Augenschein vom 19.07.2005   Liste aller Augenscheine       

Warum weisse Hühner auch braune Eier legen können

Warum weisse Hühner auch braune Eier legen können Was ein Gutshof alles an Arbeit mit sich bringt, zeigte -Familie Hirsbrunner am «Volksstimme»-Augenschein vom vergangenen Dienstagabend. Von der Melkmaschine bis zum Heukran durfte ein Blick hinter die Kulis-sen des Hofs Ebenrain gewagt werden.

ans. Grundsätzlich ist der Gutsbetrieb Ebenrain für Publikum zugänglich und einsehbar. Führungen gibts aber selten, und erst noch vom Bauer persönlich. So packten 15 «Volksstimme»-Leser die Gelegenheit mit Ruedi und Doris Hirsbrunner einen Blick hinter die Kulissen des Hofs zu werfen. Seit 1999 bewirtschaftet die Familie -Hirsbrunner den Hof. Das Land und das Gebäude gehören dem Staat, das Vieh dem Bauern.
Als Erstes zeigt Ruedi Hirsbrunner, wie gemolken wird. Jede Kuh trägt ein Halsband mit Nummer – natürlich kenne man alle mit Namen, aber der Computer, der brauche auch noch eine Nummer. Unter der Nummer hängt ein kleines, grünes Gerät am Kuhhals: Ein Transponder, der die Daten der Kuh via Funk an die Melkmaschine weitergibt.
Und schon wackelt das Rindvieh in den Stall, vier in einer Reihe, stellen sich an ihre Plätze und warten, bis ihr Euter «angezapft» wird. Erst werden die Zitzen geputzt, dann die Röhren der Maschine befestigt. Sind alle Kühe ausgerüstet, gehts los, erst saugt die Maschine schnell und rassig, bis die Milch so richtig fliesst. Sie wird durch ein Röhrensystem abgeleitet; nur wenn eine Kuh krank ist oder Medikamente erhält, wird ihre Milch separat aufgefangen. Wenn die Maschine fertig gesaugt hat, werden die Zitzen mit einer Jod-Glyzerin-Mischung behandelt. Das entspannt, desinfiziert und pflegt die Haut.
Das kleine Gerät an der Maschine zeigt für jede Kuh die Daten an: Wie viel Milch dieKuh gibt, wie viel Kraftfutter sie bereits verschlungen hat, wann sie zuletzt gekalbt hat.
Natürlich sind die Ställe Bio-konform. Der Auslauf ist nicht komplett überdacht. Platz für Kälber hats im Stall genug; -aber nur weil Hirsbrunner seine Kälber im Alter von vier Monaten nach Eptingen gibt, bis sie ausgewachsen sind. «Sonst wird der Platz kaum reichen», sagt Hirsbrunner.
Auf die Kälber folgt der ganz niedliche Teil für die Zuschauer: Die rund 120 Hühner der Familie und die kleinen Ferkel, erst wenige Monate alt.
Bei den Hühnern weiss Doris Hirsbrunner einiges zu be-richten: «Wir haben drei -Sorten Hühner: Eine braune und zwei weisse.» Und zwar wegen der optischen Vielfalt in der Herde und der Farbe der Eier. Weisse Eier, nämlich, seien vor allem an Ostern sehr beliebt. «Die Farbe hängt aber nicht vom Gefieder ab. Hat ein Huhn rote Ohren, legt es braune Eier. Hat es hingegen weisse Ohren, legt es auch weisse Eier.»
Wie aus dem Ei gepellt sa-hen dann die kleinen Ferkel aus,die an den Zitzen der 15 Mutter-säue des Gutsbetriebs hingen. Erst wenige Monate alt wuselten sie bereits über den Auslauf – bereits einige Monate später aber landen sie dann in Mastbetrieben der Region.
Auch der Eber ist einen Blick wert, wenn er sich erst mal rauswagt. Der alte Schweinestall aber ist nicht mehr Biokonform. «Zu wenig Auslauf», sagt Ruedi Hirsbrunner einsilbig. «Früher galt der Stall noch als fortschrittlich, jetzt ist er bereits veraltet.» Weshalb die Säue rausge-lassen werden müssen.
Beeindruckendes zeigt dann Doris Hirsbrunner in der Scheune: Mit dem Heukran und der riesigen Gabel dreht sie eine Runde im Speicher, während die Zuschauer noch den Atem an-halten.
Den Abschluss machte die Streicheleinheit bei den drei Pferden und der Ausblick aufs Blumenfeld des Ebenrain: «Uns werden immer wieder Blumen gestohlen», sagt Hirsbrunner. «Sagt man es den Dieben dann ins Gesicht, heissts, man habe das letzte Mal schon bezahlt oder werde es das nächste Mal tun.» Besonders geschmerzt habe es, als jemand ganze 15 Stöcke an Dahlien ausgegraben hat.
Dann noch kurz den Schlauchverteiler angeschaut, mit dem Hirsbrunner die Felder effizient düngen kann und zur Stärkung, als Apéro,
frische Milch vom Hof. Und die macht ja bekanntlich munter.

Volksstimme Nr. 82 / 2005