-minu
Journalist und Klatschkolumnist
Er liebt Süsses, hasst Weissweinfahnen, er liebt Weihnachtsgeschenke und hasst die Kocherei. Hanspeter Hammel, besser bekannt unter dem Kürzel minu, offenbarte sich und seine Neigungen einem dankbaren Publikum in Sissach.
rob. «Hier in Sissach kennt mich doch keine Sau.» Von wegen. Hanspeter Hammel sollte sich mächtig täuschen. Schon beim Essen in der «Sonne» wurde der Mann, der sich mit dem Kürzel minu durchs Leben schreibt und bewegt, von diversen Fans begrüsst. Und Talkmaster, «Volksstimme»-Redaktor Rolf Wirz, musste den Mann buchstäblich durch die ins KIK hinabgetauchten Neugierigen bis auf die Bühne zwängen.
Sein inniges Verhältnis mit Basel begründete der Klatschkolumnist der «Basler Zeitung» mit seiner tollen, internationalen Lage: «Von Basel aus bist du sofort im Elsass, in Deutschland oder in Sissach.» Der 11-Millionen-Moloch Rom sei zudem viel provinzieller. Etwas beschämend sei höchstens die Tatsache, dass Basel ausser der Mehlsuppe und den «Läggerli» keine kulinarischen Spezialitäten zu bieten hat.
Apropos Kulinarisches: Das KIK-Publikum staunte nicht schlecht über das gestörte Verhältnis von minu zum Kochen. «Ich koche nicht gern. Es ist nichts als eine verdammte Plackerei.» Dies sagt einer, der auf Tele Basel eine Kochsendung hat, aber lieber auswärts isst. Einer, der für ein Nachtessen bei sich zuhause für zehn Personen 50000 Franken löst — für einen guten Zweck, nota bene. Dieses Geld gehe nach Brasilien. Es sei so etwas wie eine kleine Entschuldigung für sein «üppiges Leben» sonst.
Und wer da bis heute gutgläubig angenommen hat, der minu treibe sich wie die Borer-Fieldings nächtelang an den Parties und Vernissagen dieser Stadt rum, um seine Klatschspalten zu füllen, ist erneut auf dem Holzweg: «Ich hasse Leute, die nach Weisswein stinken.» minu’s Kunst besteht darin, die von «spions» zusammengetragenen Namenslisten zusammenzufassen. Schreiben dürfe er alles, vorzugsweise auch Dinge, die nicht stimmen. Nur: «Man darf das Schlimmste über jemanden schreiben, aber der Name darf nie falsch geschrieben sein!»
Jenen von Arthur Cohn beherrscht er. Wann auch immer der sechsfache Oskar-Preis-träger ruft, dann reist minu Hals über Kopf in den Busch zu Dreharbeiten, und die BaZ berichtet auf einer Doppelseite. Die Cohn-Manie könne der Leserschaft durchaus auf den Keks gehen, räumte minu ein. Gleichzeitig aber geisselte er die hierzulande übliche Haltung, Leute, die über dem Durchschnitt sind, zu demontieren. minu: «In Amerika kennt man Neid nicht.»
Selbstverständlich sprach minu im «Volksstimme»-Nachtcafé auch über seine Homosexualität. Obwohl ihn dieser Begriff stört: «Es tönt wie eine Krankheit. Ich bin nicht krank, sondern schwul.» Zusammen mit seinem Freund, in seinen Texten jeweils mit Innocent bezeichnet, besitzt minu eine mittlerweile respektable Kunstsammlung: «Ich habe Gartenzwerge in unsere Beziehung gebracht, er ‚wertvolle’ Kunst.»
Das Paar sammelt aber auch Wohnungen. In Basel, Rom, auf einer toscanischen Insel, in Leymen und Adelboden ist es anzutreffen. minu relativiert: «Ich sammle nicht Wohnungen. Sie haben mich gesucht.» Jene in Rom — offenbar die kleinste — bedeutet ihm am meisten: «Hier finde ich die nötige Distanz zu Basel und meiner Arbeit.»
An der Herbstmesse konnte man heuer zum letzten Mal Kitsch und Tand kaufen am Stand von minu. Auch nach drei vollen Jahrzehnten wundert sich der Mann noch: «Die Leute haben immer alles gekauft, obwohl sie es nicht haben brauchen können.» Nun brütet er an seinem ersten wirklichen Buch (als Herausgeber zeichnet er für über 80 Bücher). Es soll schwergewichtig ein Buch werden über sich und sein Leben als Schwuler. Titel: «Rosa Seekuh».
Während andere die bevorstehenden Festtage verwünschen, sei Weihnachten für ihn die schönste Zeit des Jah-res. Er liebe das Licht, die feierliche Stimmung. Er liebe die Geschenke («wenn Innocent nur nicht so geizig wäre...»), die Weihnachtskugeln und das Glitzerzeug. An Heiligabend gibt es — im Kreise der erweiterten Familie — traditionell Fleischsuppe mit Tortellini, Saurer Mocken und zum Nachtisch eine Eisbombe.
Tags darauf, an Weihnachten, gehts dann ab nach Italien.
Volksstimme Nr. 148 / 2000