Nachtcafé vom 18.08.2016   Liste aller Gäste       

Georg Heitz
FCB-Sportchef 

Georg Heitz Der Macher hinter der Bühne

Georg Heitz hat einen wesentlichen Anteil an den nationalen und ­internationalen Erfolgen des FC Basel in den vergangenen ­Jahren. Er versteht es, als Verbindungsglied zwischen Mannschaft, Trainer und Präsidium die Transfer- und Tagesgeschäfte im Teamwork positiv zu gestalten.

Er schiesst weder Tore noch bestimmt er die Spieltaktik. Auch die Mannschaftsaufstellung ist nicht sein Ding, genauso wenig sitzt er Kaugummi kauend und medienwirksam auf der Spielerbank. Das Aktionsfeld von FCB-Sportchef Georg Heitz ist denn auch nicht der grüne Rasen, sondern die vielschichtige Fussball­szene hinter den Kulissen und hinter der Bühne.

Am vergangenen Donnerstag stand er als Gast des Nachtcafés aber nun einmal nicht hinter, sondern auf der Bühne im Rampenlicht. Und dort bombardierte «Volksstimme»-Chefredaktor Jürg Gohl als Gesprächs­leiter seinen ehemaligen Kollegen aus der Sportredaktion der «Basler Zeitung» mit allerlei Fragen, die den Fans halt so auf der Zunge liegen. Dabei redete der hohe FCB-Funktionär in der gut besetzten Oberen Fab­rik in Sissach nicht bloss über Fussballklatsch oder Gerüchte, sondern vielmehr über Erfolgsgeheimnisse, die Abläufe im Fussballbusiness und das Leben und Wesen der Akteure ausserhalb des Spielfelds.

Fussball nervt und regt auf
Die 1:3-Niederlage von YB gegen ­Borussia-Mönchengladbach vergangene Woche im Qualifikationsspiel zur Champions League habe auch ihn geschmerzt, gab Heitz unumwunden zu, obschon mit Jan Sommer einer seiner ehemaligen «Ziehsöhne» im Tor des deutschen Gegners stand. Moderator Gohl hatte nämlich wissen wollen, wie er so über die Konkurrenz denkt. «Die Berner sind unser grösster Konkurrent im Kampf um den Titel, und Mannschaften dieser Klasse tun dem Schweizer Fussball gut», so die diplomatische Antwort des FCB-Sportchefs. Er muss es wissen, ist er doch inklusive aller FCB-Spiele pro Saison an rund 80 Matchs live dabei. Dabei gelte es, die Beobachtungen und Analysen ruhig und nüchtern zu machen. Dies im Gegensatz zum Publikum, das möglichst viel Action erleben will. «Fussball ist eben etwas, wo man sich aufregen kann, das soll so sein», gab Heitz zu bedenken.

Den einzelnen Spielern attestierte er, dass die Zeit der individuellen ­Macken vorbei sei und dass sie eigentlich alles brave Jungs seien. Sie müssten auf sehr viel verzichten. Dazu sind die physischen Anforderungen im heutigen Fussball einfach zu gross, um sich ausserhalb des Stadions noch grosse Eskapaden oder einen unseriösen Lebenswandel leisten zu können. Und da setzt eine der Kernaufgaben des Sportchefs an, indem er sein Personal, sprich die Spieler, sozusagen rund um die Uhr betreut. «Dass das aber nicht immer gelingt, zeigt der Fall von Raul Bobadilla, der mit seinem Temporausch für negative Schlagzeilen sorgte», gestand Heitz ein. Zu der angesprochenen Rolle von Trainer Urs Fischer sein kurzes Fazit: «Er geht mit den Spielern hart, aber korrekt um, er ist kein Pulswärmer.»

Was sich Embolo wirklich dachte
Talkmaster Jürg Gohl liess nichts unversucht, seinen Basler Gast aus der Reserve zu locken. Das ist ihm denn auch immer wieder gelungen. So erzählte Georg Heitz schliesslich allerlei Erheiterndes aus dem «FCB-Nähkästchen», und zwar so, wie es von den Medien niemals verbreitet wird.

So relativierte er die gross aufge­bauschte Fairness-Story um Breel Embolo, der im 2:3 verlorenen Match gegen GC den Schiedsrichter darauf hingewiesen hatte, dass er vor dem gegnerischen Tor als Letzter den Ball ins Aus spediert habe und folglich der gepfiffene Corner zu den eigenen Ungunsten wieder rückgängig gemacht werden sollte. In Tat und Wahrheit missgönnte der 18-Jährige Stürmer seinem Teamkollegen Taulant Xhaka aber den Schuss aufs Tor, den er aus der günstigeren Position heraus erfolgreicher hätte abschlies­sen können. «Embolo sah in diesem schiedsrichterlichen Fehlentscheid Xhakas eigensinniges Verhalten nur noch mehr belohnt, und das lief ihm gegen den Strich», präzisierte Heitz diese intern gehandelte Version.

Das liebe Geld
Seine Rolle als Sportchef und Vermittler habe er auch etwa im Fall von Serey Dié spielen müssen, als er sich nach dessen Zerwürfnis mit Paulo Sousa auf die Seite des damaligen Trainers stellte und den Ivorer contre coeur entlassen musste. Weiter dann die Frage aus dem Nachtcafé-Publikum, wie sich der FCB wohl in der Bundesliga behaupten könnte: «Bei optimalem Saisonverlauf wären wir ungefähr auf dem 7. Tabellenrang einzustufen», so die optimistische Sichtweise des 45-Jährigen. Dann die unvermeidliche Diskussion um das liebe Geld. Und da sei der FCB trotz seiner unbestrittenen Vormachtstellung in der Schweiz für Europa eine kleine Nummer, stellte Heitz klar. Daran besteht kein Zweifel, wenn man etwa die Fernsehgelder betrachtet, die in England fliessen. So kassiert Manchester United 220 Millionen Franken pro Saison, derweil sich der FCB mit 2,5 Millionen begnügen muss. Für Sportchef Heitz kein Grund zum Hadern. «Unser Markt ist halt einfach viel kleiner.»

Dies wird das immer kollektiv entscheidende Management trotzdem beflügeln, den treuen Fans in der Region mit einem gut geführten FCB weiterhin viel Spass und Freude zu bereiten. Das konnte der Sportchef als Macher hinter der Bühne bei seinem Auftritt in Sissach denn auch überzeugend darlegen. Ulrich Fluri