Mike Shiva
Hellseher und Unternehmer
Die Kosenamen seines Pudels, sein eigener Name, sein Morgenritual und die allseits bekannten 4.50 Franken pro Minute: Wahrsager und Kartenleger Mike Shiva wusste im «Volksstimme»-Nachtcafé so einiges zu erzählen.
Aus den Spaghetti, der Sauce oder der Suppe: «Es gibt Leute, die meinen, aus allem die Zukunft herauslesen zu können», sagte Mike Shiva am vergangenen Donnerstagabend im «Volksstimme»-Nachtcafé. Und er machte sogleich klar, dass er nicht viel von diesen Techniken hält. Er, der klassische Kartenleger und wohl bekannteste, aber auch kontroverseste Hellseher des Landes.
sf. Mike Shiva konnte das zahlreich erschienene Publikum in der Oberen Fabrik begeistern. Die einen waren wohl fasziniert von Shivas Gedanken und Erklärungen, die anderen amüsiert ob der schillernden Persönlichkeit mit Stirnband und Sonnenbrille. Für die ersten Lacher sorgte der bald 50-Jährige bereits zu Beginn des Talks. «Buuubii», rief Shiva mit kindlicher Stimme in das Mikrofon und sprach damit zu seinem Hündchen, das sich noch nicht so richtig mit der Bühne anfreunden konnte und quietschende Laute von sich gab. Eigentlich hört «Buubi» oder «Giigsi» aber auf den Namen «Chocolat». So ist der Pudel benannt, der stets an Shivas Seite ist: «Er kann nicht ohne mich, und ich auch nicht ohne ihn», sagte Shiva, ehe er «Chocolat» zur Beruhigung einen Hundekeks gab.
Nicht nur die Namensgebung seines Hundes, sondern auch seine eigene Namensherkunft gab zu reden: «Ich war schon immer der Mike», so Shiva, der ursprünglich einmal den Namen Michel Wehner getragen hatte. Dass er seinen Namen geändert habe, habe nichts mit Esoterik oder Göttlichem – Shiva ist ein indischer Gott – zu tun. «Das ist einfach aus persönlichen Gründen entstanden.» Er wisse nicht einmal mehr, wann er seinen Namen geändert habe.
«Päng, und die Leute waren weg»
Unter dem Namen Mike Shiva ist der Hellseher und Wahrsager landesweit bekannt geworden: «Ich habe diese Fähigkeit im Blut.» Klar könne man Astrologie studieren und lernen, Karten zu legen. «Ich stamme aber aus einer Zirkusfamilie und habe schon in der Schule den Kameraden aus der Hand gelesen», erzählte Shiva, der während ein paar Jahren im Wohnwagen hauste.
Auch Hypnose habe er in seinen Jugendjahren beherrscht: «Ich konnte ganze Säle hypnotisieren.» Besonders praktisch sei diese Gabe auch an der Kasse beim Einkaufen gewesen. «Da machte es Päng und die Leute vor mir waren weg», so Shiva. Auf die Frage von Gesprächsleiter Robert Bösiger, ob er ihn nun theoretisch hypnotisieren könnte, meine Shiva, der alle duzte, bloss: «Du bist schon lange hypnotisiert, du merkst es nur nicht.»
Doch zurück zu seinem Kerngeschäft: dem Hellsehen und Kartenlegen. Shiva beschäftigt in seinem Unternehmen in Basel rund 50 Mitarbeitende. Auf diversen Privatsendern sind Shivas Ratgebersendungen täglich präsent. «Gewisse Leute meinen immer, wir ziehen mit unseren Sendungen jeder Oma das letzte Geld aus dem Sack. Dies bloss weil ein Anruf pro Minute 4.50 Franken kostet.» Dies sei aber nicht sein effektiver Lohn, dahinter stecke schliesslich eine ganze Fernsehproduktion. Eigentlich sollte er für die Anrufe schon lange mehr verlangen: «Aber ich wehre mich dagegen», so Shiva. Auch wenn er wirtschaftlich erfolgreich sei, so gehe es ihm nicht ums Geld: «Ich biete auch Gratisgespräche an – jeden Morgen von 9 bis 12.»
Gott und die Welt
Apropos Morgen: Shiva steht jeden Tag bereits um 5 Uhr auf. «Man braucht schliesslich so seine Zeit.» Dazu gehört beispielsweise der morgendliche Spaziergang mit «Chocolat» oder der Abstecher ins Bistro im St.-Alban-Quartier: «Um mit meinen Damen einen Kaffee trinken und über Gott und die Welt zu plaudern», so Shiva.
Weil er bereits morgens um fünf wieder aufsteht, müsse er entsprechend nach dem Talk bald wieder gehen, gab Shiva zu verstehen. Aber selbstverständlich bleibe Zeit für Autogramme und auch Fotos mit ihm dürften geknipst werden. Schliesslich sei er unkompliziert: «Ich schnurr mit allne. Grüezi und hallo und denn blablabla und so.»
Bilder zum Nachtcafé mit Mike Shiva finden Sie in unserer Galerie auf www.volksstimme.ch
Volksstimme Nr. 60 / 2014