Besser nicht zu nahe herangehen: Hier liefern die Lastwagen tagsüber den Müll an und kippen ihn in die Öffnungen.
Im Rahmen des dritten «Volksstimme»-Augenscheins in diesem Sommer stand ein Besuch in der Kehrichtverbrennungsan lage Basel auf dem Programm. Dabei gab es heisse Gesichter, aber alle kamen heil wieder hinaus.
sg. «Wer es nicht mehr hinaus schafft, wird halt verbrannt», sagt Hans Wehrli und zwinkert seinen Zuhörerinnen und Zuhörern zu. Schnell wird beim «Volksstimme»-Augenschein in der Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) in Basel klar, dass man nicht alles bierernst nehmen darf, was einem der Führer erzählt.
Auf jeden Fall folgen ihm alle ins Innere des Gebäudes – und rund zweieinhalb Stunden später auch wieder hinaus. Nachdem Wehrli die Kopfhörer für den Rundgang durch die Anlage verteilt hat, erklärt er an einem Modell einiges zum komplexen Ablauf der Abfallverbren nung.
Die Besucherinnen und Besucher erfahren zum Beispiel, dass der Hausmüll direkt verbrannt werden kann, während «Sperrmüll» zuerst durch den Schredder muss. Oder dass im Ofen selbst Unterdruck herrscht und der Eingang mit Abfall luftdicht verschlossen ist, damit keine giftigen Gase nach draussen dringen können.
Sauberer als vom Cheminée Wehrli zeigt auch den Ablauf, bis die Gase so weit gereinigt sind, bis sie «sauberer als aus dem Cheminée zuhause» den Kamin verlassen. «Die ganzen Reinhalte-Einrichtungen kosten wegen den neuen Vorschriften praktisch gleich viel wie die beiden Öfen», sagt Wehrli.
Später erfährt man, dass die KVA ein wichtiger Energielieferant für die Region Basel ist. So wird rund zehn Prozent der in der Stadt Basel verbrauchten Energie von ihr produziert, wie Wehrli ausführt. Und auch der Basler Fernwärmeverbund zählt auf die KVA. Sie figuriert nämlich als wichtiger Heisswasser-Lieferant für mehrere zehntausend Wohnungsanschlüs se, 13 Spitäler sowie mehr als 400 Verwaltungsgebäude und Gewerbebetriebe. Der heisse Wasserdampf dafür entsteht bei der Kühlung der Gase aus dem Ofen.
Vollbetrieb bis 14 Uhr Nachdem Wehrli seine Zu hörerinnen und Zuhörer ausrei chend mit theoretischen Informationen versorgt hat, geht es auf den Rundgang. Zuerst dorthin, wo der Abfall hineinkommt. Abgeladen wird in einer Halle, aus der die Luft gleich für die Verbrennung im Ofen «eingesogen» wird. «Damit für die Anwohnerinnen und Anwohner keine Geruchsbelästigungen entstehen», sagt Wehrli.
Die sechs Abladestationen sind um 17 Uhr gereinigt, alles ist aufgeräumt. Feierabend. «Bis um 14 Uhr herrscht hier ständig Betrieb, es kommt ein Lastwagen nach dem anderen an», sagt Wehrli. Bis um 17 Uhr sei die Abladestation geöffnet, meist komme der letzte Kunde etwa um 16 Uhr.
Neben den Abladestationen für den brennbaren Müll können in der KVA – gegen die übli che Gebühr – auch Altglas, Haushaltgeräte, Computer oder Altpapier deponiert werden. «Da mit die Kunden nicht an fünf verschiedene Orte auf ihrer Entsorgungstour müssen», so Wehrli.
Abfall verschwindet nicht ganz Von der Abladestation geht es auf dem Rundgang direkt dorthin, wo der Abfall die KVA wieder verlässt. Denn durch die Verbrennung wird der Abfall nicht vollständig beseitigt. Aus dem Ofen werden die Überres te – nun in Form von Schlacke – per Fliessband in eine Mulde gestossen. Dort wird der Reststoff, der nun nur noch zehn Prozent seines ursprünglichen Volumens und 21 Prozent seines Gewichtes hat, in Container auf Bahnwagen verladen und in die Deponie nach Liesberg geführt.
Nach dem Besuch der ers ten und letzten Station des Abfalls in der KVA geht es mit dem Lift rund 30 Meter in die Höhe, zum Kranführer, der den Abfall mit einem Greifer vom Bunker in den Ofen befördert. Momentan ist nur eine der beiden Kranführer-Stationen be setzt.
Die Kranführer arbeiten in verschiedenen Schichten rund um die Uhr, denn die beiden Ofen der KVA sind während 24 Stunden in Betrieb. Vier bis fünf Greifer voll Abfall führe er einem Ofen pro Stunde zu, erzählt der Kranführer. Dabei müsse er schauen, dass er für eine gute Brennqualität ein gutes Gemisch an Haushalt- und Indus trieabfällen erhalte.
Spannend, was ein solcher Greifer alles zwischen den Zangen hat. Matratzen, Holzpalette, Blachen... Das muss aber alles zuerst durch den Schredder, damit es leichter verbrennt. Reichlich unappetitlich sehen die Abfallmengen in den verschiedenen Bunkern von oben aus, und alle sind wohl froh, hinter einer Panzerscheibe, abgeschirmt von Geruch und Dreck, zu stehen.
Heisser Blick durchs Guckloch Nach dem Kranführer-Besuch geht es wieder ein paar Stockwerke tiefer, dieses Mal aber auf der Stahl-Treppe zwischen den beiden Öfen, die mehr als 30 Meter hoch sind. Das ist nichts für Leute mit Höhenangst. Unten angekommen, darf jede und jeder durch je zwei Gucklöcher in die beiden Öfen schauen. Und obwohl alles gut isoliert und abgeschirmt ist, wird einem dabei im Gesicht richtig heiss und lange hält man es nicht aus, den lodernden Flammen zuzuschauen.
Damit endet der zweieinhalbstündige Rundgang in der KVA und alle wissen nun, wo ihr Abfall, den sie einfach so vor die Türe stellen, schliesslich landet.