Nachtcafé vom 17.12.2015   Liste aller Gäste       

Marc Storace
Sänger von «Krokus» 

Marc Storace Mit sehr viel Selbstironie, Witz und Humor erzählte «Krokus»-Sänger Marc Storace anlässlich des Nachtcafés von seiner Karriere, seinem Privatleben und einigen seiner Projekte.

Eigentlich sieht er nicht aus wie ein 64-Jähriger und baldiger Pensionsbezüger, Marc Storace, Sänger der Hardrockband Krokus: Die langen Haare zu einem Rossschwanz nach hinten gebunden und ein freches schwarzes «Chäppi» tragend, begrüsst er in der Oberen Fabrik in Sissach von der Bühne aus zuerst einmal alte Bekannte und plaudert dann während über einer Stunde angeregt mit Moderator Robert Bösiger.

Vieles ist dabei von seinem durchaus bewegten Leben zu erfahren: In Malta geboren, wuchs er in einem musikalischen Zuhause auf und schon bald einmal zog es ihn in die Fremde: «Mein Vater war Tenor in einem Kirchenchor und schon früh habe ich mitbekommen, was gregorianische Gesänge sind», erzählt Marc Storace. «Mit 14 Jahren hatte ich dann meine ersten Bands und mit knapp 20 ging es ab nach London.»
Er habe dabei immer gewusst, dass er nicht so schnell wieder nach Hause zurückkehre: In London habe er andere Musiker kennengelernt, in einer Coverband gesungen und nebenbei auch gejobbt: «In einem Shop für Designerjeans, Schallplatten und Wasserpfeifen», wie Storace mit einem Schmunzeln sagt.

Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll
In den 1970er-Jahren war er zuerst Sänger bei den Schweizer Progressive-Rockern «Tea» und anderen kleineren Bands. 1978 nahm die Band Krokus dann mit ihm Kontakt auf, weil sie auf der Suche nach einem neuen Sänger war. Kurz entschlossen wird er zu einem Wochenend-Jam in die Schweiz eingeladen und daraufhin in die Band aufgenommen. Im Jahr 1980 kommt das erste gemeinsame Album «Metal Rendez-vous» heraus.

Und wie war die viel zitierte Zeit mit «Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll»? Wie verstand sich Frontmann Storace mit «Krokus»-Gründungsmitglied Chris von Rohr? «Wir haben zwar oft Auseinandersetzungen», meint Marc Sto­race, aber eine Trennung würde sich – wie bei einer Scheidung nach einer langen Ehe – wohl kaum lohnen.» Man sei ja auch Geschäftspartner und kenne sich jetzt gegenseitig auch sehr gut: «Chris war und ist manchmal einfach etwas ‹over the top›», sagt Storace: «Er hat oft einfach zu viel Dampf, den er ablassen muss!» Da sei er schon eher der Dip­lomat und Vermittler, aber die Streitigkeiten von Chris von Rohr hätten sich oft auch auf das Management und weniger auf seine Mitmusiker bezogen, erklärt Marc Storace und präzisiert gleich: «Ich war sehr gerne Front­mann und Sänger der Band: Das war total mein Ding!»

Eine sehr intensive Zeit
Mit Marc Storace stieg dann auch der Erfolg von «Krokus» drastisch, seine an «AC/DC»-Sänger Bon Scott erinnernde Stimme wurde sehr geschätzt und in den 1980er-Jahren tourte die Band ausgiebig durch die USA und Kanada. Die Tourneen dauerten bis zu neun Monate und parallel dazu entstanden auch Studioalben. Die intensive Zeit mit vielen Reisen, wechselnden Line-ups und Reibereien setzte der Band aber auch ziemlich zu. Im Jahr 1988 verlässt Marc Storace die Band, kehrt aber zwischenzeitlich für einige «Intermezzi» wieder zurück und ist auch momentan wieder deren Mitglied.

Heute ist Marc Storace «der Liebe wegen» im Unterbaselbiet zu Hause, seit über zwanzig Jahren glücklich verheiratet und hat zwei Kinder: «Beide sind auch ziemlich musikalisch», meint der Rocker: «Die Tochter singt gerne und der Sohn spielt in der Schule Schlagzeug.» Gibt es nach dieser hektischen Zeit also schon Pläne für den Un-Ruhestand nach der Pensionierung? «Ich arbeite derzeit wieder an einem neuen Album», verrät der ewige Hardrocker: «Das wird wahrscheinlich 2017 erscheinen.»

Daneben verfolge er noch viele andere Projekte: Gerade eben sei er in Luzern mit einem grossen Orchester aufgetreten. «Das war echt Fun», meint der Vollblutmusiker und er vermisse jetzt schon etwas die Zeit in der Innerschweiz. «Ein weiteres Projekt», so Marc Storace, «ist zudem eine Rock Opera namens ‹Test›, die Ende Februar und Anfang März in Basel zur Aufführung gelangt.»

Bleibt also zu hoffen, dass es für Marc Storace noch lange so bleibt, wie das Leben derzeit für ihn spielt: spannend, abwechslungsreich und kaum je langweilig. Oder wie er selbst es ausdrückt: «Ich glaube, ich habe allmählich zu mir selbst gefunden. Ich weiss zwar noch immer nicht alles über das Leben, aber ich versuche, es jeden Tag aufs Neue zu geniessen!»