Rolf von Siebenthal
Schriftsteller
Krimi-Schreiben – «ein teures Hobby»
Seine Kriminalromane sind lokal verankerte, temporeiche und handlungsstarke Mordgeschichten. So zumindest beschreibt Rolf von Siebenthal seine Bücher. Unlängst ist er ein Teil der Baselbieter Krimi-Historie geworden, aber den Titel Schriftsteller zu akzeptieren, fällt ihm schwer.
Rolf von Siebenthal (55) ist eine Art Krimi-Rennpferd. Seine Romane leben von der schnell erzählten Geschichte und vor allem von einem vielschichtigen Handlungsstrang. Die Krimis sind regional verankert. Die hiesige Leserschaft soll sich mit den Schauplätzen identifizieren können. Der Oberdörfer Autor Rolf von Siebenthal möchte Krimis schreiben, die er selber gerne lesen würde. «Wenn zum Beispiel drei Seiten lang gegessen wird, halte ich das beim besten Willen nicht aus», sagt von Siebenthal. Inspirieren lässt er sich durch die Werke des irischen Schriftstellers Ian Rankin. Aber auch die Skandinavischen Autoren hätten es ihm angetan, wie er am Donnerstag den Nachtcafé-Gästen verraten hat.
Ob von Siebenthal denn nie genug von Krimis habe? Der Moderator, «Volksstimme»-Chefredaktor Jürg Gohl, wollte genau wissen, was sein ehemaliger Berufskollege am Krimi-Schreiben und -Lesen hält. Die «falschen» Mörder und Fährten, die man erst auf dem Weg zur letzten Seite entdecke, schwärmt von Siebenthal. Einzig bei seinem eigenen Lesevergnügen büsse er hin und wieder ein bisschen Freude ein. «Oft analysiere ich die Spannungsbögen, statt den Krimi einfach zu lesen und zu geniessen. Ich frage mich dann, wie ich die Spannung aufgebaut hätte», sagt von Siebenthal.
Einfluss der Vergangenheit
Sein Handwerk gelernt beziehungsweise verfeinert hat der Baselbieter Krimiautor im Norden Deutschlands, wo er einen Schreibkurs speziell für Krimiautoren besucht hat. In der Gruppe hätten die versammelten Autoren schliesslich die Stärken und Schwächen jedes einzelnen ausgearbeitet. «Das war nichts für schwache Nerven. Kritik erträgt nicht jeder im gleichen Mass. Ein paar sind schon am zweiten Tag abgereist», sagt von Siebenthal mit einem Lächeln auf den Lippen. Als Journalist habe er gelernt, mit Kritik umzugehen.
Auch hinsichtlich der Zusammenarbeit mit den Verlegern, die auf die endgültige Fassung seiner Krimis Einfluss haben, kommt ihm seine Kritikfähigkeit zugute. «Änderungen an meinen Texten bin ich gewohnt. Im Journalismus gehören Kürzen und Umschreiben zum Tagesgeschäft», sagt von Siebenthal gelassen.
Journalist zu sein, kann der Baselbieter Autor ohnehin kaum ablegen. Die ermittelnden Protagonisten seiner Geschichten kommen stets aus der Journalismus-Branche. «Über deren Umfeld kann ich am meisten schreiben. Das Leben eines Polizisten würde ich nicht so gut kennen», sagt von Siebenthal. Mit der Berufsbezeichnung Schriftsteller freundet er sich nur schleichend an. Das zeigt sich unter anderem auch in seiner Art zu arbeiten. «Krimi-Schreiben ist für mich ein Handwerk und die Sprache ist mein Werkzeug. Ich ‹dökterle› nicht stundenlang an meinen Sätzen herum, wie das ein Schriftsteller tun würde», sagt von Siebenthal.
Freiheit gegen Abhängigkeit
Möglicherweise hängt diese «falsche» Bescheidenheit rund um die Berufsbezeichnung auch damit zusammen, dass sich mit Kriminalromanen nicht leicht Geld verdienen lässt. Sein erstes Buch «Schachzug» habe sich, für einen Regional-Krimi, mit circa 8000 Exemplaren sehr gut verkauft. Aber dennoch ist von Siebenthal auf sein zweites Standbein, «das Textbüro», angewiesen und auf die Einnahmen seiner Frau. «Von den 10 bis 20 Prozent des Verkaufspreises der Bücher, die für mich, den Autor, übrig bleiben, kann ich nicht leben», sagt Rolf von Siebenthal. Seit vier Jahren publiziert er jährlich einen neuen Roman. Die Schriftstellerei bleibe für ihn aber nur ein «teures Hobby».
Die Tinte seines neuesten Werks «Lange Schatten» ist kaum trocken, da kündet von Siebenthal bereits sein nächstes Buch an und sagt: «Drei Viertel des nächsten Krimis sind schon geschrieben.» Wie «Lange Schatten» wird auch dieser im Basler Reinhardt-Verlag erscheinen.