Nachtcafé vom 06.09.2001   Liste aller Gäste       

Röbi Koller
Fernsehmann und Moderator 

Röbi Koller Röbi Koller zu Gast im «Volksstimme»-Nachtcafé: Auf dem Matterhorn mit Dölf Ogi
Wie er vom «Meister» Roger Schawinski aus den Federn geholt wurde und wie er auf dem Matterhorn Adolf Ogi das «Du» anbot, erzählte der Fernsehmann Röbi Koller während des «Volksstimme»- Nachtcafés im gut gefüllten Sissacher KiK.

los. Ja, wer sitzt denn nun da neben «Volksstimme»-Redaktor Rolf Wirz im Sissacher KiK? Ist es Roger Schawinski, Ruedi Matter, Martina Hingis oder gar Rudi Carrell? Fernsehmann Räbi Koller unterhielt im «Volksstimme»-Nachtcafé vom vergangenen Donnerstag die Besucher nicht nur mit allerlei Müsterchen aus seiner Arbeit bei Radio und Fernsehen, sondern auch mit seinen Künsten als Stimmenimitator.
Dabei war es gar nicht selbstverständlich Koller im «Nachtcafé» anzutreffen. Er habe jede Woche die Mäglichkeit sich in irgendeinem Me-dium zu zeigen, doch denke er in diesem Punkt sehr dosiert: «Mein Privatleben ist mir sehr wichtig», so Koller.

Als Nobody zum Radio
Kollers Einstieg in die Medien verlief eher unkonventionell. Ohne Mikrofon- und journalistische Erfahrung bewarb sich Koller bei Roger Schawinski und seinem «Radio 24». Nach einigem Hin und Her begann er schliesslich Hals über Kopf in Cernobbio bei Chiasso zu arbeiten. Es sei eine arbeitsintensive und ziemlich chaotische Zeit gewesen, so Koller. In dieser Anfangszeit des Privatradios sei noch vieles «handgestrickt» gewesen und man musste das meiste selber machen: «Das Schlimmste war, wenn man jemand interviewte, von dem man den Namen und den Grund, warum man ihn eingeladen hatte nicht mehr wusste», beschrieb Koller die Umstände.
Das intensivste Erlebnis dieser sechsjährigen Radio-24-Zeit erlebte Koller aber abseits des Studios: Einmal habe er sich verschlafen und sei dann von Chef Schawinski, der seine Dienstwohnung gleich in der Nähe hatte, hächstpersänlich geweckt worden: «Roger stand vor meinem Bett und ich in Boxershorts und mit nacktem Oberkörper schämte mich zutiefst. Heute habe ich dieses traumatische Erlebnis mit therapeutischer Hilfe überwinden kännen», scherzte Koller.
Nach dem Job bei Radio 24 folgte eine kurzes Intermezzo bei DRS 3, wo es laut Koller viel gesitteter und ruhiger zu und her ging. Schon kurz darauf zog es ihm jedoch in ein neues Medium: das Fernsehen. «Zum einen war es sicher die Eitelkeit, die mich ins Fernsehen trieb. Doch interessierte mich auch die neue Dimension, die sich mir in diesem Medium erschliessen würde.»

12-Stunden-Reportagen
Kaum ein halbes Jahr im neuen Job, wurde die Sendung Karussell, wo Koller mitarbeitete, abgesetzt. «Darüber bin ich gar nicht unglücklich gewesen. Die Zeit in dieser serbelnden Redaktion war nicht wirklich angenehm gewesen.» Ausserdem ermöglichte das Ende von Karussell Koller seinen vorläufigen Karrierehöhepunkt: Die Langzeitreportagen.
Rotlichtmilieu Langstrasse, Gefängnisanstalt Thorberg, Inselspital Bern oder die Eigernordwand. Koller hat nach eigenen Aussagen beinahe alle möglichen Themen für eine so umfangreiche Reportage abgedeckt. Persönlicher Favorit von ihm war die Matterhornbesteigung: «Wir wollten zeigen, dass mit seriöser Vorbereitung auch Menschen wie du und ich das Matterhorn erklettern können Ð was auch gelang.» Wie zufällig habe übrigens an diesem Tag auch Bundesrat Adolf Ogi das Matterhorn bestiegen. Koller packte die Chance beim Schopf und bot Ogi über 4000 Meter das Du an: «Das Du gilt bis heute», sagte Koller stolz.
Neben den Langzeitreportagen baute sich Koller mit der Sendung «Quer» ein zweites Standbein beim Fernsehen auf. Und wenn auch Journalistenkollegen zuweilen Häme über die Sendung ausschütten und sie in die «Gschpürschmi-Ecke» abdrängen wollen: Koller macht das nichts aus.
«Unsere Sendung ist ein Bedürfnis und wird gut gesehen. Ob einige Journalisten die Sendung kritisieren, interessiert mich eigentlich wenig.» Grundprinzip der Sendung ist es, die Menschen mit ihren Problemen und Sorgen ernst zu nehmen. Wichtig sei es auch, Grenzen der teilnehmenden Gäste zu respektieren.
Schon Kult im Quer ist die Rubrik «Querkopf» und die obligaten zwei scheusslichen CDs aus denen der Gast schliesslich auswählen kann. Redaktor Rolf Wirz stand Koller in diesem Punkt in nichts nach und präsentierte ebenfalls zwei Tonträger, die er nach eigenen Aussagen «unbedingt loswerden wollte». Koller zeigte Humor und entschied sich für ein avantgardistisches Trommelstück.