Nachtcafé vom 20.02.2014   Liste aller Gäste       

Hans Buser
Afrika-Kenner und Anekdoten-Sammler 

Hans Buser Im Nachtcafé der «Volksstimme» hat die gute Stunde Gesprächsdauer für Gast Hans Buser längst nicht gereicht, um all seine ­Anekdoten und Eindrücke loszuwerden, die er in seiner Zeit in ­Afrika gesammelt hat. Und die dem Sissacher den Übernamen «Afrika-Buser» eingetragen haben.

jg. «Die Frau meines Kunden war hochschwanger», erzählt Hans Buser, «als ihr Mann aber das Auto bezahlen wollte, holte sie unter ihrem Kleid ­ein Notenbündel nach dem andern hervor, bis ich merkte, dass sie gertenschlank und kein bisschen schwanger ist.»
Das war eine von vielen Anekdoten, die Hans Buser in seiner Zeit in Afrika erlebte und die er am Donnerstag im Sissacher Nachtcafé zum Besten gab, als ob der Autokauf gerade gestern über die Bühne gegangen war. Wenn Hans Buser ins Erzählen gerät, ist der Gesprächsleiter schnell einmal überflüssig und so blieb Gastgeber Robert Bösiger bald nicht viel mehr übrig, als seinen Gast an die Zeit zu erinnern.
Bundesräte, Schauspieler, FCB-Meistermacher, eine Nationalratspräsidentin: Alle hielten sich bisher strikt an die Stunde Gesprächsdauer, Hans Buser aber nahm sich eine ­Zusatz-Viertelstunde und stellte am Ende schulterzuckend fest, dass es noch so viel zu erzählen gäbe. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wussten alle in der voll besetzten Oberen Fabrik in Sissach, weshalb der Hauptdarsteller von einem Schweizer Afrika-Klub einmal den Orden «Number 1 Storyteller» erhalten hat.

Frühes Interesse am Kontinent
Buser hatte einst als junger Bursche, bei dem durch einen abenteuerlustigen Onkel das Interesse am Schwarzen Kontinent geweckt worden war, in Ghana gelebt, unter anderem eben als Autohändler, ursprünglich als Handwerker. Daraus hatte sich nicht nur eine Leidenschaft entwickelt, sondern auch ein grosses Interesse an und Wissen über die Geschichte dieses einst vom Kolonialismus geprägten Kontinents. Und es entstanden Beziehungen zu Einheimischen, die auch heute noch anhalten und die in regelmässigen Abständen zu hohen Besuchen afrikanischer Würdenträger in Sissach führen. Ja, und das Faible trug ihm in seiner Heimatgemeinde irgendwann mal den Namen «Afrika-Buser» ein.
Er erzählte, wie er einst in Südafrika bei einem Mittagessen einen jungen, von der Polizei gesuchten ­Widerstandskämpfer namens Nelson Mandela kennenlernte und wie er später dem inzwischen weltweit verehrten Mann bei dessen Visite in der Schweiz ein erneutes Mal die Hand schütteln durfte. Er könne sich sehr wohl an besagtes Mittagessen erinnern, sagte Mandela beim zweiten persönlichen Treffen zu ihm, nicht aber an sein Gesicht. «Wir sind halt beide etwas älter geworden», soll Mandela entschuldigend angefügt haben. Buser lernte noch viele weitere Persönlichkeiten kennen und  erlebte zudem zahlreiche historische Momente an vorderster Stelle mit.

Die Apartheid hautnah erlebt
Hans Buser verliess Ghana, den ersten selbstständigen und demokratischen Staat auf der südlichen Hälfte des Kontinents, «des wahren Afrikas», wie er sagt. Er zog nach ­Südafrika weiter, wo er sich mit der Apartheid auseinandersetzen musste. Dass sich dieser Schweizer normal mit den schwarzen Einwohnern unterhielt, sich von ihnen auch ärztlich behandeln liess, trug ihm reichlich Ärger ein. Seine Schilderungen von herablassenden Weissen löste unter den Nachtcafé-Gästen ­immer wieder Betroffenheit aus. «Die Apartheid ist eine reine Politik der Angst», erklärt er. Die kleine Gruppe weisser Eindringlinge habe sich von dem «Mehr der Schwarzen» bedroht gefühlt.
«Ich habe in Afrika auch die ­Demokratie und das eigene Mitwirken im Staat zu schätzen gelernt», sagt er und erklärt damit auch, weshalb er sich nach seiner Rückkehr nach Sissach in zahlreichen Organisationen engagiert hat. Es gäbe ja noch so viele interessante Sätze festzuhalten, zum Beispiel, dass gemäss Buser die Engländer die besten, fairsten Kolonialherren gewesen seien oder dass der Boykott von Südafrika dem vermeintlich geschädigten, bestraften Land zu einem Wirtschaftsaufschwung verhalf. Und, und, und. Es gäbe noch so viel zu erzählen…

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Volksstimme Nr. 23 / 2014