Hans A. Jenny
Schriftsteller aus Tecknau
pm. Wenn es im Baselbiet oder sogar in der ganzen Schweiz einen Bücherwurm gibt, dann ist es der Schriftsteller Hans A. Jenny aus Tecknau. Dieser hat sich das Einsammeln und Einverleiben von Büchern, Schriften und Schmökern aller Art sozusagen zum Beruf gemacht: 80000 Exemplare besitze er, davon habe er etwa 7000 gelesen, war von Jenny im «Volksstimme»-Nachtcafé vergangenen Donnerstag zu erfahren. Er besitze bei sich zu Hause eine «Referenz- und Dokumentations-Bibliothek über das Leben».
Kann man Angesichts dieser Tonnen von Papier mit aufgedruckten Informationen überhaupt noch die Übersicht bewahren? Man kann, behauptet Jenny. Der bald 70-Jährige hat seine Bücher in zirka 500 verschiedene Gebiete geordnet. «Genauso wie ein guter Handwerker weiss, wo er seine Werkzeuge geordnet hat», verglich Jenny. Ohne Ordnung würde das Ganze ja keinen Sinn machen, meinte Jenny, der ausser dem «nicht sammelwürdigen» Konsalik so ziemlich alles archiviert.
Ein Bücher-Freak, wie er im Buche steht, also. Sogar seine Frau habe mittlerweile gemerkt, dass man ihn nicht von seiner Leidenschaft abbringen könne, schmunzelte Jenny in seiner ihm eigenen Art — etwa so wie ein Mann von Welt, dem der Schalk im Nacken sitzt. Er sei einmal gefragt worden, was er mit dem Geld machen würde, wenn zum Beispiel Bill Gates käme und seine Bibliothek für teures Geld aufkaufen würde. Jennys einfache Antwort: wieder Bücher kaufen. Noch heute geht er wöchentlich auf Pirsch in Buchhandlungen.
Mit elf Jahren ein erstes Mal hinter Gittern
Seine Jugend verbrachte Jenny in Riehen, wo er die Kriegswirren im benachbar-ten Deutschland aus nächster Nähe mitverfolgte. Seine Kindheit als Sohn eines Gärtners sei normal verlaufen: Maikäfer ablesen, Milch mit Jodtabletten und «Schlämpä» trinken, «Blagetten» verkaufen... Eher ungewöhnlich ist es, mit elf Jahren ins Gefängnis zu wandern. Genau das ist Jenny allerdings passiert.
Ein etwa gleichaltriges Mitglied der Hitlerjugend habe ihn am Grenzübergang an der Wiese jedesmal als Kuhschweizer verspottet. Ausgerechnet bei einem grossen Fest mit vielen SS-Leuten ist dem respektlosen Wildfang Jenny der Kragen geplatzt: Sein lauter Ausruf «Sauschwoob!» hat ihn in Arrest gebracht. Allerdings nur so lange, bis seine Grossmutter ihn unter Einsatz ihrer Tränendrüse wieder «rausgepaukt» habe, erzählte Jenny.
Jennys Leben ist reich an Anekdoten und ungewöhnlichen Erlebnissen — und bei seinem ausgeprägten Erzählstil ist es ein Genuss, diesen Fragmenten seiner interessanten Geschichte zuzuhören.
Sei es seinen Erzählungen über seine weiteren Gefängnisaufenthalte, seine Karriere als Journalist und TV-Moderator oder auch seine «Pleiten, Pech und Pannen», die Jenny den Besuchern des Nachtcafés ebenfalls nicht vorenthielt.
Tausend Bücher über Napoleon verschlungen
Jenny ist bekennender Bewunderer von Napoleon. Tausend Bücher dieses Mannes, der «Konzentration als Lebensziel» hatte, habe er verschlungen. Gemeinsam mit seiner Frau unterhalte er zu Hause auch ein kleines Napoleon-Museum, erzählte Jenny weiter.
Obwohl Jenny jünger wirkt, als er ist, macht er sich Gedanken über eine Nachfolge für sein Bücherhaus in Tecknau. Eine Stiftung müsse her, welche den Schatz angemessen verwalte. Doch vorerst hat Jenny noch weitergehende Zukunftspläne: Nebst seines Engagements als Schriftsteller und Führer auf historischen Friedhöfen, wie etwa dem Wolfgottesacker in Basel, möchte er Bibliothekar und Theaterdirektor werden.
Das Nachbarhaus in Tecknau, welches er gekauft habe, sei ein altes schönes Dolderhaus mit Laube. Der Hausteil würde sich hervorragend für ein Büchermuseum eignen. Dort könne er auch «Ofenbänkli-Geschichten» erzählen, meinte Jenny. Im Scheunen- und Stallteil habe es Platz für eine Hofoper oder ein Hoftheater. Hierfür suche er aber noch nach Sponsoren.
Zum Schluss lüftete «Volksstimme»-Redaktor Rolf Wirz noch ein kleines «Geheimnis» mit seiner Frage, für was eigentlich das A. in Jennys Namen stehe. Es stehe für Albert, entgegnete Jenny. So habe sein Vater geheissen und er selbst benutze das A., um sich von den vielen anderen Hans Jennys in den Bücherkatalogen abzugrenzen.
Volksstimme Nr. 133 / 2000