Augenschein vom 16.07.2013   Liste aller Augenscheine       

«Volksstimme-Augenschein» in der Einsatzzentrale der Baselbieter Polizei

«Volksstimme-Augenschein» in der Einsatzzentrale der Baselbieter Polizei Live dabei auf der Einsatzleitzentrale des Polizeistützpunkts in Lie­stal: Die Teilnehmer des «Volks-stimme-­Augenscheins» bekamen ­Einblick ins Herzstück der Baselbieter Polizei. Auch das Polizeimuseum und Präventionsmassnahmen standen auf dem Programm.

Die Polizei, dein Freund und Helfer, – und gleichzeitig eine grosse Unbekannte. Zwar kennt jeder die uniformierten Frauen und Männer auf der Strasse, doch die Gesamtstruktur der Polizei ist wohl den wenigsten bekannt. Das wurde auch während des «Volksstimme-Augenscheins» in der Einsatzleitzentrale der Baselbieter Polizei am vergangenen Mittwoch deutlich.
«Sie können mich ruhig mit Fragen löchern», eröffnete Nico Buschauer, Mediensprecher der Baselbieter Polizei, die Fragerunde. Kaum geschehen, wurde seine Aufforderung in die Tat umgesetzt und Buschauer, der den Rundgang durch den Polizeistützpunkt in Liestal führte, wurde regelrecht mit Fragen bombar­diert. «Ist Ihre Sondereinheit während des Einsatzes mit Funk verbunden?», «Gibt es tatsächlich Vorgaben vom Staat, wie viele Bussen die Polizei im Jahr verteilen muss?», «Wann erlöschen eingetragene Strafen?», «Wie lange arbeitet ein Polizist pro Tag?» oder «Darf die Kantonspolizei bei ­einer Verfolgung auch über die Landesgrenze?» waren nur einige der Fragen, die der Mediensprecher beantwortete.
Die Fragen kamen jedoch nicht aus dem Nichts. Denn zuvor bekamen die «Volksstimme»-Leser einen Image­film der Polizei zu sehen, der die Gesamtstruktur der Organisation aufzeigte. «Der Film ist ziemlich aktu­ell und beeindruckend», kündigte Buschauer den Streifen an. Tatsächlich zeigte er anschaulich, wie die Polizei funktioniert und was die Arbeit eines Polizisten beinhaltet. Von schönen Momenten, beispielsweise wenn eine Patrouille ein ausgerissenes Mädchen wieder den Eltern übergeben kann bis zu schwierigen Einsätzen, die nicht spurlos an den Einsatzkräften vorübergehen.

Handschellen aus Holz
Vorbei sind allerdings die Zeiten, in denen die Polizisten die Verbrecher mit Handschellen aus Holz festnahmen. Diese und weitere Utensilien aus alten Zeiten waren im Mini-Museum der Kantonspolizei, das die Entwicklung der Polizei von den Anfängen des Kantons bis heute widerspiegelt, zu bestaunen. Auch ein Bild von Neo-Regierungsrat Anton Lauber bei seinem Amtsantritt im Per­sonal-Verband Polizei Basel-Landschaft im Jahr 1996 gehört zu den Ausstellungsobjekten. Oder eine Anleitung, wie es die Polizei zu früheren Zeiten pflegte, Fuss- und Fingerabdrücke zu sichern, um Täter zu überführen.
Zur täglichen Arbeit eines Polizisten gehört es aber nicht nur, Verbrecher zu fassen, sondern auch, Delikte möglichst zu verhindern. Somit ist die Präventionsarbeit ein wichtiger Zweig im Organigramm der Polizei.  Hanspeter Rudin von der Beratungsstelle Verbrechensprävention zeigte an mehreren Beispielen auf, wie bitter nötig es ist, die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren.
So gehen bei der Polizei im Jahr rund 700 Meldungen von Diebstählen aus Einkaufswagen ein. «Viele Leute lassen ihre Tasche im Einkaufs­wagen unbeaufsichtigt, wenn sie beispielsweise das Gemüse wägen gehen. Und prompt ist das Portemonnaie weg», so Rudin. Tests von zivilen Polizisten würden zeigen, dass viele die Gefahr eines Diebstahls im Glauben, den Einkaufswagen im Blick zu haben, unterschätzen.

Modern und doch altmodisch
Das Beste kommt wie immer zum Schluss; das war auch beim «Augenschein» in der Gutsmatte der Fall.  Die Teilnehmer durften das Herz des Polizeistützpunktes, die Einsatzleitzentrale (siehe Kasten), besichtigen. Eine hochmoderne Anlage und aufgrund des rasanten technischen Fortschritts doch zum Teil schon wieder altmodisch, wie es der Dienst­leiter der Einsatzleitzentrale, Franz Schöpfer, formulierte.
Ein Arbeitsplatz umfasst sechs Bildschirme, die mit einer einzigen Tastatur und einer einzigen Maus bedient werden. Jeder Bildschirm hat seine eigene Funktion. Einer zeigt beispielsweise eine Karte des Kantons, auf welcher der Dienstleiter den Überblick hat, wo sich sämtliche Patrouillen-Fahrzeuge der Polizei befinden und wie schnell sie fahren. «Hier ist alles abrufbar», erklärt Schöpfer – von den Kontakten zu sämtlichen Feuerwehren, Wildhütern oder Bestattern bis zu den Nummern­codes von Gefahrengütern.
Sekunden später ist über die Lautsprecher zu hören: «Raubüberfall in einer Drogerie in Lausen.» ­Dabei erschrecken nicht nur die «Augenschein»-Teilnehmer, die in Lausen wohnen.

Einsatzleitzentrale
Der Stützpunkt der Baselbieter Poli­zei in Liestal ist ein hochmodernes ­Gebäude, in dem alle Fäden punkto ­Sicherheit und Verkehr zusammenlaufen. «Die Gutsmatte ist das Pentagon des Baselbiets», umschreibt es Polizeisprecher Nico Buschauer. Das Herz des Gebäudes ist die Einsatzleitzentrale, in der alle Sicherheitsdienste koordiniert werden. 60?000 Notrufe gehen jährlich bei den Einsatzleitern ein. Diese arbeiten in 12-Stunden-Schichten. «Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht», erklärt Buschauer. Die Zentrale wurde im Jahr 1998 gebaut und war damals das Mass aller Dinge in der Schweiz. Eine neue steht schon seit Längerem auf dem Wunschzettel der Kantons­polizei – sie würde rund 25 Millionen Franken kosten.

Volksstimme Nr. 81 / 2013