Nachtcafé vom 01.12.2016   Liste aller Gäste       

Franz Sabo
Pfarrer 

Franz Sabo «Aber jetzt noch kämpfen? Nein»

Der Röschenzer Pfarrer Franz Sabo sieht nach wie vor Reformbedarf bei der katholischen Kirche. Dafür kämpfen will er aber nicht mehr. Im Nachtcafé hat er dem Publikum erzählt, warum es ihn aus Bayern in die Schweiz ­verschlagen hat und wie er zu Frauen in der Kirche steht.

Er gilt als einer, der nicht davor ­zurückschreckt, die Obrigkeit zu ­kritisieren und, falls nötig, ihr auch den Gehorsam zu verweigern. Ein Rebell – dieser Ruf eilt dem Röschenzer Pfarrer Franz Sabo auch vor dem Nachtcafé-Talk am vergan­genen Donnerstag in der Oberen ­Fabrik voraus. Wenn die Obrigkeit, wie in seinem Fall, auch noch die ­katholische Kirche ist – umso auf­regender.

«Es tat gut, Dampf abzulassen», erinnert sich der heute 63-jährige Sabo an die turbulente Zeit zwischen 2003 und 2008 in Röschenz. Damals hat der aus Bayern stammende ­Katholik der Kirche öffentlich vor­geworfen, sie sei unfähig, sich zu modernisieren, was den Bischof von Basel, Kurt Koch, dazu veranlasste, Sabo die «Missio» zu entziehen und ihm das Lesen der Messe zu verbieten. Sabo predigte weiter, mit der Rückendeckung der Röschenzer Kirchgemeinde. Noch bevor er ins Laufental kam, habe man ihn vor der hiesigen Bevölkerung gewarnt. Diese sei mitunter stur und eigenwillig. Für Sabo bot sie den Rückhalt, für den er sich auch heute noch zutiefst dankbar zeigt. Und eigenwillig, das ist Sabo ebenso.

Keine Kirchenschelte
«Hier stehe ich und kann nicht anders», soll Martin Luther, der grosse Reformator, am Reichstag zu Worms vor dem Kaiser gesagt haben, als er seine Lehren verteidigte. Nachtcafé­-Moderator Robert Bösiger bemühte den Vergleich: «Sind Sie eine Art ­Martin Luther?» Damit konnte Sabo zwar wenig anfangen. Reformationsbedarf sehe er allerdings nach wie vor bei der katholischen Kirche – im spirituellen Bereich. Was er damit meinte, machte er mit dem Beispiel des beliebten Papstes Franziskus klar: «An der theologischen Lehre hat Franziskus nicht viel geändert. Aber er überzeugt als Mensch.»

Die von manchem Besucher erhoffte Kirchenschelte blieb an diesem Abend aber aus. Sabos Angriffslust und Reformwille sind ­mittlerweile in den Hintergrund getreten, wie er sagt. «Ich habe meinen Teil geleistet. Aber jetzt noch kämpfen? Nein.» So erhoffte sich ein Votant aus dem Publikum vielleicht mehr Pfeffer in Sabos Antwort, als er nach dessen Haltung zum Zölibat fragte. «Ich bin kein Befürworter davon, dass Pfarrer heiraten», sagte er. «Es sollte aber zumindest die Möglichkeit ­bestehen.» Allerdings seien Kinder ohnehin schwer zu vereinbaren mit diesem Beruf. «Für einen Priester zählen vor allem die Menschen in der Gemeinde.»

Auch einer Frauenquote in der Kirche steht er kritisch gegenüber. «Man sollte die natürliche Ent­wicklung nicht stören.» Etwas, das über so lange Zeit praktiziert wurde, könne man nicht einfach so verändern. «Ein erster Schritt ist aber nun, Frauen zum Diakonat zuzulassen.»

«Antidemokratischer Islam»
Sorgen machen dem Katholiken aber ganz andere Dinge: Die schleichende Islamisierung werde bagatellisiert. Der Islam sei eine antidemokratische Religion, daher müsse die Politik umso mehr und strenger eingreifen. So plädierte er etwa dafür, dass man den öffentlichen Auftritt der ­Koran-Verteilaktion «Lies!» verbiete, und insbesondere bei der Therwiler Handschlag-Affäre wünschte sich Sabo einen stärkeren Kanton: «So ­etwas darf man nicht dulden.» Die Schweizer Bürger hätten nämlich ein Recht auf Heimat, begründete er ­seinen Appell und erhielt dafür ­Szenenapplaus.

Dass Sabo 1992 seine eigene Heimat in Bayern in Richtung Schweiz verlassen hat, ist übrigens kein Zufall, wie er sagt. «Ich wusste immer: Wenn ich einmal auswandere, dann in die Schweiz.» An den Eidgenossen habe ihn immer schon die praktizierte Demokratie fasziniert.