Augenschein vom 10.08.2001   Liste aller Augenscheine       

Betonspritzende Riesenmaschinen unter Tage

Betonspritzende Riesenmaschinen unter Tage Manfred Rauter (rechts) führte die «Volksstimme»-Leser kompetent durch den Sissacher Untergrund.
In den düsteren Rohbau des Chienbergtunnels führte der sechste und letzte Augenschein der «Volksstimme». Dabei wurden die rund 30 Teilnehmer über den aktuellen Stand der Bauarbeiten informiert. Im Tunnel konnte man sich ein Bild von den komplexen Arbeiten machen.

gr. Der Chienbergtunnel wird ab Ende 2004 den grös seren Teil des Verkehrs, der täglich durch Sissach rollt, schlucken und vom belasteten Ortskern fernhalten. Bis es soweit ist wird noch einige Zeit vergehen. Wie weit die Bau arbeiten gediehen sind und wie viel Aufwand so ein Bauvorhaben benötigt, davon konn ten sich die Teilnehmer am Mittwoch während des sechs ten «Volksstimme»-Au gen scheins einen Eindruck verschaffen.
Wichtigste Neuerung: die Bauleitung kann vermelden, dass man von nun an in der Lage sei, sämtliche Baustellenfahrten und Aushubtransporte durch den Tunnel zu führen, was die umliegenden Quartiere spürbar entlastet.
Alfred Zahler und Manfred Rauter vom kantonalen Tiefbauamt führten die rund 30 Teilnehmer durch einen Teil des Tunnels. Den Tunnel betritt man am Westportal und gelangt zuerst durch den Teil, der in Tagbauweise angefertigt ist.
Der «Betonkasten», der auch die Ergolz zu überqueren hat, macht einen riesigen Eindruck. Wenn die Decke, die Fahrbahn und die Wandverkleidungen fertig sind, wird die Röhre einiges kleiner erscheinen.

Beeindruckender Anblick
Fast kathedralenhaft wirkt der nächste Abschnitt unter dem «Rütscheten»-Hang. Eine Figur der heiligen Barbara, Schutzpatronin der unter Tage Arbeitenden, untermalt diesen Eindruck. Anwohner mögen sich an das lärmige Einrammen der bis zu 35 Meter langen stützenden Betonpfos ten erinnern. Diese sind stellenweise noch unverkleidet zu sehen, lassen den Stollen in eindrücklicher Höhe erscheinen. Bald wird jedoch mit den Arbeiten zur Innenauskleidung begonnen.
Weiter hinten sind Ar beiter damit beschäftigt, die Wände des Tunnelstücks, das durch den heiklen Gipskeuper verläuft, mit Spritzbeton zu überziehen. Da diese Art Gestein durch Wasseraufnahme aufquillt, kann es enormen Druck auf die Tunnelwände verursachen. Um dem ent gegenzuwirken, verfügt der Tunnel über ein kreisrundes Profil, die beste Lösung für eine ausgeglichene Druckverteilung.

Stück für Stück...
Der Bauvorgang am Umfahrungstunnel in kleinen Etappen ist hier gut zu erkennen, Stück für Stück wird der Fels abgespitzt, nach jedem Meter wird ein stützender Stahlbogen eingezogen, dann mit Spritzbeton, der übrigens mit armierenden Stahlfasern ver sehen ist, gesichert. Die Ma schine, mit der der Beton auf die Wände aufgetragen wird, wirkt wie ein riesiger Roboter aus einem Science-Fiction-Film.
Die nächsten anstehenden Arbeiten umfassen unter anderem die Wandverkleidung des Deckelbautunnels unter der «Rütschenen», das Fer tigbetonieren des Abschnittes durch den Gipskeuper und das Vortreiben des bergmännischen Tunnels im festen Felsen durch Sprengung.

(Bild Rolf Wirz)

Volksstimme Nr. 96 / 2001