Nachtcafé vom 16.11.2009   Liste aller Gäste       

Seven
Soulmusiker 

Seven «Seven» ist kein Produkt einer Mega-Plattenfirma, seine Karriere hat er in harter Arbeit selbst gestaltet. Für Homestorys will er sich nicht zur Verfügung stellen. Englisch ist die Sprache seiner Musik, im Nachtcafé war auf Deutsch zu ­hören, woher er kommt und ­wohin ihn seine Karriere führt.

gy. Nächstes Jahr im März wird «Seven» bei «Art on Ice» auftreten. «Bei diesen Auftritten werde ich in vier Tagen 70?000 Menschen erreichen», verriet der Gast dem zahlreich und meist jungen in die Obere Fabrik gekommenen Publikum. Jan Dettwiler, der als «Seven» daran ist, als Soulmusiker eine Karriere weit über die Schweiz hinaus zu lancieren, war «Volksstimme»-Verlagsleiter Robert Bösigers Talk-Gast.

Englisch als «Maske»?
Englisch ist die Sprache seines Berufes, so drückt sich der Musiker Seven in seinen Liedern aus. «Vielleicht brauche ich die englische Sprache als Maske, um mich zu verstecken» mutmasste er. Beigebracht hat er sich das Idiom selbst und vorwiegend mit Liedtexten. Die Musik und das private Leben vermag er noch immer bestens zu trennen. Im Talk redete er so, wie ihm der Schnabel in Wohlen gewachsen ist. Von dort kommt er her, aus dem Osten des Aargaus. Zwar wohnt er jetzt in Luzern. Aber der Wohlener Freundeskreis ist ihm wichtig: «Mindestens einmal im Jahr fahren wir sicher Go-Kart», sagte er lachend.
«Abgesehen vom Hip-Hop hat Soul in der Schweiz keine Tradition. Wie erklärst du dir deinen erstaunlichen Erfolg?», wollte Bösiger wissen. «Ich bin nicht in die Soul-Schublade gesessen. Es gab sie gar nicht. Ich habe sie mir selbst gezimmert.» Der Gast zeigte sich nicht bloss schlagfertig, sondern auch noch von ziemlich direkter Offenheit. Gross geworden ist er in einem musikalischen Elternhaus zusammen mit einem sechs Jahre älteren Bruder. Dessen Plattensammlung habe es ihm angetan, zum grossen Bruder habe er aufgeschaut, das war so mit sieben, acht Jahren.
George Michaels Alben waren dabei. Oder Marvin Gaye. «Ich wollte damals in der frühen Jugend nie mehr etwas anderes hören», so «Seven». Und sie reichte aus, um Englisch zu lernen. Heute sei seine Plattensammlung zu 95 Prozent schwarz, mit zunehmenden Ausnahmen, fügt er noch an.
«Heute arbeitest du sehr viel mit anderen Musikern zusammen», kam Bösiger auf die Karriere zu sprechen. Die ersten drei Jahre habe er völlig allein an seinen Liedern gearbeitet, es habe keine Zusammenarbeit  gegeben, so Seven. Im vierten Jahr erwachte dann die Lust aufs Reisen. Hin zu den Zentren des Soul, Chicago und Philadelphia. Ab in die USA. Dort lernt er später Stevie Wonder kennen, der schon am Morgen um 9 Uhr glockenhell singen könne, auch wenn er einen halben Whisky intus habe.
«Mich interessieren Menschen, die das, was ich mache schon seit 30 Jahren machen. Da bin ich der Kleine und muss mir den Arsch aufreissen», bekannte er freimütig und «dort wo’s wehtut, lerne ich am meisten». «Seven» hat seine Karriere aus eigener Kraft gestaltet, dafür hat er einen grossen persönlichen Aufwand geleistet. «Es war wichtig, dass es harte Arbeit ist. Der schnelle Erfolg kann auch zur Eintagsfliege werden», zeigte er sich überzeugt.

Seven will nicht zuviel Stress
Wann mit einer ersten Filmrolle zu rechnen sei, fragte Bösiger den gut aussehenden Sänger weiter. «Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht», so «Seven». Und mit  Melanie Winiger zusammen eher nicht, «das ist mir zuviel Stress».
Auch die Schuhe waren ein Thema am Rand, «Seven» leiste sich den kleinen Tick, Schuhe zu sammeln und das seit dem neunten Lebensjahr. Von den 283 Paaren seien etwa 30 Prozent schon mal getragen worden, der Rest sei originalverpackt, sagte er und lachte. Nach Japan wird er nächstes Jahr reisen, zwei Alben seien dort im Verkauf. «Dann bin ich zum ersten Mal richtig gross», schaut er mal voraus. Als dann das Mikrofon fürs Publikum geöffnet wurde, sind wir wieder in der Schweiz gelandet. Es gab eine einzige Frage. Autogrammwünsche wurden im Nachgang zu Hauf erfüllt.

Volksstimme Nr. 135 / 2009