Nachtcafé vom 03.12.2004   Liste aller Gäste       

Fritz Schmid
FCB-Assistenztrainer 

Fritz Schmid Nur ein Tief, denn «Krisen dauern länger als zwei Spiele»
Warum das Trainerbusiness hart ist, der FCB nicht in der Krise steckt und warum man Mladen Petric den verbrannten Fan-Schal verzeihen soll. Dies und mehr sagte Christian Gross’ verlängerter Arm, FCB-Assistenztrainer Fritz Schmid, vergangenen Freitag im Nachtcafé.

pm. Nach dem Scheitern gegen Heart of Midlothian im Uefa-Cup und gegen den FC Thun im Swisscom-Cup hatten sich etliche Sportjournalisten bemüht, dem FC Basel das Wort «Krise» anzuhängen. Doch seit vorgestern Sonntag sind die Basler Wintermeister und die Anwürfe bereits Geschichte. Oder wie FCB-Assistenztrainer Fritz Schmid im «Volksstimme»-Nachtcafé sagte: «Krisen gehen länger als nur zwei oder drei Spiele.»
Sowieso: Mehr als hart arbeiten könne kein Club der Welt. Und hart gearbeitet werde nicht nur, wenn es mal nicht so gut laufe, sondern immer. So sei zum Beispiel die Erfolgsserie der vergangenen Saison, als der FCB 13-mal in Folge gewonnen habe, kein Zufall gewesen, sagte Schmid. Beim hart umkämpften Auswärtssieg gegen Ferencvaros Budapest vergangene Woche habe nicht zuletzt der Frust geholfen, in der jüngeren Vergangenheit oft die bessere Mannschaft gewesen zu sein, ohne einen Sieg davongetragen zu haben.
Aber natürlich ging es beim Talk vergangenen Freitag nicht alleine um den Status quo der Mannschaft, sondern auch um Fritz Schmid, die in der Öffentlichkeit eher unbekannte rechte Hand von Christian Gross. «Ich kann den Match von der Bank aus ruhiger verfolgen als Christian von der Seitenlinie aus», sagt Schmid. Das Bild illustriert auch den Unterschied zwischen den beiden: Der Assistent agiert im Hintergrund und bekommt den öffentlichen Druck nicht direkt zu spüren.
Schmid führt für Gross die Spielstatistiken, stellt die Analyse-Videos der eigenen und der gegnerischen Mannschaft zusammen, übernimmt das Coaching im Training oder andere wichtige Aufgaben bei der Spielvorbereitung: «Ein 120-Prozent- Job», sagt Schmid.
Trotzdem hat Schmid neben bei noch Zeit für anderes. Der gelernte Sportlehrer, der zu Studienzeiten als Sportjournalist unterwegs war, besitzt das Diplom zur Trainerausbildung. Er gibt Kurse im In- und Ausland und schätzt diese Unterbrüche, um bei seiner täglichen Trainerarbeit nicht «betriebsblind» zu werden: «Im Streben nach dem sonntäglichen Erfolg vergessen wir leider oft, was für ein toller Job das ist», sagte Schmid.

Gute Jobs sind rar
Angesichts der Tatsache, dass es keinen Schweizer Chefcoach gibt, der nicht schon bei Schmid im Kurs war, klingen seine Ambitionen eher bescheiden: «Im Metier bleiben, denn die guten Jobs sind rar», sagte Schmid auf «Volksstimme»-Sportredaktor Daniel Aenishänslins Frage nach seinen Plänen für die Zeit nach 2006. «Es gibt in der Schweiz ungefähr 200 bis 300 Leute, die mit Fussball ihren Lebensunterhalt bestreiten», begründet Schmid.
Leichtes Bedauern war hörbar, als Schmid vom Beginn seiner Trainerkarriere erzählte. «Ich hätte es lieber anders gemacht», gab der 45-Jährige zu. Er habe damals mit Marco Schällibaum, Marcel Koller und dem späteren FCB-Goalie Urs Suter gespielt, sei aber wegen zwei, drei Verletzungen ausgeschieden. «Nach typisch schweizerischer Manier bin ich auf Nummer sicher gegangen und habe die Ausbildung zum Sportlehrer fertig gemacht», sagte Schmid.
Die Kehrseite: Heute fehlt Schmid der für Trainer so wichtige Länderspiel-Background. Diplome alleine nützten nichts, man müsse die Leute mit guter Arbeit auf sich aufmerksam machen, sagt Schmid. Trotzdem habe er den Weg gefunden. Glücklich ist Schmid mit seinem Job jedenfalls – auch wenn es für die Familie aus Zeitgründen manchmal eng werde.
Woher der Fussball-Virus komme, wisse er nicht so genau, sagte Schmid weiter. Mit dem FCB jedenfalls hats nicht angefangen: «Ich wuchs im Kanton Aargau auf und war in meiner Schulzeit GC-Fan», sagte Schmid. Apropos GC: Deren Leibchen trug der umstrittene Neuzugang Mladen Petric, als er einen FCB-Schal flambierte. Eine Aktion, die bei einigen Bebbi noch immer für Diskussionen sorgt. Schmid relativierte die Aktion und nahm Petric in Schutz: «Ich will keine Namen nennen, aber es gab auch schon Spieler in Rot-Blau, die ähnliche Situationen abgezogen haben...»

Volksstimme Nr. 146 / 2004