Urs Rudin
Musiker und Sandmaler
«Das Sandmalen ist mir entgegengeflogen»
Durch «Die grössten Schweizer Talente» wurde der Baselbieter Urs Rudin aus Rümlingen einem grösseren Publikum bekannt.
Im Nachtcafé der «Volksstimme» sprach er über das Berühmtsein und zeigte sein Können als Sandmaler.
Berühmt sieht er nicht aus: Der Rümlinger Urs Rudin wirkt auf den ersten Blick eher unauffällig und gar nicht wie jemand, der es ins Finale einer Casting-Show geschafft hat. «Für mich war die Anmeldung bei ‹Die grössten Schweizer Talente› eher ein Gag», gibt der 53-Jährige bei der Frage zu, wieso er sich denn ausgerechnet für eine Fernseh-Show angemeldet habe. «Ich habe erst später gemerkt: Oh, das könnte doch noch ernster werden.»
Urs Rudin gab im Nachtcafé der «Volksstimme» am Donnerstagabend nicht nur seinen trockenen Humor zum Besten, sondern gewährte auch einen Einblick in seine vielen Talente. Musiker, Komponist, Lehrer und Sandmaler – Rudin tanzt auf vielen Hochzeiten. «Fussballer wäre ich auch gerne geworden. Pilot ging wegen meiner Sehschwäche leider nicht», erklärte er. «Lehrer war ich aber immer gerne.» Angesprochen auf seine Zeit bei der Schweizer Band Baby’s First Teddybear leuchteten Rudins Augen. Etwa, als sie bei einer Russlandtournee wie die Beatles in Empfang genommen wurden. «Wir waren die erste Schweizer Band, die in Kiev gespielt hat», erzählt Rudin. Ihm scheint das Künstlerleben aber nicht in den Kopf gestiegen zu sein. «Als ich so um die 20 Jahre alt war und bei ‹Baby’s First Teddybear› spielte, da träumte ich schon davon, berühmt zu sein. Das ging aber schnell vorbei.»
Schräge Situationen
Durch die Teilnahme bei «Die grössten Schweizer Talente» trat Rudin vier Mal im Fernsehen auf und schaffte es sogar ins Finale. Auf die Kunst des Sandmalens kam er vor etwa zehn Jahren. «Das ‹Sändele› ist mir entgegengeflogen wie Wüstensand», sagt er. Zuerst habe er es bei der deutschen Casting-Show «Das Supertalent» gesehen und war danach begeistert. Da er zu dieser Zeit in einem Variété auftrat, war er auf der Suche nach einem neuen Programm. «So kam ich unter Druck – das war perfekt.» Innerhalb von acht Monaten lernte er das Sandmalen.
Die Sandbilder kämen ihm nicht spontan in den Sinn; das sei ein Prozess, der manchmal «stinkschwer» sei. Das Proben und Ausprobieren mache er immer direkt im Sand. «Ich war als Kind nicht stundenlang im Sandkasten – aber ich habe immer gerne gezeichnet.» Die Musik dazu komponiert Rudin, der am Konservatorium Basel und an der Musikakademie in Zürich studiert hat, gleich selber.
Das Sandmalen hat Rudin schon in schräge Situationen gebracht: Auf dem Weg von Amerika zurück in die Schweiz wurde seine Sandkiste im Gepäck geöffnet. «Ich kann mir gut vorstellen, wie die Leute geschaut haben müssen, als sie den Sand entdeckten.» Auch die Suche nach dem richtigen Sand sei eine eher ungewöhnliche Beschäftigung. Viele Sandmaler würden aus ihrer Kunst ein Geheimnis machen. Das hätte er zu Beginn auch probiert, inzwischen geht er aber offen mit dem Thema um. «Für das Sandmalen benutze ich Sahara-Sand aus der Tierhandlung.»
«Jungs, jetzt werden wir alt»
«Ich habe einige Kuriositäten erlebt.» Der Künstler, der selber nicht verheiratet ist, gibt einmal im Jahr im Gasthof Kreuz in Egerkingen ein Referat für Heiratswillige bei einem Hochzeitsseminar. Er sei schon an vielen Hochzeiten aufgetreten, als Musiker wie auch als Sandmaler. «Einmal trat ich bei einer Hochzeit auf, da war es sechs Stunden lang einfach nur still.»
Rudin kann inzwischen von seinem Künstlerportfolio leben und gibt seine Arbeit als Sekundarlehrer in Frenkendorf in den kommenden Monaten auf. «Das hat sich so ergeben. Die Ansprüche, die ich habe, sind schwer mit der Schule zu vereinbaren.» Langsam gehe es auch beim Musizieren mit der Band Back To nicht mehr so wild zu: «Unlängst sagte ich meinen Bandkollegen nach einem intensiven Gespräch übers Zopfbacken: ‹Jungs, jetzt werden wir alt. Früher haben wir noch über Drugs, Sex und Rock ’n’ Roll gesprochen.›»
Zum Abschluss des Abends gab Rudin einen Einblick in die Welt des Sandmalens: Mit der Nummer «The Magic of Music» gelang ihm ein Schluss mit grossem Applaus. «Musik kann Situationen verändern», sagte er dazu.