Adrian Sieber
Sänger der «Lovebugs»
Seit 20 Jahren ist er der Kopf einer der bekanntesten Schweizer Pop-Bands: Adrian Sieber, Sänger und Songschreiber der Basler «Lovebugs», sprach im Nachtcafé der «Volksstimme» über Hitsongs, die «Rolling Stones» und den Eurovision Song Contest.
jak. Mit dem sonnigen Wetter und der Fussball-Europameisterschaft hatte Adrian Sieber zwar zwei harte Konkurrenten. Dennoch fanden am Donnerstagabend rund 50 interessierte Zuschauer den Weg in die Obere Fabrik in Sissach, um eine Stunde lang dem Sänger der Basler «Lovebugs» dabei zuzuhören, wie er aus dem Nähkästchen eines Rockstars plauderte. Sieber stand während seiner 20 Jahre als professioneller Popmusiker bereits auf allen wichtigen Konzertbühnen der Schweiz, hat mehrere grosse Tourneen im Ausland gespielt, hat elf Alben, ein Best-of- und ein Livealbum sowie als «Adrian Solo» ein Soloalbum veröffentlicht – und dennoch nie die Bodenhaftung verloren.
«Musik ist mein Leben»
Dem Erfolg der «Lovebugs» über so viele Jahre liegt ein scheinbar simples Rezept zugrunde: «Musik ist mein Leben. Sie war schon ein grosses Thema in meiner Familie», erzählt der bald vierzigjährige Sieber. Eigentlich wollte er erst Schlagzeuger werden und schloss trotz grossem Interesse an der Musik zuerst gutbürgerlich eine Lehre als Hochbauzeichner ab.
«Die Hitparade am Radio war mein erster Kontakt zur Popmusik.» Umso erstaunlicher ist bei dieser frühen Sozialisation mit kommerzieller Musik, dass die «Lovebugs» während ihrer gesamten Karriere erst einen Song in den Top Ten der Schweizer Single-Hitparade platzieren konnten. «Für uns sind in erster Linie die Alben wichtig», so Siebers Erklärung, «obwohl diese mittlerweile aus der Mode gekommen sind.»
Ohnmächtige Fans
Im Rückblick auf die bisherige Karriere der «Lovebugs» waren für Sieber insbesondere zwei denkwürdige Konzerte dabei, von denen er auch noch seinen Grosskindern erzählen würde. Einmal eine der ersten Tourneen, die die Band im Vorprogramm des Sängers Mark Owen absolvierte: «Wir waren noch jung und spielten vor einem sehr jungen Publikum. Die Mädchen sind da reihenweise in Ohnmacht gefallen, so etwas hatten wir noch nie erlebt.» Das Zweite waren die beiden Konzerte im Vorprogramm der legendären «Rolling Stones». Besonders in Erinnerung blieb Sieber, als er vor dem Konzert den «Stones» in einem Nebenraum beim Warmspielen zuhören konnte.
Bei der Frage von Gastgeber Robert Bösiger, welcher Teufel sie denn geritten habe, mit den «Lovebugs» am Eurovision Song Contest 2009 in Moskau teilzunehmen, blieb Sieber pragmatisch: «Das ist nicht das einzige Fettnäpfchen, in das wir getreten sind. Wir haben alles ausprobiert.» Die Schweiz sei ein kleines Land mit wenig Möglichkeiten, die eigene Musik zu platzieren, so der Sänger. «Es war in jedem Sinn eine grenzwertige Erfahrung. Wir haben es zum Glück mit einer gewissen Naivität gemacht.» Enttäuscht seien sie nicht gewesen, denn «was gewinnt ist sowieso nie das Beste». Dennoch habe der Wettbewerb ihnen viele neue Fans, vor allem in Skandinavien, eingebracht.
Zum Schluss sprach Sieber noch kurz über das neue Album «Life is Today», gab den anwesenden Fans bereitwillig Autogramme und posierte für Fotos mit ihnen, bevor er den Zug zurück nach Basel nahm.
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Volksstimme Nr. 69 / 2012