Nachtcafé vom 01.02.2000   Liste aller Gäste       

Marc Surer
Ex-Rennfahrer 

Marc Surer ch. Vom Autosalon direkt ins «Nachtcafé»: Nachdem Marc Surer am Eröffnungstag des Genfer Salons Bundesrat Ogi über die drei geplanten TCS-Fahrsicherheitszentren ins Bild gesetzt hatte, brauste er ins Baselbiet, um abends im «Volksstimme»-Nachtcafé über Neuigkeiten im Autobau, seine Arbeit als Fernsehkommentator und -moderator, und über sein Privatleben in der Boulevardpresse zu plaudern.
13 Jahre ist es her, seit Marc Surer sein letztes Autorennen in der Formel 1 bestritten hat. Losgekommen ist er davon bis heute nicht. Auf seine Erfahrung aus dem Rennsport und auf seinen Namen bauen bis heute das digitale Fernsehen «Premiere World», das Schweizer Fernsehen, wo er das Automagazin MotorShow moderiert, Erbauer von neuen Autorennstrecken, die seine Beraterdienste schätzen oder der TCS, der den Eptinger dieses Jahr zum Chefinstruktor seiner Fahrsicherheitszentren gemacht hat. Einen grossen Teil seiner Arbeitszeit bringt Surer auf den Rennstrecken auf dem ganzen Globus zu. Bei Übertragungen von «Premiere World» ist er bereits vor Ort, ehe im Training der erste Motor aufheult. Je nach Austragungsort ist Surer somit für einen GP fünf bis acht Tage unterwegs. Gestartet werden dieses Jahr 17 Rennen.

Autos sicherer — mehr Geld für Piloten
Durch seine Nähe zur Szene hat der Baselbieter den Wandel der Königsklasse des Autorennsports erlebt, wie kaum ein anderer. Surers Erkenntnis: Ich bin in der falschen Zeit gefahren; die Autos von damals waren unsicherer, die Fahrer haben weniger verdient.» Zu seinen Aktiv-Zeiten sei pro Saison ein Fahrer ums Leben gekommen, heute gäbe es schon ein grosses Hallo, wenn sich ein Fahrer ein Bein breche. Zugenommen habe neben der Sicherheit und dem Einkommen der Piloten auch die Professionalität und die Konkurrenz zwischen den Teams. «Die Atmosphäre ist heute kühler.» Natürlich muss sich ein Formel-1-Experte die Frage nach dem nächsten Weltmeister gefallen lassen. Surer tippt auf Michael Schumacher — schon zum dritten Mal übrigens. Aus Surers Sicht ist der Deutsche der kompletteste aller Fahrer und Ferrari habe den technischen Rückstand zum Weltmeister-Team McLaren entscheidend verringern können.Surers Einschätzung über die Möglichkeiten des Schweizer Teams fiel eher ernüchternd aus. Sauber mache einen tollen Job, doch sei er zu bieder, um etwas zu riskieren. Bei einem Flop mit einem mutig konstruierten Auto würde der Ausstieg wichtiger Sponsoren drohen, also geht der Schweizer auf Nummer Sicher, um seine Existenz nicht aufs Spiel zu setzen. Besonders aufmerksam wurde das Publikum im KiK, als Gesprächsleiter Rolf Wirz das Thema «Frauen im Autorennsport» ansprach. Die Faszination sei gegenseitig, urteilte Surer. Die Fahrer hätten ebenso wie für schöne Autos ein Faible für schöne Frauen; das Interesse an den Fahrern liege möglicherweise an der Faszination des Extremsports. Dass seine Trennung von seiner Frau Christina dem «Blick» gleich in mehreren Ausgaben eine Schlagzeile wert war, nimmt Surer gelassen. Der Umgang mit den Medien sei ein Geben und ein Nehmen. Auch wenn es ihn nicht eben freue, dass sein Privatleben in aller Öffentlichkeit breit getreten werd, so könne er damit leben. «Wahrscheinlich würde mir etwas fehlen, wenn es nicht mehr so wäre.» Die Information über die Trennung hat übrigens Christina Surer-Bönzli dem «Blick» zugespielt... Das Ärgerliche für den Prominenten: «Jetzt haben die Leute Mitleid mit mir, obwohl dazu gar kein Anlass besteht.»
Bei allen noch so interessanten Autos, die Surer in seiner MotorShow vorzustellen hat, gehört seine Vorliebe nach wie vor den schnellen Flitzern. Besonders lange verweilte er am Autosalon am Stand von Maserati. Der GT 3200, ein Supersportler mit dem Styling eines Ferrari, aber einem deutlich geringerem Preis, habe es ihm schwer angetan. Sollte er sich das schmucke Auto zulegen, dann auf jeden Fall mit Tempomat — Surers Versicherung gegen Tempobussen.

Volksstimme Nr. 28 / 2000