Der fünfte «Volksstimme»-Augenschein führte hinter die Kulissendes Industriewerks. In der grössten SBB-Werkstatt des Landes werden die Reisezugwagen erneuert.
it. Mit Schutzbrillen und orangen Westen ausgerüstet beginnt für die rund 60 «Volksstimme»-Augenscheinteilnehmenden der Rundgang durch das SBB Industriewerk Olten: Martin Gubler, Leiter Werksteuerung und stellvertretender Industriewerk-Leiter, zeigt nach einer kurzen Liftfahrt in den zweiten Stock zunächst den Weg eines Stossdämpfers durch die Werkstatt.
Es handelt sich um den Weg, den alle Teilkomponenten eines Zuges absolvieren, wenn sie in Olten revidiert werden: Vor der eigentlichen Wiederaufbereitung werden die Teile mit Sandstrahl-Technik gereinigt. Danach werden die Stossdämpfer von Mechanikern an bestens organisierten und aufgeräumten Arbeitsplätzen aufbereitet. Gubler weist darauf hin, dass die pingelig durchdachten Arbeitsschritte zur Sicherheit bei den späteren Zugfahrten beitragen: Nur sichere, perfekte Teile werden für die Züge verwendet.
Von einer Maschine werden die Stossdämpfer zusammengeschraubt, ein Prüfprogramm kontrolliert am Ende die Qualität des Elements. Später sorgt der Stossdämpfer wieder für den Komfort der Zugpassagiere. Pro Jahr werden circa 7000 Stossdämpfer im Industriewerk aufbereitet. Die Aufarbeitung von Teilkomponenten allein ergibt ein Umsatzvolumen von mehr als 90 Millionen Franken. Die Fabrik ist jedoch kein Profit-, sondern ein so genanntes Costcenter: Die Kosten werden 1:1 dem Regional- und Fernverkehr SBB in Rechnung gestellt.
Beeindruckende Wagenhalle Neben anderem sehen die Gäste während der Führung auch die Revision eines Personenüberganges (PUG), dem Bindeglied zwischen zwei doppelstöckigen Wagen. Selbst die Revision dieses Teils, das nur dazu dient, dass die Passagiere beim Wagenwechsel geschützt sind, beinhaltet einen grossen finanziellen und zeitlichen Aufwand: Die Gummimembran kostet 7000 Franken, im PUG sind 164 Schrauben und Muttern montiert.
Neben den Teilkomponenten werden im Industriewerk auch ganze Reisezugwagen revidiert und modernisiert. Dies geschieht in der riesigen Wagenhalle. Der grösste Teil der Führung findet in der 300 mal 120 Meter grossen Halle statt. In ihr gibt es 50 Standplätze für Wagen. Die Reisezugwagen wirken klein im Gegensatz zur Halle und den grossen Maschinen, die sich in ihr befinden. Die Gäste dürfen live miterleben, wie ein Wagon rangiert wird: Eine kleine Lokomotive bewegt die Wagen auf eine Schiebebühne, fährt mit ihr zum neuen Standplatz und stellt den Wagen dort ab.
Bis 50 Jahre Betriebszeit Unter vielen anderen Produkten werden auch internationale Reisezugwagen in Taktfertigung modernisiert. Jeden fünften Tag verlässt ein solches Fahrzeug in einem Topzustand das Industriewerk. Am Ende des «Refit» wird der Wagen auf dem Prüfgleis nochmal genau kontrolliert, bevor er wieder auf die Schienen zurückkehrt. Eine Gesamterneuerung eines Zugwagens findet bei einer Betriebszeit von 40 bis 50 Jahren alle 20 Jahre statt, zudem wird der Zug regelmässig im Service kontrolliert und allfällige Probleme werden in der Werkstatt in Olten behoben. Jeder Teil der Halle ist einem anderen Aufgabenbereich zugeordnet: Hier wird gestrichen, dort geschweisst, andernorts werden Räder wieder instandgebracht. Die letzte Station für die Gäste ist eine Maschine, die mit Laser Stahlblech schneidet.