Matthias Müller
Gründer AVO Session
Die wohl berühmteste Basler Konzertreihe geht auf seine Kappe: Matthias Müller, 46 Jahre alt, Gründer der AVO Session. Dieses Jahr feiert sie das 25-Jahr-Jubiläum, was Grund zur Freude, aber auch für Stress ist, wie Müller im «Volksstimme»-Nachtcafé sagte.
ans. Der Mann wirkt eher unscheinbar. Schlanke Statur, kahler Kopf, randlose Brille, weisses Hemd, graues Jackett, Jeans. Eine aparte, schlichte Erscheinung ohne Allüren. Also nicht gerade das, was man sich unter einem Guru der Konzertveranstalter vorstellt. Dabei hat dieser Mann die wohl mit Abstand bekannteste Konzertreihe der jüngeren Basler Musikgeschichte zu verantworten: Matthias Müller, 46-jährig, ist der Gründer der AVO Session, die Jahr für Jahr internationale Musiker von Rang und Namen nach Basel holt – zum Teil sogar exklusiv.
Dieses Jahr feiert die AVO ihr 25-Jahr-Jubiläum. Grund zur Freude für Müller, wie er im Nachtcafé der «Volksstimme» in der Sissacher Oberen Fabrik sagte. Aber auch Grund für einigen Stress: So sorgte etwa ein Jubiläumsbuch für Mehrarbeit, die neben den üblichen Vorbereitungen auch noch erledigt werden musste – oder eben durfte, denn nicht jedes Festival kann auf eine stolze Geschichte und massiven Rückhalt in der Bevölkerung und bei Gönnern wie den «Freunden der AVO Session» blicken.
Eine Familiengeschichte
Wenn die Session, die heuer vom 22. Oktober bis zum 14. November dauert, dann mal läuft, «ist alles viel entspannter», so Müller. Schliesslich ist dann der heikelste Punkt überschritten: das Erstellen des definitiven Programms kurz vor der Medienorientierung, «was immer bis in die Nacht dauert» – auch wegen der Amerikaner, die eine deutliche Zeitverschiebung weit weg sind. Aber das gehört halt dazu, wenn man in der ersten Liga der Konzertveranstalter mitspielt.
Doch wie kommt einer überhaupt so weit? Bei Müller begann es im Familienkreis. Vater und Mutter musizierten, genau wie sein älterer Bruder Steff Müller, der heute Primarlehrer und Frontmann der Blues-Band Groovepack ist. Auch Matthias versuchte sich an Instrumenten: «Erfolglos». Das Schlüsselerlebnis kam im Alter von «zwölf, dreizehn Jahren» im Bandraum, wo Steff und dessen Kollegen probten. «Da wurde mir klar: Ich kann kein Instrument spielen, aber ich werde Musik organisieren.»
Was er dann auch tat: Er verkaufte das Familienunternehmen Müller AG in Münchenstein, das im Verpackungsbereich tätig war. Unter anderem steckte er das Geld – neben viel Schweiss und Herzblut – in die AVO Session, die dann vor just 25 Jahren aus der Rheinknie-Jazzsession hervorging. «Die Trennung vom Familienunternehmen hatte diverse Gründe», so Müller. Aber klar: Er habe den Drang verspürt, etwas zu gestalten und eine klare Vision gehabt. Das grosse Vorbild: das Montreux Jazz Festival von Claude Nobs. Und mit dem dürfte er – zumindest dem Renommee nach – gleichgezogen haben.
Und immer wieder die Tickets
Müller plauderte aber auch über die Pläsierchen der Stars und über den Ärger mit Spontanabsagen, die es «leider Gottes» jedes Jahr gebe, von denen die Öffentlichkeit aber wenig mitbekommt. So pickeln Müller und seine Leute immer wieder an Künstlern und vor allem Managern herum und pochen auf Verträge – was mittlerweile einfacher sei, dank des Stellenwerts des Festivals. Die Vorgaben der AVO sind klar: Zum Beispiel bleiben die Klubtischchen und es gilt «no TV, no show». Wer also nicht am Fernsehen gezeigt werden will, muss halt verzichten. «Deswegen hatten wir auch Bob Dylan noch nie», so Müller. «Er will das einfach nicht.»
Schliesslich sprach Gastgeber Robert Bösiger, Verlagsleiter der «Volksstimme», auch das leidige Thema Tickets an: Die sind jeweils rasend schnell ausverkauft, tauchen aber auch auf dem Schwarzmarkt zu horrenden Preisen wieder auf. Müller gab Paroli: Erstens werden pro Person neuestens nur vier Tickets verkauft. Und zweitens sei das Online-Verkaufssystem sehr raffiniert, damit möglichst wenige Tickets zu Wiederverkäufern kommen. Und dann gab Müller noch zwei Tipps, um an die beliebten Tickets zu kommen. Entweder den AVO-Newsletter abonnieren, um rechtzeitig Bescheid zu wissen, und dann im Online-Verkauf mindestens eine Viertelstunde vor Verkaufsbeginn einloggen. Oder eine gute halbe Stunde vor Konzertbeginn an der Abendkasse warten, wo es «immer wieder bis zu zwei Dutzend Tickets gibt, die zurückkommen und wieder in den Verkauf gelangen.»
Volksstimme Nr. 117 / 2010