Dodo Hug im «Volksstimme»-Nachtcafé: Wandlungsfähige Sprach- und Stimmjongleuse
Am vergangenen Donnerstag war die vielseitig begabte Dodo Hug zu Gast im brechend vollen KIK in Sissach. Sie sprach dort mit «Volksstimme»-Chefredaktor Robert Bösiger über ihre musikalischen Wurzeln, ihre Lebensstationen und ihre Zukunftspläne.
eus. Zurzeit der offiziellen Türöffnung, um 20.30 Uhr, war der Kulturkeller in Sissach schon so gut wie voll besetzt gewesen. Glück hatte, wer noch einen der Stehplätze ergattern konnte. Seit Erich von Däniken zu Gast gewesen sei, hätte man das nicht mehr erlebt, witzelte Gesprächsführer Bösiger.
Dodo, Doris, von der Mutter mit scharfem T auch Toris genannt, war schon immer unzufrieden gewesen mit ihrem Namen. Dodo, oder Madame Dodo, wie sie von Christoph Marthaler genannt wurde, gab ihr einen «Touch» in Richtung Puffmutter, wie sie selbst grinsend sagte.
Gegen neun Uhr hatte sie ihren Platz auf der Bühne eingenommen und beantwortete Fragen rund um ihr Leben mit viel Humor. Ihr Bezug zu Basel sei der, dass sie dort gezeugt worden sei, abgesehen von vielen Kinderzimmer-Übernachtungen und ihrer dort schaffenden Kleiderdesignerin. Den Wunsch, Sängerin zu werden verspürte sie erst, als sie realisiert hatte, dass man so etwas überhaupt werden könne. Mit 18 Jahren war das. Dann habe sie zunächst einmal extrem viel leben müssen. In den Berner Kellern und Beizen vor allem, wo sie dann auch ihr Entdeckerprinz Bruno Spörry unter die Fittiche habe nehmen wollen.
Weshalb sie mit ihrem Talent zu Akrobatik, Jonglieren und dem Tanz nicht gleich Schauspielerin geworden sei, blieb im Ungewissen. Doch ist ja alles noch möglich, im Leben dieser wandlungsfähigen Sprach- und Stimmjongleuse.
Zwischen 1974 und 1980 war sie zusammen mit ihrem damaligen Freund, dem bekannten Christoph Marthaler, unter dem Namen Tarot auf Schweizer Tournee gewesen. Richtig bekannt wurde sie dann aber eigentlich mit dem humoristischen Projekt Mad Dodo, das sie zusammen mit ihrer Truppe wiederum quer durch die Schweiz führte. Angesprochen auf den Erfolg dieser Zeit, gibt sie zu bedenken, dass für sie ein Erfolg sei, wenn die Leute glücklich eine Veranstaltung von ihr verliessen, nicht wieviele Platten sie verkaufen könne.
Kein Rap
Auf der Suche nach einem Stil, den Dodo noch nie persifliert hat, stossen wir auf den Rap, zu dem sie bloss meint: «Das muäss i jo nit ä no machä!»
1985 wurde ihr der Salzburger Stier, 1992 der deutsche Kleinkunstpreis verliehen. Der acht Kilo schwere Stier stehe auf ihrem Klavier und weiter sei davon eigentlich nicht viel zu merken gewesen. Ihre Hoffnung, es in unseren Nachbarländern etwas einfacher zu haben, wurde nicht erfüllt. Doch macht sie sich auch nichts vor, denn noch Jahre später erhält sie Briefe an Herrn Hug und bemerkt dazu, dass diese Veranstalter eben auch nur mit Wasser kochen. Und so toll sei man deswegen auch nicht. Sie muss es ja wissen, denn mittlerweile sitzt sie ja selbst in der Jury eines Kleinkunstpreises, dem Thunfisch. Diesen hat sie auch gleich an Michael von der Heide verliehen, was die Sprache dann auch auf ihre spezielle Beziehung zueinander lenkte. Etwas ausweichend erklärte sie, sie und Michael hätten vor Jahren zusammen mit andern in einer WG gelebt. Er sei dann als Mädchen für alles mit der Truppe Mad Dodo mitgetourt. Weiter wollte sie auf die Frage nicht eingehen...
Ihre Inspirationen, die hole sie sich von unten und oben, eigentlich von überall her. Knochenarbeit sei es dann, ihre Ideen auszubauen, manchmal könne das recht anstrengend und nervig sein. Was man ihren Projekten und CDs natürlich nicht mehr anmerkt. Mit ihrem neuen Programm Kaleidoskop sind sie und ihre Gruppe, unter anderem ihr sardinischer Mann und Gitarrist sowie eine rumänische Bühnenpartnerin, ab Februar unterwegs.
Neue CD im Oktober
In Basel gastieren sie vom 20. bis 24. und vom 27. bis 31. März im Tabourettli. Die neue CD «Caleidophone» erscheint im Oktober 2001. Sicherlich werden wir auch dieses Mal wieder von ihrer Vielsprachigkeit überrascht werden. Zitiert sie doch Tolstoi: «Mit jeder Sprache erwirbt man sich eine neue Seele.»
Ihr instrumentales Können muss sie denn im Nachtcafé auch noch beweisen: Die noch ungestimmte Ukulele ärgert sie zwar ein wenig, doch schon nach wenigen Minuten entlockt sie auch dieser, mit einer kurzen Gesangseinlage, ziemlich harmonische Töne.
Erholung ist für solch eine vielbeschäftigte Frau natürlich auch wichtig. Wie könnte es auch anders sein, tut sie dies doch mit Musik und dem Lesen von Büchern gerade ist Harry Potter angesagt. Ansonsten spielt sie gerne «Spiili» natürlich. Somit liebt und lebt sie ihre eigene Homestory, was auch der Grund dafür ist, dass es keine von ihr zu lesen gibt.
Ihre Zukunft sieht das «grenzenlose Chamäleon» ganz zuversichtlich, mag sie doch nicht viel weiter vorausschauen, als über die nächste Woche. So dürfen wir denn gespannt sein, womit uns diese «Göttin des Gesangs» in naher und auch ferner Zukunft noch erfreuen wird.
Volksstimme Nr. 16 / 2001