Nachtcafé vom 20.11.2014 |
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«Tour zu Ende fahren, ist kein Ziel»
Radrennfahrer Mathias Frank im «Volksstimme»-Nachtcafé
Zu Hause verzichtet er auf Teigwaren, auch den Oltinger-Stich meidet er nach Möglichkeit. Dennoch: Mathias Frank hat sein Leben vollständig auf den Radsport ausgerichtet, wie im «Volksstimme»-Nachtcafé deutlich wurde.
«Den Oltinger-Stich werde ich nicht vermissen», sagte Mathias Frank im Hinblick auf seinen Wegzug aus dem Oberbaselbiet. Der Radrennfahrer, der mit seiner Familie zurzeit noch in Lausen wohnt, kennt die Schönheiten und Tücken des Oberbaselbiets, wenn es um seine Lieblingsbeschäftigung geht. Auch wenn Frank im Radsport zu den Bergfahrern gehört, so meide er bestimmte Anstiege manchmal ganz bewusst. Eben beispielsweise den Oltinger-Stich zwischen Zeglingen und Oltingen, der wegen seiner beinahe überhängenden Neigung weitherum bekannt ist.
Frank liess die Gäste des «Volksstimme»-Nachtcafés am vergangenen Donnerstagabend einen Einblick in das Leben als Radprofi haben. Rund 60 Renntage hat der 28-Jährige in diesem Jahr absolviert: «Das ist nicht sehr viel.» Ein schwerer Sturz an der Tour de France hat dem Teamcaptain des Schweizer Rennstalls IAM Cycling einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere musste der gebürtige Luzerner die grösste und wichtigste Radtour aufgeben. Doch: «Aller guten Dinge sind drei», sagte Frank bestimmt. Im nächsten Jahr will er die Tour de France endlich einmal zu Ende fahren, wobei «zu Ende fahren» für ihn eigentlich kein Ziel sei. Er wolle zeigen, was er könne: «Bis ich in Paris vom Podest falle», sagte Frank mit einem Schmunzeln.
Abgesehen von seinem Sturz, bei dem er einen Oberschenkelbruch erlitten hatte, zieht Frank von der Saison 2014 eine positive Bilanz. Er habe gezeigt, dass er bei wichtigen Rennen ganz vorne mitfahren kann. Der grosse Höhepunkt war dabei die Tour de Suisse. Bei der Landesrundfahrt fuhr Frank auf den zweiten Rang – unter ganz speziellen Bedingungen. Seine Frau Nicole brachte zu Beginn der Tourwoche Tochter Laura zur Welt. Ein spezieller Moment: «Jeder, der einmal Vater wurde, weiss, was in einem solchen Moment wirklich zählt.» Dennoch hatte Frank entschieden, die Tour de Suisse zu fahren. Nach jeder Etappe besuchte der frischgebackene Vater seine Frau und sein Töchterchen im Spital: «Erholungstechnisch machte ich alles falsch, was man falsch machen kann.»
Verletzung ausgeheilt
Erholen kann sich Frank zurzeit in der wettkampffreien Phase. Dabei bleibt genügend Zeit für die Familie – und das Essen. Ausgewogen soll die Ernährung sein, erklärte Frank, aber: «Zu Hause verzichte ich gerne auf Teigwaren.» Von diesen bekäme er während der Rennsaison und den Trainingslagern jeweils genügend serviert.
Wettkampffreie Zeit bedeutet für Frank neben Erholung aber auch hartes Training. Die Verletzung am Oberschenkel sei beinahe ausgeheilt, sein Körper fast wieder zu 100 Prozent leistungsfähig. Wenn es nicht gerade schneit, ist Frank auch im Winter viel mit dem Rennrad auf der Strasse unterwegs. Er trainiere aber auch auf den Langlaufskiern und wenn das Wetter gar nicht mitspielt auf der Rolle zu Hause. «Das ist aber mühsamer als richtiges Velofahren bei garstigen Wetterbedingungen», sagte Frank im Gespräch mit «Volksstimme»-Sportredaktor Thomas Ditzler.
Einen Plan B gibt es für Frank seit dem Abschluss der Matura vor rund acht Jahren nicht. Zwar hatte Frank noch ein Sportwissenschaftsstudium angefangen: «Dieser Zug ist mittlerweile aber abgefahren.» Seine Konzentration gilt dem Radsport und dabei vorerst der Tour de France: «Erst wer die Tour de France in den Top Ten abgeschlossen hat, wird als Rundfahrer ernst genommen.»