Nachtcafé vom 10.04.2014   Liste aller Gäste       

Hanspeter Müller-­Drossaart
Schauspieler 

Hanspeter Müller-­Drossaart Er ist ein scharfer Beobachter, ein begnadeter Unterhalter und ein lebendes Dialekt-Potpourri: Der Schauspieler Hanspeter Müller-­Drossaart begeisterte das Publikum im «Volksstimme»-Nachtcafé.

bas. In Lichtgeschwindigkeit von Obwalden über Uri und das Wallis bis Bern, Basel und St. Gallen: Es war ein wildes Dialektfeuerwerk, das Hanspeter Müller-Drossaart am Donnerstagabend zündete. Der aktuellste Gast im «Volksstimme»-Nachtcafé zog das Publikum von der ersten Sekunde an in seinen Bann, und manch ein Zuhörer kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Fast schon könnte man Müller-­Drossaart als Wolf im Schafspelz ­bezeichnen. Denn in dem Schauspieler steckt eine unglaubliche Energie, während sein Äusseres vorgaukelt, man habe es doch eher mit einem ­ruhigeren, gemütlichen, absolut durchschnittlichen, vielleicht sogar langweiligen Zeitgenossen zu tun. Doch weit gefehlt. Auch wenn Müller-Drossaart aufgrund seines Aussehens beinahe schon als 0815-Bünzli durchgeht, sind seine Rollen vielfältig: Er war schon Bundesrat, Pfarrer und Kommissar.
Kaum ein Schweizer Film der letzten Jahre, in dem Müller-Drossaart nicht zu sehen war. «Ich muss alle Figuren zu mir nehmen können», sagte der gebürtige Innerschweizer auf die Frage von Gastgeber Robert Bösiger, welche Rolle von allen ihm am nächsten gestanden sei. Mario Corti in «Grounding» habe er «ganz gern» gehabt, so Müller-Drossaart.
Als Schauspieler läuft bei ihm, so erzählte er, nicht nur ununter­brochen «der Ersatzturbo», sondern auch im Alltag «ständig die Assoziationsmaschine». Er habe einen Ur-Reflex zum Imitieren, eine schiere Lebensgier. Aufgewachsen auf dem Land unter Leuten, die mit wenigen Worten schon alles gesagt hätten, sei seine Berufswahl Schauspieler auch eine Abwehrreaktion gewesen. Und doch bezeichnet Müller-Drossaart sich als Bergkind, dessen Rückzugsort – neben seiner Familie – die Berge sind.
«Schauspieler ist ein sehr einsamer Beruf», hielt er fest. Angesprochen auf seine Traumrolle, wünschte er sich eine durchgehende Figur, etwa als Kommissar bei «Tatort».

«In der Phalanx von Sempach»
Eine lustvolle Abwechslung zum Schauspielberuf ist Müller-Drossaarts zweites Standbein als Kabarettist. Mittlerweile mit dem dritten Solo-Programm unterwegs, ist er ein genauer Beobachter und scharfzüngiger Kommentator seiner Umgebung. Sein Witz kam auch im unterhalt­samen Nachtcafé-Talk zur Geltung, egal ob er von seiner Arbeit redete oder vom bescheidenen Schweizer an sich, dessen Ziel es sei, «nicht aufzufallen in der Phalanx von Sempach».
Dieses Ziel hat Müller-Drossaart definitiv nicht. Und das ist das Glück für alle, die Schweizer Filme mögen – und am Donnerstag vor allem für die Gäste im Nachtcafé, denen er zum Schluss noch ein «Müsterli» aus seiner Kabarett-Tätigkeit präsentierte. Mit sprühendem Witz und starker Mimik.

Bilder zum Nachtcafé mit Hanspeter Müller-­Drossaart finden Sie in unserer Galerie auf www.volksstimme.ch

Volksstimme Nr. 44 / 2014