«Kommt näher, ihr Leute.» Nachtwächter Rudolf Streiff erzählt vom Leben im alten Basel.
Nachtwächter Rudolf Streiff erzählt von vergessenen Gestalten, seltsamen Geschehnissen und seiner unglu?cklichen Liebe. Die Besucher des «Volksstimme-Augenscheins» sind ihm auf seinem nächtlichen Rundgang bis tief ins St. Alban-Tal hinein gefolgt.
Die Bäume triefen vom Gewitter, das vor Kurzem u?ber Basel niedergegangen ist. In andächtiger Stille folgt die Gruppe der dunklen Gestalt mit Hut und Laterne u?ber den Kies im Hof der St. Alban-Kirche. Moosige Grabsteine säumen die Mauern des Hofs. Vor dem Kirchenportal halten alle inne. Nachwächter Rudolf Streiff hat seine Angebetete entdeckt, Helena Hoffmann. Sie ist aus Langeweile – und um der Fuchtel ihrer Köchin zu entfliehen – in Basels dunklen Gassen unterwegs. Streiff hat sich in sie verliebt. Allerdings ist es eine Liebe ohne Zukunft, denn Helena steht im mittelalterlichen Basel gesellschaftlich weit u?ber ihm. Die Liebesgeschichte von Rudolf Streiff und Helena Hoffmannalias David Bröckelmann und Salomé Jantz, wird von den beiden Schauspielern mit viel Humor vorgetragen. Und auch wenn das ganze am Ende nicht auf ein Happy End zusteuert, im wahren Leben haben sich die beiden schon länger gefunden. Die beiden Kabarettisten Bröckelmann und Jantz haben den Rundgang selbst konzipiert und ihn nach eigenen Angaben bereits u?ber 500 Mal durchgefu?hrt. Zum interessanten Einblick ins gesellschaftliche Leben des Mittelalters kommt die unvergleichliche Art, wie Bröckelmann und Jantz die Gegenwart in ihre Erzählung miteinbeziehen, was zu einiger Situationskomik fu?hrt. So etwa, wenn in die nächtliche Stimmung des St. Alban-Tals die Klänge des Basler Festivals «Im Fluss» dringen und der Nachtwächter aus dem Mittelalter seine Zuhörer wissen lässt, dass sie hier die Band «Element of Crime» höre. Oder wenn er vor hohen Mauern von der Sage berichtet, dass hinter diesen die Königin eines Fussballclubs residiere. Vor vielen Häusern bleibt man mit dem Nachtwächter stehen und erfährt manch unbekannte Geschichte. So zum Beispiel die des Frauenklosters ohne Ordensanschluss oder der Vorstadtgesellschaft zum hohen Dolder. Und im nächtlichen St. Alban-Tal wandelt man auf den Wegen zwischen Birs und Fachwerkhäusern, die fru?her dutzende von Mu?hlen beherbergten und in stockfinsterer Nacht lagen. Das macht Lust auf mehr.