Seit acht Jahren rollt im GrandCasino Basel der Rubel, und dasnicht zu knapp. Beim sechsten«Volksstimme»-Augenschein ging es um Spielsucht, Sicherheit und das grosse Glück.
bas. Die Stimmung ist konzentriert. Um die Spieltische mit Black Jack und Roulette im Grand Casino Basel haben sich einige Spieler mit ernster Miene eingefunden. Sie setzen ihre Jetons, gewinnen neue dazu – oder verlieren sie alle. Das gesamte Interieur ist in dezentem Rot gehalten, dicke Teppiche schlucken an diesem Nachmittag die meisten Geräusche – ausser jenem der Roulettekugel, wenn sie dreht. Les jeux sont faits.
Im Untergeschoss dudeln, glitzern und blinken derweil Glücksspielautomaten mit Namen wie «Gypsy Moon», «Texas Tea» oder «Little Green Men» in langen Reihen vor sich hin. Leuchtschriften versprechen fette Gewinne, Bilder von Herzen, Flaschengeistern, Zwieback und Pharaonen laden ein zum Glück.
Doch noch vorher, ganz am Anfang des Casinobesuchs, steht die Eingangskontrolle: Wer keinen gültigen Personalausweis vorweisen kann, dem wird der Zutritt in den roten Kubus, der ganz in Basels Nordwesten auf dem Weg zum Flughafen steht, verwehrt.
«Ihre Daten werden nicht registriert », erklärt Michael Favrod, Geschäftsführer der Airport Casino Basel AG, den über 40 – kontrollierten – «Volksstimme»-Lesern während des Augenscheins in der vergangenen Woche. Gecheckt wird einzig, ob die Casinobesucher volljährig sind und ob sie nicht schweizweit für Spielcasinos gesperrt sind.
Spielsucht behandeln «Casinos gelten immer noch als Sündenpfuhl und werden mit Drogen, Mafia oder Geldwäsche in Verbindung gebracht», so Favrod. Gegen diese Vorurteile redet der Geschäftsführer mit viel Charme an.
Ein Problem, dessen sich die Casinobetreiber allerdings bewusst sind, ist die Gefahr der Spielsucht. Genau deswegen gibt es Eingangskontrollen, und speziell geschultes Personal behält Stammgäste im Auge. Bei einem Suchtverdacht werden sie genau beobachtet und das Gespräch gesucht, an dessen Ende die meisten Spielsüchtigen sich selbst eine Sperrung auferlegen.
«Spielsucht ist eine Krankheit, die behandelt werden muss», sagt Favrod. Im Rahmen des Sozialkonzepts arbeitet das Grand Casino Basel auch mit der Psychiatrischen Klinik zusammen, die gleich nebenan liegt – «ein Zufall», wie er betont. In den USA gelten drei Prozent der Bevölkerung als spielsüchtig. In der Schweiz gibt es darüber keine Zahlen.
Die Menschheit kennt das Glücksspiel seit vielen Jahrtausenden. Schon um 3000 v. Chr. waren Würfel im Gebrauch, und der Bau der Chinesischen Mauer wurde durch Zahlenlotto finanziert.
Von 1928 bis 1993 war das Glücksspiel in der Schweiz gesetzlich verboten, seither wurden 21 Konzessionen für Spielcasinos erteilt, die aber vielen Auflagen und Gesetzen unterworfen sind. Der Grund, weshalb Casinos für die Schweiz von grossem Nutzen seien, erklärt Favrod mit der AHV: «Die Casinobranche bezahlt mehr als die Hälfte ihres Umsatzes als Steuern an den Bund.» Doch das Geschäft sei immer noch lukrativ, relativiert er – auch wenn die Casinos die Wirtschaftskrise ebenfalls zu spüren bekämen. Trotz des ansehnlichen Reibachs für den Schweizer Staat. Westeuropäer im Allgemeinen seien keine Spielernaturen, weiss der Geschäftsführer: «Südländer, Menschen aus dem Balkan und Asiaten sind spielverrückt – in ihrer Kultur ist das Glücksspiel kein Tabu.» Die Kundschaft des Casinos, nahe an der französischen Grenze, besteht zu 50 Prozent aus Einwohnern der Schweiz (rund die Hälfte davon Schweizer Bürger), 35 Prozent kommen aus Frankreich und 15 Prozent aus Deutschland.
Kein Smoking mehr Das Spielflmimage der Casinos sei passé, erklärt Favrod in Anlehnung an James Bond und andere Leinwandhelden mit bekannter Afinität zum Glücksspiel: «Im Smoking würden Sie sich heute blamieren.»Ob mit oder ohne Kleiderordnung: Ein guter Ruf ist nicht nur für das Casino als Institution wichtig, sondern auch für die Mitarbeiter. Wer im Grand Casino arbeiten will, darf weder Betreibungen im Laufen haben noch im Vorstrafenregister verzeichnet sein.
Sicherheit wird grossgeschrieben Und dennoch: Einmal sei es schon vorgekommen, dass Mitarbeiter einen Überfall planten, sagt Favrod. Dieser konnte dann aber vereitelt werden. Einen Überfall von aussen gab es allerdings schon: Jenen spektakulären Raub im März 2010, an dem zehn bisher nicht gefasste Kriminelle die Besucher bedrohten und Geld erbeuteten – «wir haben nicht gesagt, wie viel es war, aber es war weniger als eine Million», so Favrod.
Sicherheit wird grossgeschrieben: «Jeder Zentimeter, wo Geld fliesst, muss von Gesetzes wegen mit einer Kamera überwacht werden.» Aus Sicherheitsgründen ist ein Blick hinter die Kulissen während des Augenscheins denn auch nicht möglich. Dafür gibt es eine exklusive Einleitung in die Spiele Roulette und Black Jack durch zwei Crupies, bevor sich die Augenschein-Teilnehmer noch selber ins Spielgetümmel stürzen können, wenn sie wollen. Wie gross die Gewinne der Oberbaselbieter im Grand Casino Basel ausfielen, ist nicht bekannt.