Bo Katzman
Sänger und Chorleiter
Er kam, sah, sagte, sang und siegte
Gute 40 Jahre ist Bo Katzman in der Schweizer Musikbranche eine feste Grösse. Und daran soll sich so schnell nichts ändern, sagt der bald 64-jährige Baselbieter als Gast im Nachtcafé der «Volksstimme» vom vergangenen Donnerstag.
Unverwüstlich. Vielleicht haftet diesem Adjektiv ein wenig Modergeruch und gleichsam etwas Tröstendes an. Und dennoch fasst es den Auftritt von Bo Katzman, des inzwischen bald 64-jährigen Sängers, im Sissacher Nachtcafé vom vergangenen Donnerstag am besten zusammen. Bo Katzman ist nicht nur äusserlich – wie viele Gäste, die altersmässig in der gleichen Liga spielen, zugeben mussten – in einer blendenden Verfassung.
Er würde seinen Küstlervornamen noch immer zu Recht tragen, wenn er vom Französischen «Beau» und nicht von seinem bürgerlichen Nachnamen Borer abgeleitet wäre. Wenn er zum Schluss breitbeinig und wie ein Rockstar auf der Bühne steht, sucht man vergeblich nach Zeichen der Vergänglichkeit. Seine Hüftschwünge auf seinen langen, schlanken Beinen erinnern an den jungen Elvis, seine Stimme beim Song «Hallelujah» sogar einen Hauch an dessen nicht minder unverwüstlichen Urheber Leonard Cohen.
Doch Bo Katzman – sein Nachname ist übrigens von seiner Vorliebe für Katzen abgeleitet – kam nicht in erster Linie zum Singen in die Obere Fabrik in Sissach. Im Vordergrund stand das Gespräch mit Robert Bösiger, dem Moderatoren des Nachtcafés. Dabei stellte Katzman sogleich unter Beweis, dass er weit mehr besitzt als bloss gesangliche Qualitäten: Da stellt sich einmal ein ausgezeichneter Unterhalter vor dem Publikum auf. Das weisse Hemd und der dunkle Veston verraten den angepassten, gesetzteren Herrn in ihm, die Bluejeans den jung gebliebenen, aufbegehrenden Protestsänger, der er einst vor über 40 Jahren war, Bob Dylan und Joan Baez nacheifernd.
Von Gottschalk bis zum Indianer
Er erzählt, wie er als neunjähriger Pfadi mit dem Namen «Chnoche» quasi seine erste Gospelband leitete, wie er einmal mit seiner Band in Hamburg vor einem einzigen Zuschauer, einem Indianer aus der Jugendherberge nebenan, auftrat oder dann als bisher einziger Schweizer Sänger neben Fast-Namensvetter DJ Bobo zu einem Auftritt in «Wetten, dass?…?» kam. Und, und, und. Alles begleitet mit einem Lächeln und viel Gestikulieren (weil dies nicht mehr von einem Mikrofon eingeschränkt wird). Bo Katzman schildert auch, wie er in Pratteln in einem streng katholischen Umfeld aufwuchs und als Junge sogar davon träumte, als Pfarrer mit allen Ornamenten und «rauchenden Kesseln» in einer vollen Kirche zu predigen – und die Arme untermalen alles.
Wenn ihn Robert Bösiger provozieren will, sei dies mit der Frage nach seiner Religiosität, sei dies mit der Reduktion auf die ausgelutschten Gospel-Auftritte, entgleitet ihm der wortwitzige Gast mit seinem hohen Unterhaltungswert immer wieder. Selbst als Katzman zu Beginn des Gesprächs authentisch seine Nahtoderfahrungen nach einem schweren Motorradunfall schilderte, bleiben humoristische Einschübe nicht aus.
Auch eine starke Feder
Dieses einschneidende Erlebnis schilderte Bo Katzman in einem Buch. In einem späteren Werk aus seiner Feder geht er eher auf Übersinnliches ein, auch wenn der Ausschnitt, den er am Donnerstag vortrug, schlicht eine ausgezeichnete, witzige Kolumne ist. An seinem dritten Buch schreibt er aktuell, wenn er nicht gerade singt, Chöre leitet oder sich in einem Talk behauptet.
Offenbar ein weiteres Talent des Sängers, der auch mit der ersten AHV-Rente vor Augen vorerst keine Anstalten macht, kürzertreten zu wollen. «Keine Angst, ihr werdet mich nicht so schnell los», sagt er im Verlauf des stündigen Gesprächs. Die Gäste des Nachtcafés empfinden das nicht als Drohung, sondern als Versprechen.