Augenschein vom 04.07.2013   Liste aller Augenscheine       

«Volksstimme-Augenschein» in den Rheinsalinen

«Volksstimme-Augenschein» in den Rheinsalinen In der 18 Meter hohen Lagerhalle reicht der Salzberg fast bis unters Dach.
Wie viel Salz gibt es im Meer? Wie kam das weisse Gold ins ­Baselbiet und Schweizerhalle zu seinem Namen? Diese und weitere Fragen rund ums Salz wurden am «Volksstimme-Augenschein» in den Rheinsalinen beantwortet.

Eine gesalzene Rechnung präsen­tieren, Salz in eine Wunde streuen, weder Salz noch Schmalz haben. Das «weisse Gold» ist nicht bloss sprichwörtlich das Salz in unserer Suppe: Wir finden es in unseren Speisen, als Regeneriersalz in der Spülmaschine, zum Auftauen winterlich vereister Strassen oder als Fixiersalz beim Färben von Textilien. Es spielt eine grosse Rolle in der Herstellung vieler Materialien – Chemie und Industrie könnten ohne Salz nicht existieren. Doch über den Kreislauf des Salzes wissen wir verhältnismässig wenig. In den Rheinsalinen in Schweizerhalle konnten die «Volksstimme»-Leser ­allen Fragen rund ums Salz auf den Grund gehen.
Sabine Ohnmacht, Führerin durch die Rheinsaline Schweizerhalle, gab zu Beginn einen kleinen Einblick in die Geschichte der Salzgewinnung in der Schweiz. Aus dem Urmeer ­entstanden, ist es in einer Tiefe von 140 bis 400 Metern zu finden. Durch Bohrungen wird Trinkwasser in die Salzschicht gepumpt und die gesättigte Salzlösung, Sole genannt, wieder zutage gefördert. In einem Liter Sole befinden sich rund 310 Gramm Salz. Was danach geschieht, konnten die Besucher in einem ausführlichen Rundgang begutachten: Die Sole wird erst durch die Entfernung von Mineralien enthärtet, um dann in ­riesigen Trocknern wieder als Na­triumchlorid zu kristallisieren. Die überdimensionierten Tumbler lösten grosses Erstaunen aus, doch allzu nahe durfte man ihnen nicht kommen, um keine heissen Salzspritzer abzukriegen.
Nach der Trocknung wird das Salz weiterverarbeitet und gelagert. Ein Blick in das Hochregallager gab einen Eindruck über die Mengen, die in der Saline produziert werden: 5500 Palettenplätze werden hier vollautomatisch bestückt. Bestellte Ware wird sogleich verladen und ­abtransportiert, auf Strasse wie auch Schienen – die Güterwagen stehen gleich vor der Lagerhalle bereit.

Rundgang für alle Sinne
Ein Highlight der Führung erwartete die Besucher noch zum Schluss: der Salzberg zum Anfassen. Auftau- und industrielle Salze werden in einer Halle lose gelagert und bilden ein schneeweisses Massiv, das stark an alpine Bergketten erinnert. Und als sich die jüngeren Besucher in Schneeballschlacht-Manier mit dem weissen Pulver bewarfen, kam beinahe winterliche Stimmung auf.
Nach dem Rundgang fand mancher Besucher das Salz auf der Haut, in den Kleidern und den Haaren ­wieder. Wer auch dann noch nicht genug bekommen hatte, konnte im «Salzladen» ausgiebig degustieren, wie gross die Bandbreite der angebotenen Produkte heute ist. Vor lauter Faszination und Genuss geht dabei schnell vergessen, dass man auch beim Salz Mass halten sollte: Fünf Gramm wird von der WHO als täg­liches Höchstmass empfohlen, also knapp ein gestrichener Teelöffel voll. Doch in Wirklichkeit nehmen viele die doppelte Menge oder mehr zu sich. Schuld daran sind vor allem verarbeitete Lebensmittel, also Convenience- oder Fast-Food, in denen viel Salz versteckt ist. Dieses wirkt als Geschmacksverstärker positiv auf unser Belohnungssystem im Gehirn. Doch wer langfristig zu viel Salz konsumiert, riskiert gesund­heitliche Schäden. Uneingeschränkt zu empfehlen ist dagegen ein Besuch im nahe gelegenen «Sole Uno» in Rheinfelden: Dort kann via Direkt­leitung aus der Saline Riburg in der Natursole gebadet werden. Das fördert die Gesundheit, ohne auf das tägliche Salzkonto zu Buche zu schlagen.

Volksstimme Nr. 79 / 2013