Güzin Kar
Autorin und Regisseurin
Sie ist Kolumnistin, Drehbuchautorin und Regisseurin: Am 100. Nachtcafé war Güzin Kar zu Gast und unterhielt das Publikum bestens mit ihrer quirligen Art
bas. Güzin Kar hatte Konkurrenz: Am vergangenen Donnerstag, als Gastgeber Robert Bösiger zum 100. Nachtcafé lud, standen sich auch der FCB und Chelsea im Halbfinal-Hinspiel der Europa League im Joggeli gegenüber. Dennoch fanden einige Dutzend Zuschauer den Weg in die Obere Fabrik. «Ich fühle mich geehrt, dass ich Gast in der Jubiläumsausgabe bin», sagte Güzin Kar denn auch gleich zu Beginn.
Die Zürcher Regisseurin und Drehbuchautorin plauderte auf höchst unterhaltende Weise aus dem Nähkästchen. Sie erläuterte ihren beruflichen Werdegang via Germanistikstudium und Filmakademie in Deutschland – «Literatur und Sprache ist etwas vom Spannendsten, das es überhaupt gibt» – bis zu ihren ersten Filmen und Drehbüchern.
Als Jugendliche war es Kars Berufswunsch, obdachlos zu werden und unter einer Brücke zu hausen, wie sie sagte. Dieses Vorhaben scheiterte allerdings an ihrer Angst vor Hunden und in Ermangelung geeigneter Brücken in ihrer Heimatstadt Laufenburg.
«Das Fiktionale ist passend»
Auf Bösigers Frage, woher sie die Gabe habe, Geschichten zu erzählen, sagte sie: «Es ist nicht wichtig, wie man auf die Idee kommt, sondern dass man dranbleibt.» Jeder Mensch habe pro Tag 50 Ideen. Die quirlige Drehbuchautorin, die jahrelang unter anderem für die «Weltwoche» Kolumnen schrieb, ist gemäss eigenen Angaben derzeit nirgendwo als Kolumnistin tätig. Als Journalistin wollte sie, die vom Image der Komödienautorin lebt, nie arbeiten: «Das Fiktionale ist das Passende für mich», sagte sie.
Ihr Privatleben weiss Güzin Kar für sich zu behalten. Ausser dass sie mit einem Filmkritiker verheiratet ist, erfuhr das Publikum nur wenig über den Mensch hinter dem lauten Lachen. Auch wolle sie nicht zu allem, wonach sie von den Medien immer wieder gefragt werde, etwas sagen, betonte die Autorin: «Ich mache gern den Clown, wenn es sein muss, aber nur für meine Bücher und Filme.»
Allerdings nützte nicht einmal das Den-Clown-Machen etwas, als die Schweizer Armee kürzlich bekannt gab, die Produktion des Films «Achtung, fertig, WK» nicht zu unterstützen. Der Film ist die Fortsetzung des Kinoerfolgs «Achtung, fertig, Charlie!» von 2003, das Drehbuch stammt von Güzin Kar. «Dabei will ich dem Militär keins auswischen, sondern eine lustige Geschichte erzählen», betont die Autorin. Nächstens beginnen die Dreharbeiten. Ende Jahr soll der Film ins Kino kommen.
Güzin Kar oder Karin Gysin?
Die Frage von Robert Bösiger, ob Schauspielerin und Ex-Miss-Schweiz Melanie Winiger in «Achtung, fertig, WK» zu sehen sei, liess Kar unbeantwortet. Auch andere Fragen beantwortete sie nicht – beispielsweise jene, ob sie wirklich Güzin Kar heisse. «Eigentlich ist mein Name Karin Gysin», sagte sie und schmunzelte, das andere sei nur ein Pseudonym. Was denn jetzt stimmt? Das Nachtcafé lieferte die Antwort nicht. Das Internet schon: Güzin Kar heisst Güzin Kar.
Die Veranstaltung endete pünktlich. Nationalratspräsidentin und Nachtcafé-Stammgast Maya Graf überreichte Bösiger nach dem Talk zum Hundertsten ein Präsent: ein Memory mit Fotos von bisherigen Gästen. Und danach trat der FCB auf dem grossen Flachbildschirm gegen Chelsea an – und verlebte einen weniger erfolgreichen Abend als die Anwesenden in der Oberen Fabrik.
Bilder zum Nachtcafé mit Güzin Kar finden Sie in unserer Galerie auf www.volksstimme.ch
Volksstimme Nr. 50 / 2013