Balletttänzer, Perücken, Requisitenlager und jede Menge Scheinwerfer: Im Theater Basel lässt sich weit mehr sehen als einfach nur Aufführungen. Der zweitletzte «Volksstimme-Augenschein» gewährte einen Blick in die Katakomben des Stadttheaters und buchstäblich hinter die Kulissen.
Im Foyer des riesigen, asymetrisch gebauten Theatergebäudes im Herzen der Stadt Basel steht ein Klavier, und am Boden verteilte Bretter markieren eine Bühne. Hier wird für das «Alexanderfest» von Georg Friedrich Händel, das diesen Monat in Augusta Raurica steigen wird, geprobt. Wer meint, das Theater mache während der Sommerpause effektiv Pause, nur weil keine Aufführungen stattfinden, der irrt. Denn umso mehr wird geprobt und an den Stücken für die nächste Saison gefeilt, und das ganze Haus ist mit Baustellen gespickt. Und wer glaubt, mit einer Kassenfrau, einigen Schauspielern und einem Beleuchter komme ein Theater aus, irrt noch gewaltiger.
Gut zwei Dutzend «Augenschein»-Teilnehmer und Mundartkolumnist Heiner Oberer als «Special Guest» kamen in den Genuss einer exklusiven Führung durch die Räumlichkeiten des Theaters Basel. Die beiden Theater-Angestellten Claude Blatter und Peter Keller führten durch die Innereien des Gebäudes und gewährten den buchstäblichen Blick hinter die Kulissen: in die endlosen unterirdischen Gänge, hinter die Bühne, in die Schlosserei, die Schreinerei und die Malerei.
«Vom Boden der Grossen Bühne geht es 25 Meter in die Höhe zum Schnürboden und 15 Meter in die Tiefe», erklärte Blatter den interessierten Besuchern. Die unterirdischen Stollen des 35-jährigen Theatergebäudes befinden sich zum Teil tiefer als der Grundwasserspiegel.
Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, dominieren im Moment Baustaub und Sägemehl. Statt lieblicher Musik ertönt das Schreien einer Schleifmaschine und die Rufe von Arbeitern. Zwischen Bühne und Zuschauerraum befindet sich der Eiserne Vorhang. Hier existiert er noch. Und dient dazu, bei einem Unglück, zum Beispiel einem Brand, Schauspieler und Publikum zu schützen. Viele Ausrüstungsgegenstände im Theater müssten aus Sicherheitsgründen oft ausgewechselt werden, hielt Blatter fest, so beispielsweise die Hanfseile der manuellen Vorhangzüge; die ausgemusterten kommen ins Zolli-Affenhaus.
Interessante Einblicke Als «Herz des Theaters» bezeichnete Blatter den Lift, der mit 8,8 Metern Höhe und 6,7 Metern Länge einer der grössten Warenlifte Europas ist. Hier finden auch grosse Kulissen Platz. Auf dem beeindruckenden Rundgang durch das Theater – wobei in den 90 Minuten nur ein Teil besichtigt werden konnte – besuchten die «Augenschein»-Teilnehmer auch die Theatermalerei, deren Tageslicht durch die berühmten Glaspyramiden neben der Elisabethenkirche in den Untergrund dringt, und warfen einen Blick in einen Teil des Möbelfundu’s, wo es aussieht wie in einem Brockenhaus, und das Requisitenmagazin, wo in fahrbaren Archivschränken jegliche erdenklichen Requisiten penibel geordnet aufbewahrt werden. Hinter den Kulissen lässt sich erahnen, was alles nötig ist, um dem Theaterbesucher einen schönen Abend zu bescheren: In der Schreinerei wird gebohrt und gezimmert, in der Maske entsteht eine barocke Echthaarperücke, in einem Raum mit Spiegelwand üben Balletttänzer mit angespannten Muskeln die immer gleichen Figuren.
Die «Augenschein»-Teilnehmer zeigten sich von der Grösse und Vielseitigkeit des Theaters Basel beeindruckt. «Es ist sehr spannend zu erfahren, was da alles dahintersteckt», sagte eine Teilnehmerin. «Und wie viele Arbeitsplätze es hier hat», fügte eine andere hinzu.