Nachtcafé vom 24.05.2012   Liste aller Gäste       

Frölein Da Capo
Einfrauorchester 

Frölein Da Capo Sie ist bekannt aus der SF-Satiresendung Giacobbo/Müller. Doch Irene Brügger, alias Frölein Da Capo, hat mehr drauf als am Sonntagabend vor der Kamera ein Liedchen zu trällern. Die 32-jährige Luzernerin sprach im «Volksstimme»-Nachtcafé über Songschreiben, Petticoats und das Landleben.

bas. Sie hatte das Publikum schon von der ersten Sekunde an in der Tasche: Bereits als Frölein Da Capo die Bühne der Oberen Fabrik betrat, brandete ihr Applaus entgegen. Die Luzernerin, die mit bürgerlichem Namen Irene Brügger heisst, tritt seit zweieinhalb Jahren in der Sonntagabend-Satireshow Giacobbo/Müller auf SF1 auf und hat es so zu schweizweiter Bekanntheit gebracht.
«Eher Männer regen sich darüber auf, dass ich mich Frölein nenne», sagte die 32-Jährige im Talk mit Gastgeber Robert Bösiger über ihre Kunstfigur – und verriet: «Ganz so unemanzipiert, wie der Name klingt, bin ich nicht.»
Zu ihrem Erscheinungsbild gehört ebenso der Petticoat («auf der Bühne ist das ein guter Tarnanzug») wie ihr Loopgerät, mit dem sie sich selber aufnehmen und so ganz allein ein Orchester spielen kann. «Mit dem Loopgerät kann ich mich selber endlos vervielfältigen. Denn tief in mir drin ist eine Rampensau», freute sie sich. 
Die musikalische Karriere Irene Brüggers ist lang: Sie spielte bereits in diversen Bands, sang in  einem A-capella-Chor und ist Guggenmusikerin an der Luzerner Fasnacht. Seit 2007 tritt sie als Frölein Da Capo auf – in den anachronistisch anmutenden Kleidern, die sie zum Teil selber näht, mit strenger Frisur und mit schrägen Liedern. Die Liedtexte schreibt sie ebenfalls selber. «Sie klingen wie Songs aus dem Leben, dabei habe ich noch gar nicht so viel erlebt», sagte sie dazu. Die Auftritte bei Giacobbo/Müller mag sie, hier habe sie «ihr Plätzli gefunden – und die beiden sind flotti Sieche».

Leben im Vier-Generationen-Haus
Auf die Frage von Bösiger, woher sie ihre Ideen für ihre Lieder nehme, antwortete sie: «Nach Lust und Laune.» Sie gestand allerdings, dass es «e Huerestress» sei, jeden Sonntag etwas präsentieren zu müssen.
Brügger ist ein Multitalent, singt nicht nur und spielt verschiedene Instrumente, sondern sie schreibt neben Liedtexten auch Kolumnen, bastelt und zeichnet sogar Comics. Mit ihrem Mann und zwei Kindern, Eltern und Grossmutter lebt sie auf einem Vier-Generationen-Hof bei Willisau – «sehr idyllisch». Ja, sie sei ein Landei, sagte sie dazu. An dieser Bezeichnung sieht Irene Brügger nichts Negatives. Und irgendwann wird sie mit ihrem Mann zusammen den elterlichen Hof übernehmen.
Durch ihre Auftritte beim Fernsehen hat Frölein Da Capo ein grosses Publikum erreicht – aber den Boden unter den Füssen nicht verloren. Dies bewies sie im Nachtcafé am vergangenen Donnerstag mit ihrer lockeren und ebenso  bodenständigen wie witzigen Art. Ausser jeweils am Sonntagabend im TV tritt Irene Brügger auch immer wieder an eigenen Konzerten auf, und sie freut sich, wenn die Leute sich – formuliert in ihren eigenen Worten – fragen: «Was macht diese Zwei-Minuten-Trulla aus dem Fernsehen einen ganzen Abend lang?»
Das Publikum in der Oberen Fabrik unterhielt sie jedenfalls bestens, sowohl beim Talk als auch im Anschluss, als sie zwei Lieder aus ihrem Fundus zum Besten gab: zwei Geschichten, die das Leben schrieb, voller Wortspiel, Witz und Poesie. Als Zugabe bot Frölein Da Capo «Me and Bobby Mc Gee» von Janis Joplin und nahm sich im  Anschluss noch viel Zeit für die zahlreichen Autogrammwünsche des Publikums.

Bilder zum Nachtcafé mit Frölein Da Capo finden Sie in unserer Galerie auf www.volksstimme.ch


Volksstimme Nr. 61 / 2012