Georges Delnon
Direktor Theater Basel
Der Direktor des Theaters Basel, Georges Delnon, sprach fast ein Jahr nach der verlorenen Theaterabstimmung in der Oberen Fabrik in Sissach über sein Metier, Geld und internationales Renommee.
Das Oberbaselbiet und das Theater Basel – ein Kapitel für sich. Fast ein Jahr nach der kantonalen Abstimmung über Theatersubventionen, die im Oberbaselbiet deutlich abgelehnt wurde, kam Theaterdirektor Georges Delnon nach Sissach in die Obere Fabrik.
«Dank der SVP und der FDP habe ich das Baselbiet besser kennengelernt», sagte Delnon im «Volksstimme»-Nachtcafé und bezeichnete diesen Fakt als «positiven Kollateralschaden» der Theaterabstimmung vom Februar 2011. Doch trotz des Neins an der Urne: Es gehe nicht ans Lebendige, auch wenn das Haus 14 Millionen weniger pro Jahr zur Verfügung habe als noch vor zwanzig Jahren.
«Kultur ist das wichtigste Erbe von unseren Vorfahren. Die Frage ist: Was ist sie uns wert?», fragte Delnon in die Runde.
Selber Stücke auswählen
Vor eher kleiner, aber interessierter Gästeschar – darunter der Baselbieter Kulturdirektor Urs Wüthrich – unterhielt sich der Theaterdirektor und Regisseur mit «Volksstimme»-Verlagsmitarbeiter Robert Bösiger. Über Kultur, Geld, seine Arbeit und darüber, ob das Publikum selber Stücke auswählen dürfe. Und räumte gleich mit einem Vorurteil auf: «Den Theaterleuten ist es alles andere als egal, ob die Säle voll oder leer sind.»
«Meine Aufgabe ist es, gutes Theater zu machen und nicht zu politisieren», sagte er, «ich werde aber selbstverständlich weiterhin für die Institution kämpfen.» Extra für die Baselbieter stellte er in Aussicht, dass es sicher wieder Theateraufführungen in Augusta Raurica geben werde. Heute habe das Theater unter anderem damit zu kämpfen, dass das Freizeitangebot sehr gross sei, so Delnon.
Er widersprach allerdings der These, dass es beim Publikum ein Nachwuchsproblem, also zu wenige junge Theaterbesucher gebe.
Stundenlang diskutieren
Geboren im Bündnerland, lebte Delnon lange Jahre in Deutschland, wo er an verschiedenen Theatern tätig war. Auf die Unterschiede zwischen dem nördlichen Nachbarland und der Schweiz angesprochen, wusste er einiges aufzuzählen, so zum Beispiel bei den Sitzungen: «In Deutschland wird der Tarif durchgegeben, dann ist die Sitzung fertig. In der Schweiz diskutiert man stundenlang.»
In Basel gefalle es ihm sehr, betonte Delnon. Er schätzt die drei Sparten des Theaters – Oper, Schauspiel, Ballett – die über gutes internationales Renommee verfügten. Absurd: Der Ruf des Theaters sei im Ausland besser als hier, so Delnon.
Seit sechs Jahren steht er an der Spitze des Basler Theaters. Bei einem neuen Direktor stelle sich immer die Frage, ob der Chef eher ein Verwalter sei oder ein Theatermann, verriet er. Er selber kommt von der Bühne, und er sagt von sich, dass er ein Pragmatiker sei. Hin und wieder müsse man schon durchgreifen in dem Job, gab er zu: «Es gibt in unserer Branche Egoshooter ohne Ende.»
Bilder zum Nachtcafé mit Georges Delnon finden Sie in unserer Galerie auf www.volksstimme.ch
Volksstimme Nr. 13 / 2012