«Hier ist es ist idyllisch und ‹härzig›»
DJ Antoine wohnt gerne in Sissach, arbeitet viel, liebt den Genuss, freut sich über Neider, findet Nächstenliebe wichtig und will sich mehr für die Umwelt einsetzen.
pm. Er ist nicht nur unter den Schweizer Diskjockeys ein Grosskaliber, sondern auch körperlich ein Hühne von Gestalt. Im «Volksstimme»-Nachtcafé sitzt DJ Antoine locker auf seinem Stuhl, spricht schnell und gewandt. Er wirkt nahbar und unverkrampft. Einzig sein im spitzen, schwarz-glänzenden Stiefel steckender rechter Fuss wippt nervös vor sich hin.
Der international erfolgreiche Millionenseller arbeitet in New York, Berlin, Moskau, Dubai, Bangkok – und wohnt seit sieben Jahren in Sissach. «Hier ist es ruhig, idyllisch und ‹härzig›. Der Gegensatz gefällt mir», sagt er auf die entsprechende Frage von «Volksstimme»-Verleger Robert Bösiger. So schätze er es beispielsweise, zu Fuss zum Metzger gehen zu können.
Apropos zu Fuss gehen: Natürlich kommt die Sprache auf DJ Antoine’s «Hummer». Das 25 Liter schluckende Automonster, das er einst aus Werbezwecken fuhr, brachte ihm viele negative Reaktionen ein. Er habe das Auto vor drei Jahren verkauft und fahre heute eines, das nur noch halb so viel Benzin benötige, verteidigt sich Antoine. Und fügt hinzu, dass er bis zum 23. Lebensjahr Velofahrer gewesen sei. Zudem habe er den Vorsatz gefasst, sich in diesem Jahr vermehrt für die Umwelt einzusetzen.
40 000 Franken für drei Auftritte
Gegen den Willen seiner Mutter und nur dank grosser Leidenschaft und viel Energie sei er zum DJ-Beruf gekommen, sagt der 33-Jährige in einem Rückblick auf die Anfänge seiner Karriere. DJs in ihrer heutigen Form habe es damals noch nicht gegeben; musikalisch sei er von George Michael und Prince inspiriert worden. Aber Antoine ist eben nicht nur DJ, sondern vor allem auch Geschäftsmann. In seinen beiden Firmen beschäftigt er zehn Mitarbeitende. Einer davon beschäftigt sich vollumfänglich mit
Fan-Anfragen und ähnlichen Belangen.
Medienberichte, wonach er vergangenen Silvester bei drei Auftritten satte 40 000 Franken verdient hat, dementiert Antoine nicht, verweist aber sogleich auf sein Engagement in Sachen Nächstenliebe: «Ich unterstütze zwei arme Familien in der Schweiz und vier international wohltätige Organisationen.» Zudem stellt er sein Konterfei Jugend-Präventionskampagnen zur Verfügung.
Drogen habe er nie genommen, sagt Antoine. «Aber Genuss ist immer etwas Tolles.» Er lade gerne Freunde zum Essen ein und geniesse ein Glas Wein und eine gute Zigarre. Ein Rebensaft aus dem Bündnerland trägt gar DJ Antoines Namen – «ein PR-Gag», wie der Namensgeber selber sagt.
Spaziergang zum Ebenrain
Freizeit hat bei Antoine Seltenheitswert. Unter der Woche leitet er seine Unternehmen, an den Wochenenden steht er am DJ-Pult. Einzig den Montagmorgen habe er zum Ausschlafen. Wenn er mal ausspannen will, geht er Velo fahren, unternimmt einen kleinen Ausflug in der Region oder macht einen Spaziergang zum Schloss Ebenrain.
Neider hält DJ Antoine nicht für störend, sondern gar für nötig: «Das gehört dazu und zeigt doch, dass die Leute einen kennen.» Doch provozieren wolle er nicht: «Ich verzichte darauf, einen Ferrari zu fahren, sonst würden die Nachbarn denken: Jetzt hets ihm ins Hirni gschisse!» – ein Ausdruck, für den er sich beim Publikum umgehend entschuldigt.
Der Wahl-Sissacher Promi strahlt Selbstbewusstsein und Ehrgeiz aus. «Im Vergleich zu anderen Superstars bin ich eine Ameise», sagt er. Es macht ihm keine Mühe, sich als Superstar zu bezeichnen – und die Verniedlichung legt den Schluss nahe, dass DJ Antoine mit seinem Erfolg noch längst nicht zufrieden ist.
Volksstimme Nr. 14 / 2009