Rund 20 Leserinnen und Leser der «Volksstimme» besuchten anlässlich eines Augenscheins die Landi in Gelterkinden. Auf dem Programm standen eine Besichtigung der neuen Kirschenkalibrier-Maschine und des imposanten Landiturms.
los. Diesen Turm muss man sich zu Fuss verdienen. Der Lift bringt nur vier Leute gleichzeitig nach oben und das Treppen haus ist so oder so viel au then tischer. 14 Stockwerke hoch in einem Treppenhaus, das verständlicherweise noch selten eine Putzkraft besucht hat (was vor allem am Umstand zu sehen ist, dass die Dame genau vor uns bei jeder kleinen Spinne sofort kreischt. Und sie kreischt häufig). Item: Das Treppenhaus ist zwar nicht sehr sauber, aber ziemlich span nend. 14 Stöcke sind zu erklimmen, 14-mal lockt eine Tür ohne Schloss, um schnell einen Blick in das Innenleben des Gelterkinder Landiturms zu werfen. Was man hinter diesen Türen sieht, versteht man zwar nicht, aber es ist faszinierend. Verlassene und verges sene Räume, Räu me voller Röhren, Räume, deren Be deu tung einem nicht wirklich klar wird.
Mit solchen Blicken hält man aber die gesamte Treppenprozession auf. Die hat weniger Augen für die weit ver zweigten Trans portsysteme und Lager räu me, sondern erstens für die Spinnen (wenn auch nur ein kleiner Teil und zweitens für den Ausblick, der oben wartet. Aber dazu später.
Trockene Maschine Der Augenschein der «Volks stimme» vom vergangenen Mitt woch beginnt nämlich nicht mit der anstrengenden Steigung, sondern ebenerdig. Beat Gisin, Geschäftsführer der Landi und der Frunoba erklärte den rund 20 Teilnehmern die seit diesem Jahr im Einsatz stehende Kirschenkalibrier-Maschine. Trocken. «Eigentlich würde die Maschi ne zu dieser Jah reszeit noch laufen, aber die extremen Witterungsbedingungen haben die Erntezeit extrem verkürzt.» Doch Gisins Erklärungen sind lebhaft, es macht nichts aus, dass keine Kirschen durch die verzweigten Bahnen der Maschine kullern.
Zwei Jahre lang haben sich die Verantwortlichen der Landi nach einer solchen Maschine um geschaut, bis sie schliesslich in Australien fündig wurden. «Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen für unsere Bauern – darum haben wir die Maschine gekauft.» Bis anhin wurden die Baselbieter Kirschen in nur zwei Klassen eingeteilt – und damit eine grosse Wertschöpfung verschenkt. «Je grösser Kirschen sind, desto teurer können die Bauern sie verkaufen.» Weil die Erntezeit aber sehr kurz ist und die Sortierung im Gegenzug sehr aufwändig, macht die Maschine Sinn. Die Früchte kommen in ein Wasserbad, dann werden die Stiele geschnitten und die Kirschen fallen durch ihr passendes Loch. Weiter unten in der Maschine werden die verschiedenen Grössen in verschiedene Röhren und Laufbänder geschickt – und schliesslich verpackt.
Gekostet hat die Maschine rund eine halbe Million Franken. Gisin ist überzeugt, sie bald amortisieren zu können. Zwei Drittel der Kos ten wollen die Betreiber am Markt reinholen, ein Drit tel wird den Bauern über wälzt.
Das erste Jahr, in dem die Maschine im Einsatz stand, war ein Lehrplätz für Gisin. Wegen Problemen beim Transport konnte die Maschine erst eine Woche zu spät aufgestellt werden und viele Einstellungen bei der Kalibrierung beruhen auf Erfahrungswerten, die Gisin noch nicht hatte. Die Kalibrier-Maschine in Gelterkinden ist die erste ihrer Art in der Schweiz. «Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten glauben wir, mit der Maschine einen Vorteil auf dem Markt zu erreichen», gibt sich Gisin zuversichtlich.
Belohnung Aber wie gesagt – die Er klärung der Kirschenkalibrierung war nur ein Teil des Augenscheins. An den 80 Speicherzellen mit den insgesamt 3500 Tonnen Fassungsvermögen des Speichersilos vorbei, hinauf aufs Dach des Landiturms.
Wirklich eindrücklich. Auf rund 60 Metern über dem Boden erhält man eine ganz neue Sicht auf das Oberbaselbiet. Der Schnellzug aus Sissach sieht aus wie eine Spielzeugeisenbahn, das grosse Pneulager hat surrea listische Züge und eben – irgendwie sieht halt alles anders aus. Das einzige Gebäude mit einer ähnlichen Höhe steht zwei Kilometer Richtung Norden. «Aber nur dass es klar ist: Der Landiturm ist höher als der Nebikerturm», sagt Beat Gisin und lächelt.
*Bisher erschienen: «Soirée sentimentale» bei Hans A. Jenny in Tecknau, «Sein Lebensschicksal ist kompendialistisch» (vgl. «Volksstimme» vom Freitag, 4. Juli, Seite 5). Augenschein bei Le Patron in Böckten, «Pasteten, Teigwaren, Fertigmenüs und vieles mehr» (vgl. «Volksstimme» vom 11. Juli, Seite 5). Augenschein im Interkantonalen Feuerwehrausbildungszentrum in Bals thal, «Flashovers, Pilotflammen und beheizbare Kleiderbügel» (vgl. «Volksstimme» vom 18. Juli, Seite 5). Wird fortgesetzt.