Nachtcafé vom 07.06.2001   Liste aller Gäste       

Elsbeth Schneider
Regierungsrätin 

Elsbeth Schneider Baudirektorin Elsbeth Schneider war Gast im «Volksstimme»-Nachtcafé: «Ich bin leidenschaftlich gern Baselbieter Regierungsrätin»
Seit sieben Jahren ist die gebürtige Innerschweizerin Elsbeth Schneider die bisher erste und einzige Baselbieter Regierungsrätin. Sie liebt ihr Amt und möchte im Frühjahr 2003 nochmals für eine vierjährige Amtsperiode antreten. Am Donnerstag war sie Gast im «Volksstimme»-Nachtcafé.

ob. Es bietet sich einem nicht jeden Tag die Mšglichkeit mitzuerleben, wie eine Regierungsrätin auf einem Barhocker sitzt und selbst dann noch artig Auskunft erteilt, wenn die Fragen längst im Privaten stochern. Am vergangenen Donnerstag liess sich Elsbeth Schneider, Baselbieter Bau- um Umweltschutzdirektorin, von «Volksstimme»-Redaktor Rolf Wirz in die Karten schauen.
Schneider nutzte die Zeit, um dem Publikum verschiedene Botschaften mit auf den Weg zu geben: Etwa jene, wonach sie fürs Leben gern regiere und als Tunnel-Direktorin in die Geschichte eingehen wolle. Oder jene, dass sie als gebürtige Innerschweizerin heute jedes Mal Hühnerhaut bekomme beim Absingen des Baselbieter Liedes. Doch gehen wir der Reihe nach.
Als Baudirektorin habe sie zu sämtlichen Baustellen eine enge Beziehung: «Ein Projekt wie die Umfahrung Sissach ist für mich ein Stück weit wie eine Geburt». Sie freue sich schon heute auf die Einweihung. Weil in ihre Amtszeit Ð seit sieben Jahren ist sie Vorsteherin der Bau- und Umweltschutzdirektion einige Strassen- und Tunnelprojekte fallen, kšnne sie damit leben, dereinst als Tunnel-Direktorin in die Geschichte einzugehen. Am meisten am Herzen liege ihr aber die Realisierung des Wisenberg-Tunnels.
Nicht auf die Äste hinausdrängen liess sich Elsbeth Schneider mit der Frage, welches Gesicht denn der Dorfkern von Sissach nach Realisierung der Umfahrung habe. Sie sei aber zuversichtlich, dass «es eine gute Sache werde», sagte sie versöhnlich.

Ehemann als Wahlhelfer
Zur Politik kam die 55-jährige Schneider dank ihrem Mann Guido. Nach dessen Rücktritt aus dem Einwohnerrat Reinach trat sie in seine Fussstapfen. Dann nahm alles seinen Lauf: Einwohnerrätin, Landrätin, Regierungsrätin. Und vor Jahren wurde sie nach dem Rücktritt des CVP-Zweierpäcklis Koller/Cotti sogar als Kandidatin für den Bundesrat gehandelt.
Dennoch: Das derzeitige Amt war nie Bestandteil ihres Lebensplans. Schon deshalb nicht, weil sie als Tochter eines SP-Kantonsrats habe miterleben können, wie die Familie unter den Anfeindungen gelitten habe. Sie selber seien als «rote Kinder» verschrien gewesen.
So wollte Klein-Elsbeth später lieber Lehrerin werden. Hauswirtschaft, «damit ich später schon kochen, bügeln und nähen kann». Ins Baselbiet wurde sie geholt durch ihren späteren Mann Guido. Kennengelernt hatten sie sich am Zentralschweizerischen Gesangfester war Sänger, sie Ehrendame. Schneider: «Heute bin ich eine leidenschaftliche Baselbieterin, eine, die Hühnerhaut bekommt beim Singen des Baselbieter Liedes.»
Ob sie sich als einzige Frau im Regierungsrat nicht zuweilen einsam fühle, wollte Rolf Wirz wissen. Keinesfalls, entgegnete sie glaubwürdig. In der Baselbieter Exekutive werde keinen Unterschied zwischen Mann und Frau gemacht. Immerhin gibt es seit ihrem Einzug in die Regierung jeweils an den dienstäglichen Sitzungen Blumen, Mineralwasser und ab und zu etwas Süsses. Das Klima innerhalb der Regierung bezeichnete Elsbeth Schneider als sehr gut, man könne im Slang der Jungen auch von «geil» sprechen. Sie unterscheide sich von ihren Kollegen etwa dadurch, dass sie spontaner sei und ab und zu «aus dem Bauch» handle und rede. Apropos: Die Zeit sei reif für eine zweite oder dritte Regierungsrätin.
Aus aktuellem Anlass äusserte sich Schneider auch über den Entscheid des Basler Grossen Rates in Sachen Vollkantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Die Baselbieter Regierung sei erschrocken über diesen Entscheid: «Mit einem Partner geht man anders um. Wir wollen ernst genommen werden.» Die Baselbieter Regierung akzeptiere diesen Entscheid nicht; man werde am Verfassungsauftrag festhalten und den Vollkanton anstreben.

Birchermüesli und Wasser
Schneider verschwieg auch die negativen Seiten ihres Jobs nicht. Es leide nicht nur die Beziehung zu ihrem Mann, sondern auch der Freundeskreis. Problematisch sei zum Teil auch, dass man ständig eine öffentliche Person sei. Sogar bei einem Autounfall: Um 5.50 Uhr morgens sei es zu einem Zusammenstoss gekommen. Zwei Stunden später habe sie bereits die ersten Telefonanrufe der Medien erhalten.
Die Frühaufsteherin hält sich am liebsten mit Birchermüesli, Joghurt und Mineralwasser «über Wasser». Fleisch isst sie keines. Und auch die mit dem Amt einer Regierungsrätin verbundenen Essen und Apéros liebt sie nicht sonderlich: «Da lasse ich hie und da gerne einen Gang aus.»
Elsbeth Schneider ist derzeit noch so glücklich mit ihrem Amt, dass sie zu Wahlen im Frühjahr 2003 nochmals antreten möchte. Später dann könne sie sich gut vorstellen, dereinst Schlossherrin auf Wildenstein zu werden...