Nachtcafé vom 27.10.2016   Liste aller Gäste       

Melanie Oesch
Musikerin und Sängerin 

Melanie Oesch Jodeln in Shanghai, Wandern am Thunersee

Melanie Oesch ist die bekannteste Jodlerin des Landes. In der Oberen Fabrik hat sie über Auftritte in Shanghai, das Wandern und den «Jodelzirkus» gesprochen.

«Es war der 17. Februar 2007», sagt Melanie Oesch ohne zu zögern. Die Frontfrau der Volksmusikcombo «Oesch’s die Dritten» erinnert sich gerne an den Auftritt in der Fern­sehsendung Musikantenstadl, in der sie beinahe über Nacht über die Grenzen hinweg bekannt wurde – als Jodlerin. Im Nachtcafé der «Volksstimme» hat die 28-Jährige aus Schwarzenegg (BE) am vergangenen Donnerstag einen Einblick in ihr ­Leben gegeben. 200 bis 250 Tage ist Oesch unterwegs. Auftritte im In- und Ausland gehören zur Tages­ordnung – nicht nur im deutsch­sprachigen Raum. Auch Konzerte in der Romandie sind gefragt: «Die Jodelsprache versteht man eben überall», sagt Oesch mit einem Schmunzeln gegenüber Nachtcafé-Moderator Robert Bösiger. Sogar in Shanghai sind «Oesch’s die Dritten» schon aufgetreten: «Ich habe noch nie so viele Selfie-Stangen gesehen wie dort», sagt die Jodlerin. In Chinas Metropole durfte sie aber nur Lieder ohne Text singen, lediglich das Jodeln ­begleitet von Musik war erlaubt: «Damit wir keine falschen Botschaften verbreiten.»

Karaoke in Krakau
Jodeln – vor allem ihr berühmter Zungenschlag-Jodel und die Musik im Allgemeinen sind im Leben von Melanie Oesch allgegenwärtig. Zusammen mit ihren Eltern Annemarie und Hansueli, ihren beiden Brüdern Mike und Kevin sowie Urs Meier steht sie auf der Bühne. Dabei wollte sie eigentlich gar nie Sängerin werden: «Ich dachte immer, dass etwas an Wert verliert, wenn man es so oft macht.» So habe sie in ihrer Kindheit vom Beruf der Tierärztin geträumt oder später mit einem Studium in Medienwissenschaften geliebäugelt. Für eine gute Show war Oesch jedoch schon immer zu haben, wie sie den zahlreichen Besuchern in der Oberen Fabrik verriet. So habe sie beispielsweise einmal gemeinsam mit ihren 21 Klassenkameradinnen Polo Hofers Hit «Alperose» gesungen: «Beim Karaoke auf der Maturreise in Krakau, versteht sich.»

Manchmal benötigt Oesch aber auch eine Auszeit vom Rampenlicht: «Meine Stimme braucht auch Pausen.» Dann gehe sie wandern, am liebsten von ihrem Zuhause aus am Thunersee – auch einmal ganz alleine, ohne Begleitung. «Die Natur genies­sen und beobachten» sei in solchen Momenten das Wichtigste. Erst vor Kurzem habe sie dabei zwei Sennen beim Juchzen gelauscht: «Vor Freude habe ich gleich zurückgejuchzt.» Und sollte sie unterwegs doch je­manden antreffen, dann sei sie einfach sich selbst, so wie immer: «Ig bi ig», sagt Oesch mit breitem Berner Dialekt. Sie habe keinen Künstler­namen, hinter dem sie sich verstecken, und keine Rolle, die sie spielen müsse.

Im nächsten Jahr feiern «Oesch’s die Dritten» ihr 20-jähriges Bestehen und gehen mit ihrem neuen Album «Jodelzirkus», das vergangenen Freitag erschienen ist, auf Tournee. Und warum ist dabei noch kein Auftritt im Oberbaselbiet geplant? «Das ist eine gute Frage. Aber ich habe das Gefühl, dass hier in der Region Fussball wichtiger ist als die Musik, oder?»