Augenschein vom 03.08.2001   Liste aller Augenscheine       

In den endlosen Katakomben des Kantonsspitals

In den endlosen Katakomben des Kantonsspitals Der Fitnessraum des Spitals ist mit den modernsten Geräten eingerichtet. Er steht auch Besucherinnen und Besuchern von ausserhalb zur Verfügung.
Beim fünften «Volksstimme»-Augenschein wurde Leserinnen und Lesern ein Blick hinter die Kulissen des Kantonsspitals in Liestal gewährt. Die «Volksstimme»-Leser gelangten dabei an Orte, die sie weder als Patient noch als regulärer Besucher je gesehen hätten.

los. Eine Landkarte, ein Kompass oder eine sonstige Orientierungshilfe wäre schwer vonnöten. Ein kurzer Blick um die Ecke, und die Leiterin des Pflegedienstes, Christine Pletscher, befindet sich wieder auf dem richtigen Weg. Weit unten in den endlosen Katakomben des Kantonsspitals führt Pletscher eine Gruppe des «Volksstimme»-Augenscheins in das «Cockpit» des Spitals: der elektronischen Schaltzentrale.

Ende einer siebenjährigen Bauzeit
Bevor sich die Besucherinnen und Besucher auf die Tour durch das Spital machten, führte sie Spitalverwalter Heinz Schneider in die Geschichte des Kantonsspitals ein. 1878 wurde das erste Kantonsspital errichtet und rund 80 Jahre später der Grundstein für das heutige Spital gelegt. Nach diversen Ausbauten fand 1995 der Spatenstich zu einer siebenjährigen Bauphase statt, die eine umfassende Sanierung, Erneuerung und einen weitgehenden Ausbau zum In halt hat.
Wenn der Umbau im Jahre 2002 fertig ist, wird das Kantonsspital eines der modernsten der gesamten Region sein. Für die 10000 Einwohner des Einzugsgebiets des Spitals stehen 400 Betten bereit, was einem normalen Schnitt von vier Betten auf 1000 Personen entspricht. In Basel herrscht zum Vergleich eine Überkapazität. Dort kommen 8,6 Betten auf 1000 Einwohner.

Notstrom für drei Wochen
Pflegedienstleiterin Pletscher hat es geschafft – die Besuchergruppe ist im elektronischen Gehirn des Spitals angekommen. Musste man frü her jeden Stock des Spitals mit einem eigenen Schaltkasten bedienen, ist heute alles in einem Raum mit tausenden blinkenden Lichtern untergebracht. Von dieser Schalt zentrale aus wird der gesamte Strom im Spital verteilt und geregelt.
Tief unten in den Gemäuern des Spitals ist man auch gegen allfällige Strom unterbrüche gefeit. Dauert ein Ausfall länger als fünf Sekunden, schalten sich automatisch zwei riesige Dieselmotoren an.
Rund drei Wochen könne man mit diesen Notstromgeneratoren das Spital betreiben, wie der Leiter der Gebäudetechnik sagt. Besonders heikle Bereiche wie die Intensivsta tion, der Operationssaal und die Notfallstation sind zusätzlich gegen Stromunterbrüche gefeit. Eine riesige Batterie, genannt USV, garantiert eine lückenlose Stromversorgung – die Leute in diesen Bereichen würden einen Stromausfall gar nicht bemerken. Pro Jahr hat das Spital übrigens einen Stromverbrauch von fünf Millionen Kilowattstunden.

1600 Artikel an Lager
Im Zentrallager des Spitals – der nächsten Station der Führung – gibt es vom Verband bis zur kleinsten Spritze alles, was zum Betrieb des Spitals gebraucht wird. 1600 verschiedene Artikel sind im Keller des Spitals gelagert und werden mit einem hoch modernen Lauf band an den Bestimmungsort transportiert. «Dieses Band hat jedoch seine Tücken», wie Pletscher sagte, «ein kleiner Fehler und es geht gar nichts mehr.»
«Zutritt nur für Personal» steht auf der Türe des haus eigenen Labors. Zu recht – der Umgang mit Blutkonserven und Blut- und anderen Flüssigkeitsproben ist eine heikle Sache. Im Labor werden die Blutproben von allen Patienten analysiert und auch für die Notfallstation erfüllt das Labor eine wichtige Funktion: Sie hält die Blutkonserven bereit, welche das Laborpersonal zuvor nach strengen Richtlinien geprüft hat.
Nicht besonders appetitlich ist der Anblick einer kul tivierten Blutprobe, die mit Bakterien übersät ist. «Keine Angst, diese Behälter sind versiegelt», nimmt Christine Pletscher den Besuchern die Sorge.

Eigenes Fitnessstudio
Bereits fertig erstellt ist das neue Therapiezentrum. In grossen, hellen Räumen wird Ergo- und Physiotherapie angeboten. Im Bereich der Ergotherapie wurde ausserdem ein Fitnessraum mit den moderns ten Geräten eingerichtet. Dieser Raum ist nicht nur für Patienten gedacht, sondern kann auch von «Gesunden» gebraucht werden.

(Bild Rolf Wirz)

Volksstimme Nr. 93 / 2001