Nachtcafé vom 13.05.2009   Liste aller Gäste       

Peach Weber
Komiker 

Peach Weber Peach Weber zu Gast im Nachtcafé der «Volksstimme»: «Ich klaue hemmungslos - aber nur gute Sachen»
Statt ein Witz-Feuerwerk zu zünden, gab der Komiker Peach Weber im Nachtcafé einen offenherzigen Einblick in sein Leben und Schaffen: Er hütet sich davor, in ein Fach zu wechseln, von dem er nichts versteht und er will am Tag nach seinem 75. Geburtstag das Zürcher Hallenstadion füllen.

ch. Drei- bis vierhundert Gags pro Abend lässt Peach Weber bei einem Auftritt vom Stapel. So viele waren es am Donnerstag im Nachcafé nicht. Der Unterhaltungswert des Auftritts war dennoch hoch. Denn der 56-Jährige Alleinunterhalter liess keine Frage von Robert Bösiger unbeantwortet. Er gab zum Beispiel freimütig zu, dass längst nicht alles, was er auf der Bühne von sich gebe, selber ersonnen sei. Alle würden klauen. Und er ganz besonders hemmungslos. „Aber nur gute Sachen, die mir auch selber hätten einfallen können».
Dennoch sei das Leben eines Comedians nicht ganz so einfach, wie sich das «Experten» vorstellten: „Witzbücher zur Hand nehmen, Programm zusammenschustern und sich dumm und dämlich verdienen“. Stattdessen tüftle er an einem neuen Programm jeweils ein halbes Jahr herum, ehe er das Premierenpublikum damit überrasche. 

Das Publikum ist der Chef
Der erste Abend mit einem neuen Programm, so der Witzemacher, sei auch für ihn jeweils eine Überraschung: Publikumstests mache er nie. Denn längst nicht jede „sichere Pointe“ komme an. Und was beim Publikum durchfalle, fliege raus – üblicherweise ein Zehntel des Programms. Womit auch klar ist: „Wer zahlt, befiehlt“. Als einzigen legitimen Kritiker akzeptiert der Bühnenprofi sein Publikum.
Leute, die seine Unterhaltungsform als all zu leichte Kost abtun und seine Gags als „einfach“ klassifizieren, hätten seine Witze einfach nicht begriffen. Und er werde sich hüten, den Versuch zu unternehmen, mit „etwas Ernsthaftem“ den „so genannten Kritikern“ zu gefallen – ob mit Fernsehen, Film oder Theater. „Es gibt Multitalente, die das können. Ich gehöre nicht zu denen“. Weber liess durchblicken, dass er Emil eher vom Schauspielern abgehalten hätte: „«Die Schweizermacher ist ein toller Film, aber nicht wegen Emils Schauspiel. Denn das ist hundmiserabel!»“.
In der Manege dagegen hat Emil brilliert. Weber hat deswegen jedoch kein Interesse, Zirkusluft zu schnuppern. Vor der Manege habe er Respekt – zuviel Respekt. Also lasse er die Finger davon: «Ich mache keine Sachen, von denen ich zu hundert Prozent davon überzeugt bin, dass sie in die Hose gehen».
Stattdessen macht Weber Sachen, die funktionieren. Gut funktionieren. Zum Beispiel Witze erzählen, statt Unterricht zu geben. Es sei nicht so gewesen, dass er von der Schule die Nase voll gehabt hätte, beantwortete der einstige Primarlehrer eine Frage aus dem Publikum. Vielmehr hätte er nach acht Jahren Unterricht ein Jahr Pause einlegen wollen, um sich hinterher mit neuem Schwung wieder vor die Schüler zu stellen. Dann sei die Sache mit der Comedy gekommen: „Der Erfolg hat mich gezwungen weiter zu machen“. Aber nicht nur der. Auch das Publikum, das nicht mit ihm altere, sondern sich immer wieder verjünge, treibe ihn an, im Zwei-Jahres-Rhythmus ein neues Programm auf die Beine zu stellen.

Weltrekord-Vorverkauf
Von der Bühne abtreten wird Weber übrigens spätestens am Tag nach seinem 75. Geburtstag, Denn am 15. Oktober 2027 wird Peach Weber im Zürcher Hallenstadion seine Abschiedsvorstellung geben. Das Hallenstadion ist gebucht, der Vorverkauf bei Ticketcorner ist angelaufen. Diesen längsten Vorverkauf der Welt hat der Komiker beim Guinness-Buch der Rekorde angemeldet. Die Chancen auf den Eintrag stünden gut. 3000 Karten sind schon verkauft, der Erlös – eine fünfstellige Summe, wie der Unterhalter hofft – fliesse an einen guten Zweck. Welcher Zweck das sein wird, das steht derzeit genauso in den Sternen, wie das Programm der Vorstellung.

Vater und Politiker
Selbst wenn das Hallenstadion ausverkauft sein sollte: Das Glück von Webers Leben wird seine heute 13jährige Tochter Nina bleiben – obwohl sie ihm verboten habe, sie zum Lachen zu bringen, wenn sie wütend sei und obwohl sie ihm kürzlich erklärt habe, sie müsse ihn jetzt fertig machen. Denn Mädchen in ihrem Alter täten das halt.
Und was tut ein Komiker, wenn er nicht auf der Bühne steht oder Gags klaut? Politisieren zum Beispiel. Der Wohlener beteiligte sich als 25-Jähriger mit einer eigenen Liste an den Einwohnerratswahlen seiner Gemeinde. Und machte prompt zwei Sitze. Ein Dilemma. Denn Weber war der einzige Name auf der Liste «Euse Maa».
Auf der Bühne ist und bleibt Weber eine Solo-Nummer. Mit 300 bis 400 Gags pro Abend.

Volksstimme Nr. 54 / 2009