Roland Buser
Astronom und Philosoph
Was war der Urknall? Wie funktioniert ein Schwarzes Loch? Wie lange dauert die Ewigkeit? Einfache Fragen waren es nicht, die sich dem zahlreich erschienenen Publikum beim «Volksstimme»-Nachtcafé mit Astronom und Philosoph Roland Buser stellten. Aber spannende.
bas. Roland Buser ist kein normaler Baselbieter. Nicht einmal ein klassischer Mann von Welt, obwohl er sich an wichtigen Forschungen beteiligt hat. Sondern ein Sternenkind. Der Astronomie Professor und Philosoph brachte am «Volksstimme»-Nachtcafé am vergangenen Donnerstagabend das Universum in die Obere Fabrik. Und vermochte den vollen Saal – reihenweise mussten zusätzliche Stühle aufgestellt werden – zu begeistern.
Aufgewachsen ist der bald 65-jährige Buser in Sissach. An Ruhestand denkt er noch lange nicht – er halte gerne Vorlesungen, versicherte er: «Es wissen noch viel zu wenige, was da oben im Kosmos los ist.» Allerdings bedauert er tief, dass das Astronomische Institut der Universität Basel auf Ende 2007 geschlossen wurde. Nun ist er am Physikalischen Institut untergebracht.
«Die wertvollste Währung ist das Wissen, das kann man nicht übertrumpfen», sagte der Professor, und entführte in die unendlichen Weiten des Kosmos. Und zu unvorstellbaren Zahlen: Seit dem Urknall sind 15 Milliarden Jahre vergangen. Jenseits unseres Heimatgestirns, erklärte er, schätze man x Milliarden Planeten. Es gäbe vermutlich viele weitere Zivilisationsformen, aber: «Das weiss man nicht. Das ist offen.»
Alles begann mit Wasserstoff
Moderator und «Volksstimme»-Verlagsleiter Robert Bösiger fragte den Astronomieprofessor, was wir als Menschen vom Universum lernen könnten. «Der Kosmos ist die grandioseste Veranstaltung der Kommunikation», antwortete Buser. Alles hänge zusammen, nichts sei isoliert. Der Kosmos entwickle sich ständig – «es hat mit Wasserstoffatomen angefangen, und an günstigen Orten wie auf der Erde hat es eine hohe Entwicklung gegeben.»
Wirklich klein kommt sich Buser angesichts der Unendlichkeit des Alls allerdings nicht vor: «Wir sind zwar kleiner, aber komplexer», sagte er und hielt fest, dass auch die Menschen ein Teil des Kosmos seien: «Jedes Atom unseres Körpers war schon einmal Bestandteil eines Sterns – diese Elemente werden von den Sternen produziert, nicht von Novartis.»
Buser erklärte das Treiben im All bildlich und mit ausholenden Gesten, verglich den Zusammenstoss inklusive gegenseitiger Vernichtung zweier Galaxien mit der Frontalkollision zweier schöner Maseratis, und als Schwarzes Loch musste ein Stützpfeiler der Oberen Fabrik hinhalten.
Himmelskörper, Minnesänger
Selber ins All ziehts Buser nicht unbedingt, und auch Weltruhm ist ihm bei seiner Arbeit nicht wichtig. Seines Wissens seien noch keine Sterne nach ihm benannt, sagte er: «Der einzige Himmelskörper, der nach mir benannt ist, bin ich selber.»
Busers Begeisterung war mit Händen zu fassen: «Ich bin ein alter Minnesänger, ich besinge den Kosmos», sagte er, während er ein Plädoyer hielt für das Universum und den Respekt vor dem Leben. Dabei kamen auch philosophische Gedanken nicht zu kurz: Wie ist der Zusammenhang zwischen Kosmologie und Metaphysik? Wie stehen wir als Wesen im Ganzen? Und woher kommt das alles?
Mit seinen humorvollen Erklärungen vermochte Buser das Publikum zu packen. Auch die Fragerunde war äusserst kurzweilig – und zu kurz. Denn es ging um grosse Themen und entsprechende gross die Fragen. Was die Ewigkeit sei, wollte ein Zuhörer beispielsweise wissen, denn diese könne er mit seinem kleinen Hirn nicht erfassen. Die Antwort des Professors: «Da sind Sie in guter Gesellschaft. Wenn ich es wüsste, würde ich es sofort sagen.»
Volksstimme Nr. 34 / 2010