Beat Schlatter
Kabarettist, Schauspieler, Autor
«Die besten Pointen schreibt das Leben»
Der Zürcher Autor, Kabarettist und Schauspieler Beat Schlatter war am vergangenen Freitag Talk-Gast im Nachtcafé.
Erstmals hattes dieses der Verein Sissach Live in Zusammenarbeit mit der «Volksstimme» organisiert.
Spontaner Szenenapplaus, laute Lacher des Publikums und gewieft spontane Antworten auf die einfühlsam gestellten Fragen von Moderator Robert Bösiger. Selten war ein Nachtcafé so unterhaltsam wie das mit dem Zürcher Musiker, Autor und Schauspieler Beat Schlatter.
Das Multitalent mit Jahrgang 1961 erzählte Anekdote um Anekdote aus seinem bald sechzigjährigen Leben: In Zürich geboren und im nahen Rüschlikon an der «Pfnüsel-Küste» des Sees zur Schule gegangen, erlernte er auf Anraten eines Berufsberaters den «höchst kreativen Beruf» eines Tapezierers und Innendekorateurs. «Wie das mit dem Lehrabschluss funktioniert hat, weiss ich bis heute nicht», meinte Schlatter lakonisch. «Ich ging kaum zur Schule und meine freie Zeit kostete ich fast bis zum Limit aus.»
Inspiriert von der in den 1970er-Jahren sehr bekannten Mundartrock-Band Rumpelstilz gründete der Nachwuchsmusiker zusammen mit Freunden die Band Rotkäppli. «Doch schon unser erstes Konzert ging in die Hose», erzählte der Komiker.
«Wir wollten einen Auftritt mit stimmungsvollem Trockeneis, kauften aus Kostengründen aber eine Rauchpetarde aus altem Militärbestand.» Diese sorgte schliesslich nicht nur für Atemnot beim Publikum, sondern führte auch zur Evakuierung des ganzen Schulhauses.
Rocking Eighties
Wesentlich erfolgreicher war da schon die darauffolgende, über zehnjährige Schlagzeugerkarriere von Beat Schlatter: Zuerst spielte er als einziger Mann in der Frauenband Cleenex/Liliput, einer Lieblingsband von «Nirvana»-Sänger Kurt Cobain, später ging er als Song-Ansager und Strassenmusiker mit dem damals noch eher unbekannten Stephan Eicher auf Europa-Tournee.
Anfang der 1980er-Jahre gründete er dann mit dem heute ebenfalls bekannten Komiker Patrick Frey das Kabarett «Götterspass», agierte als Co-Autor, aber auch als Hauptdarsteller: «Ich habe Sketches geschrieben und wir sind auch durch die ganze Schweiz gereist», erzählte Beat Schlatter. «Doch es hat über zehn Jahre gedauert, bis wir davon leben konnten.» Zudem seien Patrick Frey und er ein eher ungleiches Duo gewesen: «Es war nicht immer einfach», meinte der Talk-Gast. «Patrick kommt aus einer eher gutbetuchten Familie und ich habe einen ganz anderen sozialen Hintergrund!»
Es braucht starke Figuren
Doch woher nimmt der heute vielgefragte Schauspieler und Autor all seine Ideen für das Schreiben eines eigenen Kabarettprogramms oder eines Filmdrehbuchs? Ideen habe er viele, meinte Schlatter und erzählte gleich einige Geschichten. Im Kopf habe er zum Beispiel einen Film über die Abschaffung aller vier Landessprachen in der Schweiz oder verschiedene Pointen für ein mögliches neues Bühnenprogramm.
«Am Anfang steht jeweils eine Geschichte mit ihren hoffentlich starken Figuren», führte der Drehbuchautor aus. «Dabei ist es mir sehr wichtig, dass die Story glaubwürdig und in sich stimmig ist. Die besten Pointen schreibt dabei sicherlich das Leben – davon bin ich überzeugt!»
Es folgten weitere Anekdoten aus Filmen wie «Katzendiebe» von Regisseur Markus Imboden, «Mein Name ist Eugen» von Michael Steiner oder «Hosenlupf» von Peter Luisi, mit dem er auch sonst oft zusammengearbeitet hat. Hier wie dort habe er sich für seine Ideen vom Alltag inspirieren lassen, gut recherchiert oder – wie für den Schwinger-Film «Hosenlupf» – mit dem «Bösen» Stucki Christian hart trainiert.
Manch amüsante Begegnung
Es bewähre sich, wenn man mit den Originalen zusammenarbeiten könne, betonte der Filmemacher und schmunzelte, wie zum Beispiel mit den FCZ-Canepa im Fussballfilm «Flitzer». Dies schaffe nicht nur Authentizität, sondern sorge auch für manch amüsante Begegnung. Dies habe sich auch bei anderen Projekten gezeigt, wo er zum Beispiel den ehemaligen Bundesrat Samuel Schmid oder die FDP-Parteipräsidentin Petra Gössi kennengelernt hatte.
Zudem habe er überhaupt nichts dagegen, auch einmal auf der Strasse angesprochen zu werden, betonte Schlatter. Er erlebe selbst auch unerwartete Begegnungen mit anderen Schweizer Promis wie dem ehemaligen FCB-Trainer Christian Gross, oder er habe auch in seiner Bühnenshow «Bingo» manch schönes Erlebnis. «Wichtig ist einfach, für Begegnungen mit anderen Menschen offen zu sein», sagte das Multitalent zum Ende des Gesprächs. «Das inspiriert und bringt frische Ideen.»
Peter C. Müller
Volksstimme Nr. 22 / 2020