Toni Brunner
Nationalrat und Präsident SVP
Maya Grafs Fussballkenntnisse, die Partei seiner Freundin oder sein ungewöhnlicher erster Fernsehauftritt: Toni Brunner bewies im Nachtcafé Humor und eine spitze Zunge.
caw. Mutig sei er, der Toni Brunner, dass er sich in die Höhle des Löwen wage, sagte Gastgeber Robert Bösiger am Donnerstagabend im Nachtcafé. Schliesslich sei dies die Heimat von Maya Graf, ihres Zeichens Grünen-Nationalrätin und damit klare politische Gegnerin vom SVP-Präsidenten.
Angst hatte Toni Brunner allerdings keine. Das lag wohl daran, dass er gründlich Schützenhilfe von seinen Parteikollegen aus dem oberen Baselbiet erhielt: Caspar Baader, Thomas de Courten, Christian Miesch, Susanne Strub oder Thomas Weber waren nur einige Parteikollegen, die dem obersten SVPler ihre Aufwartung machten. Auch alt Regierungsrat Jörg Krähenbühl liess es sich nicht nehmen, dem «Chef» einen Besuch abzustatten.
Und nicht nur die Politiker, auch die unpolitischen Besucher kamen in Scharen: Einen freien Platz in der Oberen Fabrik zu ergattern, war am Donnerstagabend beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Die letzten Stühle wurden direkt vor die Bühne geschoben und bei der Bar standen die letzten Besucher in Reih und Glied, um noch etwas vom Politiker zu sehen zu bekommen.
Grüne gehören ins Tor
Angst musste Brunner denn auch wirklich keine haben vor dem Sissacher Besucheransturm. Das bewiesen diese gleich bei seinem Einmarsch: Mit tosendem Applaus wurde der Toggenburger in Sissach empfangen. Und auch bei seinen Seitenhieben an die hiesige Politikerschaft konnten sie sich einige Lacher nicht verkneifen: Als Bösiger Brunner gleich zu Beginn fragte, wie denn das fussballerische Können von Maya Graf sei, mit der er beim FC Nationalrat stürmt, sagte Brunner nur: «Ein Grüner gehört eigentlich immer ins Tor: Die verhindern sowieso alles.»
Es gab noch einige andere spitzzüngige Sprüche, die Brunner an diesem Abend über die Lippen gingen. Dabei bewies er nicht nur seine Schlagfertigkeit, sondern auch, dass er eine Frohnatur ist. Nach beinahe jedem Statement glänzte ein breites Grinsen über sein Gesicht.
Erster Fernsehauftritt mit Beule
So liess es sich Brunner auch nicht nehmen, zu verkünden, dass seine Partnerin «zur Vernunft» gekommen sei: Die ehemalige CVP-Politikerin besitzt seit Kurzem kein Parteibüchlein mehr. Und auch, dass er in seinem Restaurant «Haus der Freiheit» einmal einige Jungsozialisten bediente, denen der Schnaps halt schnell zu Kopf gestiegen sei, war Brunner eine Pointe wert. «Am Ende musste ich aufpassen, dass sie nicht noch der SVP beitraten.»
Für die Zukunft habe Brunner keine Pläne, versicherte er Bösiger. «In meinem Leben ist vieles passiert, ohne dass es vorgesehen war.» So auch, dass der damals 21-Jährige den Sprung vom Listenfüller zum Nationalrat schaffte. Dieser Sprung brachte ihm gleich auch seinen ersten peinlichen Fernsehauftritt ein: Im Vorfeld der Wahl war er in eine Schlägerei verwickelt worden, die ein blutgetränktes Hemd und einen verschlagenen Kopf zur Folge hatte. Mit dem Hemd des Moderators und einem verbeulten Gesicht sah die Schweiz erstmals Toni Brunner, den Nationalrat. Den Sissachern bleibt vor allem das Bild des schelmisch grinsenden Toni Brunners in Erinnerung, der die Obere Fabrik zum Lachen brachte.
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Volksstimme Nr. 22 / 2012