleinen Kinder betreut werden müssen. Für die Pianisten kommt es weder infrage, auf die Musik noch auf ihr Familienleben zu verzichten. So müssen sie und ihre Kinder zum Teil Kompromisse eingehen. Nach de Piante Vicins Einschätzung funktioniert ihre Mischung aus Musik und Familie aber sehr gut. «Eine gute Organisation ist in unserer Familie das A und O. Nur so können wir das Gleichgewicht zwischen Musik und Familie halten», sagt sie selbst dazu.

Brotlose Arbeit
Ihre Begeisterung für die Musik haben die Eltern auch schon auf ihren älteren Sohn übertragen. Der Siebenjährige singt seit etwa einem Jahr im Knabenchor, für den er in der Woche drei Mal in den Unterricht muss. Aus­serdem übt er pro Tag mindestens 30 Minuten für seine Auftritte. «Musik ist für uns sehr wichtig und gehört fest zu unserem Leben. Deshalb wollen wir diese Kunst natürlich auch mit unseren Kindern teilen», erklärt Oetiker.

Trotzdem wünschen sich die Eltern für ihre Kinder eine andere Zukunft als die Musik. Gerade in der klassischen Musik könne man heute finanziell sehr schwer überleben. Ausserdem setze jeder Erfolg auch immer stundenlanges Üben voraus. «In meinen härtesten Zeiten habe ich acht Stunden am Tag geübt und hatte trotzdem das Gefühl, es sei zu wenig», berichtet de Piante Vicin.